Was ist geblieben? Er lebt am Existenzminimum. Er hat mehrere Jobs, die trotzdem kaum reichen, um Frau und Kind zu versorgen. Sein gesundheitlicher Zustand wird immer besorgniserregender. Ausgenutzt, gedemütigt, geschlagen: ein Mensch ohne Chance, mit Blut am Ellbogen: Woyzeck, Opfer und Täter. Verschlissen in einer brutalen Gesellschaft, Mörder von Marie.
Als er erfährt, dass seine Marie, sein letzter physischer Machtanspruch, sein einziger Gefährte, sich dem Mayor öffnet eine Nacht lang, verliert Woyzeck nicht nur den Bezug zur Realität. Er gewinnt ihn im selben Moment auch. Er kauft sich ein Messer, weil eine Pistole zu teuer ist und sticht nicht wahllos zu, sondern auf das einzige von Wert, das Einzige, das noch wohl war in einer Welt des Unwohlseins.
Der von Büchner als Fragment belassene Dramenstoff ermöglicht die Betrachtung des Individuums in einem System, das nach Klassen geordnet ist und in dem deshalb alle verlieren. – Und was bleibt uns dann noch an Humanität, Freude, gemeinsamer Zukunft?
Mit freundlicher Unterstützung der Hochschule für Schauspielkunst Ernst-Busch und der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.