Die Inszenierung entwickelt eine Folge von poetischen, traumhaften und grotesken Bildern als Annäherung an Kafkas Lebensgefühl, seine Grundkonflikte und seine innere Welt.
Kafka leidet an der Familie, seiner „Mischpoche“, besonders am Unverständnis des dominanten Vaters für die Andersartigkeit des Sohnes und für dessen besondere Existenz, die sich allein im Schreiben verwirklicht. Und er leidet am eigenen Unvermögen, sich anzupassen an die Erwar-tungen, Lebensentwürfe und Wertvorstellungen seiner Zeit, seiner Familie, seiner Religion und der Frauen, die seinen Weg kreuzen. Er ist einen „Teufelspakt“ eingegangen, mit dem er seine Seele, seine Vitalität und Liebesfähigkeit aufgegeben hat, um sich gänzlich dem Schreiben zu verschreiben.
„Fremder als ein Fremder“ bewegt sich Franz zögernd, schwankend, taumelnd und schwindelnd im Labyrinth seines Lebens. Diese Bewegungsformen existenzieller Unsicherheit bestimmen den Rhythmus der Inszenierung, die mit Textmaterial und Bildmotiven aus Kafkas Erzählungen, Tagebüchern und Briefen arbeitet.
Die Dramaturgie folgt der Konstruktion seiner Tagebuchaufzeichnungen, der Flüssigkeit von Erinnerungen und der Logik von Träumen: innere und äußere Wirklichkeitsebenen greifen ineinander; das szenische Material springt zwischen Komik, Tragik und Absurdität hin und her, zeigt Brüche, Überblendungen, Wiederholungen, Umkehrungen und Verwandlungen. Die Darsteller/innen wechseln die Rollen und ihre Perspektive auf die Figuren – auch hier gibt es keine Verlässlichkeit.