Donnerstag, 17.11.2022, 19.00 Uhr
Der Eintritt ist frei. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig.
Erinnern stören
Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive
Eine Lesung in der Galerie Parterre Berlin mit Massimo Perinelli, Cynthia Zimmermann und Felix Axster
Das Buch „Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive“, herausgegeben von Lydia Lierke und Massimo Perinelli vereint Beiträge, die sich mit der gewaltvollen Zäsur für migrantisches und jüdisches Leben in Ost und West beschäftigen. Die Lesung in der Galerie Parterre Berlin möchte ausgegrenzte Perspektiven auf die deutsch-deutsche Vereinigung wieder sichtbar machen und an die Kämpfe um Teilhabe in den 1980er Jahren, einschneidende Erlebnisse um die Vereinigung und die Selbstbehauptung gegen den Rassismus der 1990er Jahre erinnern.
Der Band beinhaltet Geschichten von Bürgerrechts- und Asylkämpfen ehemaliger Gastarbeiter:innen, von Geflüchteten in BRD und DDR, Beiträge über den Eigensinn von Vertragsarbeiter:innen, von damaligen internationalen Studierenden, über jüdisches Leben in Ost und West sowie über die Kämpfe von Sinti und Roma im geteilten Deutschland.
Zu den Autor:innen:
Massimo Perinelli, 1969 in Frankfurt geboren, ist Enkel eines neapolitanischen Gastarbeiters. Er hat in Hamburg Geschichte studiert und an der Universität zu Köln zur Körpergeschichte der italienischen Nachkriegszeit promoviert und zur Sexualitätsgeschichte in den USA geforscht und gelehrt.
Er ist seit 1998 Mitglied bei Kanak Attak, hat mit dem Kollektiv Dostluk Sineması 2013 die Initiative „Keupstraße ist überall“ mitgegründet und das Tribunal „NSU-Komplex auflösen“ von 2017 in Köln und 2019 in Chemnitz mitorganisiert. Seit 2016 arbeitet er als Referent für Migration in der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin. Während des Mauerfalls im November 1989 war er in Hamburg mit der Besetzung der Roten Flora beschäftigt.
Cynthia Zimmermann ist in der DDR geboren, an vielen Orten groß geworden und heute manchmal gern heimatlos. Sie befasst sich mit den Kontinuitäten von rassistischen Strukturen und radikaler Selfcare, lohnarbeitet beim Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt und ist politisch aktiv in der Initiative 12. August. Zimmermann liest aus dem Beitrag „Ossis of Color. Vom erzählen (p)ost-migrantischer Geschichten“, den sie gemeinsam mit Lydia Lierke und Jessica Massochua verfasste.
Felix Axster haben die rassistischen Ausschreitungen und Pogrome der Wende- und Nachwendezeit dazu veranlasst, sich während seines Geschichtsstudiums in Hamburg mit der Geschichte von Nationalsozialismus und Kolonialismus zu befassen. In den nächsten Jahren wird er zusammen mit Mathias Berek im Rahmen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) zu Arbeitskämpfen in den frühen 90ern, der Konjunktur von Ressentiments nach der Vereinigung sowie der Erinnerung an die Wende- und Postwendezeit forschen. Axter liest er aus dem gemeinsam mit Berek verfassten Beitrag „Zwischen Postnazismus und Post-Migration: Jüdische Perspektiven auf die Wende- und Nachwendezeit. Gespräche mit Max Czollek, Dmitrij Kapitelmann, David Kowalski und Hannah Peaceman“.
„Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive“, erschien 2020 im Berliner Verbrecher Verlag. Das Buch ist vergriffen, die einzelnen Beiträge können jedoch auf der Website der Rosa-Luxemburg-Stiftung kostenfrei heruntergeladen werden.