Für Michael Voges, der sich erst nach seinem Lehrerstudium entschlossen hatte, als freier Künstler zu existieren, war die Möglichkeit, von 1988 bis 1991 Meisterschüler an der Akademie der Künste zu werden, ein Glücksfall. Von seinem Atelier-Fenster aus, direkt am Pariser Platz gelegen, hatte Voges den ungeschönten Blick auf den Stacheldraht und auf das Grenzgebiet zwischen Ost- und Westberlin. Als Meisterschüler erlebte Voges hier den Fall der Berliner Mauer, in einem Moment, in dem er sich gerade von den Konventionen der ihm bis dahin als vorbildhaft geltenden Ost-Berliner Kunst zu lösen begann. Die Hinwendung zum Rot in seinen Bildern war zum emanzipatorischen Akt geraten: sichtbar weg von den als zu eng empfundenen Auffassungen und Ansichten.
Michael Voges beschreibt jenen Wandel als Weg von der Stadtlandschaft über das Psychogramm hin zur inneren Landschaft, die in ihrer Komplexität aus Farbe, Form und Erzählung ein neues Bild ergab. Die Brüche und Ablenkungen der 1990er Jahre haben das Kontemplative dieses Prozesses empfindlich gestört. Gegenüber Freunden fasste Voges den fundamentalen Verlust später in den denkwürdigen Satz: »Es gibt das Rot nicht mehr«. Doch während der Wendejahre malte er wie um sein Leben gegen den Untergang an: »Ich hab noch nie so viel mit Rot gearbeitet wie zum Beispiel jetzt.«
Die Ausstellung entstand mit freundlicher Unterstützung von Susanne Kallenbach und der Christa-und-Gerhard-Wolf-Kunststiftung in der Stiftung Stadtmuseum Berlin. Das Projekt wird aus Mitteln des Ausstellungsfonds Kommunale Galerien gefördert.