“…Zu wem hätte ich denn gehen sollen-heute, als ich begriffen hatte, dass ich meinen Bruder verlieren würde? Morgen wäre Uli abgereist… Ich ging zur Tür, alles drehte sich in mir. Ich fand die Klinke und draußen im Flur hielt ich mich eine Weile an der Klinke fest, während ich auf seine Stimme wartete…”
Ostern 1961. Elisabeth, eine junge Malerin, erfährt, dass ihr über alles geliebter Bruder Ulrich in den Westen fliehen möchte. Ulrich sieht für sich keine Zukunft mehr in der DDR, an die er einst geglaubt hatte. Elisabeth ist verzweifelt und fragt sich: Was wird bleiben von ihrer Liebe und ihren gemeinsamen Idealen, wenn jeder in einem anderen Teil Deutschlands lebt? Sie will, sie muss Ulrich aufhalten und dafür ist ihr jedes Mittel recht. Sie hat noch anderthalb Tage Zeit.
In ihrer 1963 erschienenen Erzählung verarbeitet Brigitte Reimann die menschlichen Konflikte der deutschen Teilung, deren Lösung mit dem Bau der Berliner Mauer in unendliche Ferne zu rücken schien.
Auf was für ein wiedervereintes neues Deutschland schauen wir heute 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer?