Unter dem Titel „Mysterien für alle. Kleinste Aufzeichnungen“ ist ein Band in der Bibliothek Suhrkamp erschienen, der „kleinste“, flüchtige Notate von Joseph Beuys aus allen Phasen seines Schaffens versammelt. Schönheit, Funktion, Vorläufigkeit und Poesie der Notiz, die sich noch mehr an ihren Verfasser als an eine Öffentlichkeit richtet, verbinden sich in diesen Aufzeichnungen.
Im Werk von Joseph Beuys sind Aspekte des Denkens, seines gestischen und sprachlichen Ausdrucks zentral. Besonders in den großen „Tafelwerken“ ist augenfällig, dass sich jedes Denken, wenn es sich artikulieren, also sozial produktiv werden will, mit dem menschlichen Körper und, im Falle seiner schriftlichen Fixierung, dem flächigen Schreibgrund auseinandersetzen muss. Ob auf Schiefertafel oder Papier, Wand oder Leinwand – wo immer sich Denken materialisiert, unterliegt es einer Gestaltung, die bei Beuys’ nicht nur eine sozial-analytische, sondern immer auch eine künstlerische ist. Die Verbindung der verschiedenen Ausdrucksräume seines Denkens in den Lineaturen der Schrift und denen der Zeichnung grenzt selbst schon an ein Mysterium … Über diese und andere Fragen unterhalten sich der Leiter des Hamburger Bahnhofs Dr. Eugen Blume und der Herausgeber Steffen Popp, der das Buch auch vorstellen wird.
EUGEN BLUME, 1951 in Bitterfeld geboren, hat sich seit seiner Studienzeit mit Joseph Beuys beschäftigt und ist seit 1993 für den Aufbau des Medien-Archivs Joseph Beuys verantwortlich. In Ausstellungen, zahlreichen Büchern und Aufsätzen befragte er Beuys’ phänomenales Werk. Seit 2001 ist Eugen Blume der Leiter des Hamburger Bahnhofs.
STEFFEN POPP wurde 1978 in Greifswald geboren und wuchs in Dresden auf. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Dresden, Leipzig und Berlin. Von ihm erschienen mehrere Gedichtbände, zuletzt „Dickicht mit Reden und Augen“ (2013), der Roman „Ohrenberg oder der Weg dorthin“ (2006), Übersetzungen US-amerikanischer Gegenwartslyrik und Publikationen zur zeitgenössischen Poetik. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Peter Huchel-Preis 2014 und 2015 das Jahresstipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo.