BRUCHLINIEN: Zwei Bühnen, zwei Städte, ONline, OFFline, analog, digital, aktiv, passiv.
Ein Thema. Der Missbrauch. Wir haben die Wahl, ob wir eine Grenze überschreiten oder nicht, ob wir aufmerksam in unserem Umfeld sind, ob wir die Anzeichen für den sexuellen Missbrauch erkennen und wahrnehmen und uns als Gesellschaft zu fragen, was wir dagegen unternehmen – etwa die Verjährungsfristen endlich zu kippen und Missbrauch zum Verbrechen zu erklären, der in der Familie und im sozialen Umfeld täglich in vielfältigen Varianten und Ausprägungen mitten unter uns geschieht. Es ist unumgänglich sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, die Zeichen zu lesen und zu handeln.
BRUCHLINIEN ist ein öffentlicher Bericht, in dem zwei wahre, aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen jedoch anonym gehaltene Fälle sexuellen Missbrauchs verhandelt werden. Da ist das Mädchen, das von ihrem Stiefvater jahrelang unter den Augen ihrer Mutter missbraucht wurde, und der Junge, der von seinem Jugendbetreuer eines Eisenbahnvereins über mehrere Jahre hinweg vergewaltigt wurde. Zwei Kinder, eingeschüchtert und gefangen in ein System aus Verrat, Manipulation, psychischem Druck und brutaler Gewalt im vertrauten Umfeld. Zwei Kinder, die das Erlebte über Jahre verdrängt und aus Angst und Schamgefühl geheim gehalten haben. Jahre später erst können sie sich ihrer Vergangenheit stellen, brechen das Schweigen und stellen Strafanzeige.
Sie übergeben ihre Akten, Erinnerungsprotokolle und Briefe dem Autor Michael Alexander Müller, der ihr Erlebtes zu einem Theatertext dramatisiert hat. Eine Berichterstatterin und ein Berichterstatter rekapitulieren das Geschehen für die Öffentlichkeit. Vergangenes wird
gegenwärtig. Während beide Fälle juristisch verjährt sind, erwachen die Menschen und ihre Schicksale hinter den Akten zu neuem Leben, geben Auskunft und fordern Aufklärung.
Das Theater unterm Dach Berlin und das monsun.theater Hamburg arbeiten sowohl analog als auch digital zusammen. Während das Publikum im Saal des Theaters unterm Dach der Aufführung beiwohnt, fordern wir eine begrenzte Anzahl an Zuschauer_innen per Zoom auf, simultan die Vorstellung an ihren Monitoren zu verfolgen und aktiv teilzunehmen. Auf der moderierten Online-Plattform werden die Zuschauer zu Interaktionen aufgefordert, die zurück auf die Bühne wirken. Es entsteht eine Partizipation an der visuellen Gestaltung der analogen Bühnenästhetik. Das Digitale verbindet sich mit dem Analogen und macht das Theater grenzenlos.
Eine simultane ON-OFFline-Koproduktion zwischen dem Theater unterm Dach Berlin und dem monsun.theater Hamburg.
Weitere Informationen: https://monsun.theater/veranstaltungen/bruchlinien