Zu Gast im TuD – »Das Bellen der Hunde«

von Michael Alexander Müller

Mit: Michael Bideller, Sven Fricke
Text: Michael Alexander Müller
Konzept, Regie: Francoise Hüsges
Dramaturgie, Produktionsleitung: Milena Fischer
Bühne, Kostüm: Marie-Luise Otto
Regieassistenz: Emmi Spieler
Bühnenassistenz: Cornelius Laasch, Clara Weise
Kostümassistenz: Robin Basman
Live-Visuals, Animation: Mara Wild
Live Komposition, Sounddesign: Shadi Kassaee
Violoncello, Gesang: Lara Hüsges
Lichtdesign: Kianosh Momo Kinz
Programmierung: Tim Passgang
Streaming: Jonas Fülscher, Francoise Hüsges, Martin Hüsges

Das Bellen der Hunde

„Michael Alexander Müllers „Das Bellen der Hunde“ ist eine interessante Versuchsanordnung: Kann man sich einem Menschen nähern, mit reiner, algorithmischer Logik, mit einfachen „Wenn-dann“-Folgerungen?”
Falk Schreiber, Hamburger Abendblatt 16. Dezember 2022

Heinz, pensionierter Lehrer, schaut ganz genau hin. Er will die Welt bis ins Detail erkennen, hinter Fassaden blicken, die Wahr­heit erkennen. Paul, tätig fürs Fern­sehen, reist zu den Schau­plätzen, an denen sich die wirklich wichtigen Dinge ereignen. Die Schluss­folge­rungen, die die beiden Männer jeweils aus ihren Recherchen ziehen, könnten unter­schied­licher nicht sein, ja, sie wider­sprechen sich diametral. Das Problem ist: Heinz ist Pauls Vater, Paul ist Heinz‘ Sohn. Und nach gescheiterten Versuchen scheint ein Dialog nicht mehr möglich. Wäre da nicht diese geniale Erfindung: Die kleinste Informations­einheit aus 1/0 bzw. wahr/falsch, also ein Bit. Und plötzlich ist ganz leicht, was zuvor un­möglich schien: Erkennt­nisse über aktuelle politi­sche Ereig­nisse aus bio­grafi­schen Erleb­nissen vor dem Hinter­grund deutscher Geschichte, aus Familien­ge­heim­nissen und un­aus­ge­sprochenen Gefühlen, ver­strickt in einem großen digitalen Netz.

DAS BELLEN DER HUNDE entwirft einen Blick in die Zukunft. Was so fern scheint, ist doch so nahe­liegend: Ein Szenario, das mitten hineintrifft ins bundes­deutsche Familien­herz. So oder so ähnlich könnte es aussehen, das Ringen um gegen­seitiges Ver­ständnis, das wieder­holte Scheitern und doch nicht Auf­geben und schließ­lich die Suche nach dem richtigen Mittel für den not­wendigen Zweck. Das Stück, changierend irgendwo zwischen Utopie und Dystopie, fragt nach dem Kern des Ganzen, danach, was wahr, was wesent­lich ist, wenn man das Gewirr an Meinungen, Vorwürfen, Ver­letzungen durch­dringt. Was ist dort zu finden?

Die Uraufführung von DAS BELLEN DER HUNDE basiert auf Recherchen und Interviews und erforscht ein Thema, das aktueller kaum sein könnte: den Einfluss der Algorithmen im Netz auf einen Menschen, eine Familie, eine Gesellschaft und letztend­lich auf die freie Demokratie.