1903 schreibt Daniel Paul Schreber, der Sohn des Gründervaters der beliebten Schrebergärten, das wahnsinnigste Buch der Welt. Darin erklärt der überarbeitete Gerichtspräsident sein Nervenleiden und seine wahnhaften Vorstellungen zu religiösen und spirituellen Eingebungen.
Mit dieser Schrift erwirkt er seine Freilassung aus der psychiatrischen Anstalt. Auf bemerkenswerte Weise bedient er sich dabei des psychiatrischen Diskurses seiner Zeit. Bei genauerer Betrachtung wird Schrebers Wahn als ein Produkt einer pädagogisch und psychiatrisch völlig verfehlten Erziehungsarbeit lesbar.
Wie aber sind wir selbst durch unser Umfeld geprägt? Welche Wahrheiten werden uns von klein auf eingetrichtert? Wie optimieren wir uns ein Leben lang selbst, ohne dem dadurch entstehenden Druck zu erliegen? Seine “Wahrheit” bringt Schreber schließlich nicht nur den Tod, sondern auch unerwarteten Ruhm: Sigmund Freud, Elias Canetti und viele andere erklären ihn zu einem geradezu beispielhaften Psychotiker…
Ausgehend von Daniel Paul Schrebers »Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken« untersucht das Theaterstück die absurde Wahlverwandtschaft von Wahrheit und Irrsinn, Erziehung und Zwang.
Was ist verrückter: Der Wahnsinn oder die Geschichte seiner Entstehung?