artspring.berlin im Theater unterm Dach – 2024

artspring.berlin - Festivalthema 2024

Die Ausstellung im Theater unterm Dach ist von jungen Künstler:innen, Kunst­studierenden und Menschen, die leiden­schaft­lich Kunst betreiben. Sie sollen gleicher­maßen die Möglich­keit haben, sich zu zeigen. Damit geben wir uns als nächster Generation eine Stimme. Wir zeigen die Themen und Sicht­weisen junger Menschen, die in Berlin leben und sich über ihre Kunst ausdrücken.
Kuratiert und organisiert wird diese Aus­stellung von Emil Brenneisen, der im ersten Jahr Malerei an der Weißensee Kunst­hoch­schule Berlin studiert und Niklaus Bächli, der Visuelle Kommuni­kation an der Bauhaus-Universität Weimar studiert.

Ausstellung vom 08.05. bis 10.06.2024, Donnerstag bis Sonntag, 15.00-20.00 Uhr

artspring 2023 - Logo

Vernissage mit Musik: Dienstag, 07.05.2024, 19.00 Uhr

Donnerstag, 23.05.2024, 19.00 Uhr

Kathrin Bach, Corinna Kraft und Judith Fritsch lesen Lyrik, Romanauszüge und eine Kurzgeschichte – Kompositionen von Julius Tangerding

Kathrin Bach, 1988 in Wiesbaden geboren, studierte Kultur­wissen­schaften und Literari­sches Schreiben in Hildesheim. Mit ihrer Lyrik wurde sie zum 22. open mike ein­geladen und erhielt den 2. Preis beim Lyrik­preis München 2014. 2017 erschien ihr Lyrik­debüt »Schwämme« in der Parasiten­presse [Köln]. Für die Arbeit an ihrem Roman­projekt »Lebens­versicherung« erhielt sie u.a. 2022 das Residenz­stipendium für Literatur im Künstler­haus Lauenburg. Sie lebt als freie Autorin und Lektorin in Berlin, wo sie auch regel­mäßig Collagen klebt und Schreib­workshops hält. Im März 2024 erschienen ihr zweiter Lyrikband, »Gips«, Parasiten­presse und das poetisch-poetolo­gische Journal »Sonntagssplitter« bei etceterapress berlin.

morgens, mittags und abends
das hinzufügen, was gebraucht wird
mir selbst eine hand auf die schulter legen
wasser, das sich in der schale sammelt
die ich im sommer auf den tisch gestellt hab
als könnt ich ein paar vögel am leben halten
Kathrin Bach, aus dem Lyrikband „Gips“

- – -

Corinna Kraft, geboren 1987 in Kassel, geht in ihrem Roman­projekt Flecken der Frage nach, was Frauen* Gewalt erdulden lässt. Aus Recher­chen und ihrer eigenen Er­fahrung entwickelt sie die Geschichte zweier Frauen, einer Straf­vertei­di­gerin und ihrer Mandantin, die eines Abends aus Angst um ihr eigenes Leben ihren prügelnden Ehe­mann getötet hat. Corinna arbeitet in Hamburg als Lehrerin und lernt in Berlin das Autorinnen­handwerk.

Marie und ich haben nach Luft geschnappt, gekrümmt ge­prustet, Lach­tränen. „Wie in einer Sitcom“, hat M. nach dem Knall gesagt, nachdem wir geguckt haben, ob die Brille noch ganz ist, „einfach Slap­stick gegen ein Schild zu laufen.“ Dieses Mal war das Grün in meinem Gesicht un­schuldig, wie das von Menschen nach einer Weisheitszahn-OP, eine Anekdote, nicht wie das eine Mal, als J. mehrere Schichten Camouflage-Make-up mit einem feuchten Beauty­blender auf meinem Gesicht verteilt hat, als wir versucht haben, zu ver­stecken, was er mir an­getan hat. Wer war ich? Ich, die das mit­ver­tuscht hat. Wer war ich?
Corinna Kraft, aus dem Romanprojekt »Flecken«

- – -

Judith Fritsch, 2001 in Berlin geboren, hat als Kind in Hör­spielen ge­sprochen und schon früh damit be­gonnen, eigene Geschichten zu schreiben. Momentan besucht sie Schreib­seminare und arbeitet an ihrem ersten Roman.

Ganz hoch sind wir jetzt schon ge­klettert und hören den Vögeln zu. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, sehe in die Baum­krone hoch und wiege mich mit den rauschen­den Blättern hin und her. Wenn ich ganz genau hin­hören würde, könnte ich hören, wie sie flüstern. Wie sie versuchen, um uns zu weinen.
Es tut mir leid, Cousine. Dass ich deinen Namen nicht mehr weiß. Dass ich nicht ge­merkt habe, dass dein Vater ein Mädchen­fresser ist. Wenn ich könnte, würde ich eine Nadel nehmen und versuchen, jeden deiner Haut­fetzen wieder zusammen­zu­flicken. Hundert kleine Nadel­stiche auf deiner Haut, die ja doch ver­geb­lich wären.
Judith Fritsch, aus der Kurzgeschichte »Mädchenfresser«

- – -

Julius Tangerding, 2001 in Berlin geboren, spielt seit dem fünften Lebens­jahr Klavier und begann schon früh zu impro­visieren und kompo­nieren. Später erhielt er auch Theorie- und Kompo­sitions­unter­richt und Jazz-Unterricht. Seit 2021 studiert er Kompo­sition bei Hanspeter Kyburz an der Hoch­schule für Musik Hanns Eisler Berlin.

Der intuitiv-spielerische Umgang mit den Funktions­weisen der musikali­schen Struk­turen bildet die Grund­lage für meine Kompo­sitionen. In jedem Stück will ich eine un­be­kannte Welt mit eigenen Ge­setzen erschaffen, in die der Zu­hörer ein­tauchen kann und so für einen Moment der realen Welt entgleitet.

Donnerstag, 30.05.2024, 19.00 Uhr

Erez Majerantz liest Satiren und Kurzgeschichten, musikalische Begleitung Katja Chava Majerantz

Erez Majerantz, geboren 1980 in Israel, lebt seit 2016 in Berlin. Nach einem Studium der Philosophie und Komparatistik an der Bar-Ilan Universi­tät schrieb er satirische Kolumnen und Sketche für das Radio und mode­rierte die Sen­dung »On the edge of the scale«. Vier seiner Theater­stücke wurden in Israel aufgeführt und ins Deutsche über­setzt. 2016 erhielt Erez Majerantz den Kunst­preis für Menschen­rechte. Sein Erzähl­band »Das Leben an sich ist das Geringste aller Übel« erschien 2020 im Aphorisma Verlag, Berlin. Mit dem Maler Dan Alon veröffent­lichte er die Graphic Novels »Therapie Taxi« und »Euro-Bar« und ist Produ­zent sowie Texter der Under­ground-Punk­band DYSFUNCTION.

Katja Chava Majerantz, aufgewachsen in Koblenz, studierte Informatik an der Humboldt-Uni­versität zu Berlin, seit 2023 studiert sie Block­flöte an der Hoch­schule für Musik Nürnberg und spielt im Berliner Block­flöten­orchester.

Vor Ronnys Augen tanzten schwarze Flecken. Er dachte an all die Texte, die er heute hätte mit­grölen können, mit dem Solisten und den anderen Fans der »Allgemeinen Feind­seligkeit«, von denen ihm wahr­schein­lich die meisten sehr viel ähnlicher waren als die Soldaten, mit denen er nun schon seit andert­halb Jahren auf diesem lausigen Stütz­punkt das Zimmer teilen musste. Er sah, wie sich die Nebel­schwaden auf der Bühne ver­zogen, die Lichter und die Klänge ver­schwan­den und sich in einen reizlosen Kasernen­bau ver­wandelten.
aus der Kurzgeschichte »Allgemeine Feindseligkeit«