Schönhauser Allee

Ausstellung vom 27.09. bis 20.11.2022

In Zusammenarbeit mit Friedrich Loock, Galerie Loock und Candice M. Hamelin

Fotografien von Ursula Arnold, Sibylle Bergemann, Christian Borchert, Kurt Buchwald, Arno Fischer, Harald Hauswald, Bernd Heyden, York der Knoefel, Ingar Krauss, Werner Lieberknecht, Werner Mahler, Roger Melis, Barbara Metselaar Berthold, Helga Paris, Manfred Paul, Robert Paris, Ludwig Rauch, Rudolf Schäfer, Uwe Steinberg, Brigitte Voigt und Ulrich Wüst

Tina, Ecke Oderberger Str., aus der Serie Unscharfe Porträts, 1986-88

Ausstellung

Von der Alten Schönhauser Straße im Süden bis zur Berliner Straße im Norden, zieht sich die Schönhauser Allee durch den Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg und weckte zu unter­schiedlichen Zeiten das Interesse zahl­loser Fotograf:innen. Sie kamen aus Ost und West und doku­men­tierten das all­tägliche Leben von Menschen der unter­schied­lichsten sozialen Schichten: auf der Straße, in den U-Bahn­statio­nen, den an­liegen­den Läden, Restaurants, Cafés und Bars. Auch die im 19. Jahr­hundert erbauten, fünf­stöckigen Miets­häuser rund um die Schönhauser Allee boten eine leben­dige und geschichts­trächtige Kulisse und waren Anziehungs­punkt für Mode- und Magazin-Shootings.

Die Ausstellung “Schönhauser Allee” zeigt Foto­grafien aus den Jahren zwi­schen dem Bau der Berliner Mauer und ihrem Fall. Die in dieser Aus­stellung vor­ge­stellten Foto­graf:innen folgen in ihren Auf­nahmen dem Wandel der Straße. Sie thema­ti­sieren und reflek­tieren sowohl deren Geschichte als auch den foto­grafischen Prozess selbst; sie erzählen von der Faszination Schönhauser Allee und den Ver­ände­rungen, die der Kiez im Verlauf der Jahr­zehnte durch­lebt.

Veranstaltungen

Szene aus dem „2. Homo-Programm 1999“ des Hibaré (Kabarett der HIB), aufgenommen Silvester 1975

Donnerstag, 10.11.2022, 19.00 Uhr

Queerer Osten

Ein multimedialer Gesprächsabend zur LGBTIQA+ Geschichte des Prenzlauer Berg
Moderation: Björn Brolewski , wissenschaftlicher Volontär der Galerie Parterre Berlin

Unsere Ausstellung „Schönhauser Allee“ ermöglicht Besucher:innen eine Zeitreise nach Prenzlauer Berg während der 1960er bis 90er Jahre.
Der Abend wird den Blick auf einen wichtigen Aspekt der Geschichte des Stadtteils und der Schönhauser Allee lenken: In den 1970er Jahren wurden Lokale in Prenzlauer Berg zu beliebten Treff­punkten für Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans* und inter* Personen. Mit den Jahren ent­wickelte sich der Stadt­teil zu einem Zentrum der queeren Emanzipations­be­wegung in der DDR. So wurde 1973 die Homo­sexuelle Interessen­ge­mein­schaft Berlin in einem Ost­berliner Wohn­zimmer gegründet. Sie hatte es sich zum Ziel gemacht, homo­sexuelle Lebens­­an­sprüche in die DDR-Gesell­schaft gleich­be­rechtigt und un­ver­fälscht zu integrieren. Aus dieser Interessen­ge­mein­schaft ging 1986 der Sonntags-Club hervor, ein queeres Beratungs-, Informations- und Kommunika­tions-Zentrum, das bis heute in Prenzlauer Berg beheimatet ist.

Während der Veranstaltung werden Fotos und Videos gezeigt, die uns vom Sonntags-Club e. V. zur Verfügung gestellt wurden.

Peter Rausch, geboren 1950 in Berlin Friedrichshain, ist Mitbegründer der Homosexuellen Interessen­ge­mein­­schaft Berlin und Ehren­mit­glied des Sonntags-Club e. V. Rausch war bis 1991 im Hochschulwesen der DDR und BRD tätig, publiziert seit der Wende Sachtexte und ver­öffent­lichte 2014 seinen ersten Roman „Homo­Blocker“. Im Gespräch in der Galerie Parterre Berlin gibt er Einblicke sechs Jahr­zehnte Be­wegungs­geschich­te im Prenzlauer Berg.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit Peter Rausch und dem Sonntags-Club e. V.

Cover des Buches mit einer Illustration von Nino Paula Bulling und Burcu Türker

Donnerstag, 17.11.2022, 19.00 Uhr
Der Eintritt ist frei. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig.

Erinnern stören
Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive

Eine Lesung in der Galerie Parterre Berlin mit Massimo Perinelli, Cynthia Zimmermann und Felix Axster

Das Buch „Erinnern stören. Der Mauerfall aus migrantischer und jüdischer Perspektive“, heraus­ge­geben von Lydia Lierke und Massimo Perinelli vereint Bei­träge, die sich mit der gewalt­vollen Zäsur für migranti­sches und jüdi­sches Leben in Ost und West be­schäf­tigen. Die Lesung in der Galerie Parterre Berlin möchte aus­ge­grenzte Per­spektiven auf die deutsch-deutsche Vereini­gung wieder sicht­bar machen und an die Kämpfe um Teil­habe in den 1980er Jahren, ein­schneiden­de Erleb­nisse um die Ver­eini­gung und die Selbst­be­haup­tung gegen den Rassis­mus der 1990er Jahre erinnern.
Der Band beinhaltet Geschichten von Bürger­rechts- und Asyl­kämpfen ehe­mali­ger Gast­arbeiter:innen, von Ge­flüchteten in BRD und DDR, Bei­träge über den Eigen­sinn von Vertrags­arbeiter:innen, von damaligen inter­natio­nalen Studieren­den, über jüdisches Leben in Ost und West sowie über die Kämpfe von Sinti und Roma im geteilten Deutschland.

Zu den Autor:innen:

Massimo Perinelli, 1969 in Frankfurt geboren, ist Enkel eines neapolitanischen Gast­arbeiters. Er hat in Hamburg Geschichte studiert und an der Universi­tät zu Köln zur Körper­geschichte der italieni­schen Nachkriegs­zeit promo­viert und zur Sexualitäts­geschichte in den USA geforscht und gelehrt.
Er ist seit 1998 Mitglied bei Kanak Attak, hat mit dem Kollektiv Dostluk Sineması 2013 die Initiative „Keupstraße ist überall“ mitgegründet und das Tribunal „NSU-Komplex auflösen“ von 2017 in Köln und 2019 in Chemnitz mit­organisiert. Seit 2016 arbeitet er als Referent für Migration in der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin. Während des Mauer­falls im November 1989 war er in Hamburg mit der Besetzung der Roten Flora beschäftigt.

Cynthia Zimmermann ist in der DDR geboren, an vielen Orten groß geworden und heute manch­mal gern heimat­los. Sie be­fasst sich mit den Kontinuitä­ten von rassisti­schen Struk­turen und radikaler Selfcare, lohn­arbeitet beim Flücht­lings­rat Sachsen-Anhalt und ist politisch aktiv in der Initiative 12. August. Zimmermann liest aus dem Beitrag „Ossis of Color. Vom erzählen (p)ost-migrantischer Geschichten“, den sie gemein­sam mit Lydia Lierke und Jessica Massochua verfasste.

Felix Axster haben die rassistischen Aus­schreitun­gen und Pogrome der Wende- und Nachwende­zeit dazu ver­an­lasst, sich während seines Geschichts­studiums in Hamburg mit der Geschichte von National­sozialis­mus und Kolonialis­mus zu be­fassen. In den nächsten Jahren wird er zu­sammen mit Mathias Berek im Rahmen des Forschungs­instituts Gesell­schaft­licher Zusammen­halt (FGZ) zu Arbeits­kämpfen in den frühen 90ern, der Konjunktur von Ressenti­ments nach der Ver­einigung sowie der Erinnerung an die Wende- und Post­wende­zeit forschen. Axter liest er aus dem gemein­sam mit Berek ver­fassten Beitrag „Zwischen Postnazismus und Post-Migration: Jüdische Perspek­tiven auf die Wende- und Nach­wende­zeit. Gespräche mit Max Czollek, Dmitrij Kapitelmann, David Kowalski und Hannah Peaceman“.
„Erinnern stören. Der Mauer­fall aus migran­tischer und jüdi­scher Perspek­tive“, erschien 2020 im Berliner Ver­brecher Verlag. Das Buch ist ver­griffen, die einzelnen Bei­träge können jedoch auf der Website der Rosa-Luxemburg-Stiftung kosten­frei herunter­geladen werden.

Arno Fischer: aus der Serie Berlin Schönhauser Allee, 1967

Workshop für Schulklassen

Schnell, schneller, am schnellsten – ein Daumenkino entsteht

Die Schönhauser Allee zieht sich durch den Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg und weckte immer wieder das Interesse von Fotograf_innen. Gezeigt werden in der Ausstellung Foto­grafien aus den Jahren zwischen dem Bau der Berliner Mauer bis zu ihrem Fall. Die Auf­nahmen erzählen von der Faszination Schönhauser Allee, dem alltäglichen Leben von Menschen aus unter­schied­lichen sozialen Schichten und den Ver­änderun­gen, die der Kiez im Laufe der Jahr­zehnte erlebte.
In Form eines Daumen­kinos werden die Teil­nehmenden sich während des Work­shops mit der heutigen Schönhauser Allee in all ihrer Lebendig­keit, ihren Turbulenzen und ihrer neuen Geschwindig­keit zeichnend aus­einander­setzen.

Ort: Galerie Parterre Berlin, Danziger Straße 103, 10405 Berlin
Teilnahme: Vorschulkinder, GS, SEK I + II / bis 28 Teilnehmende
Termine: 10.00 – 13.00 Uhr, 08.11. / 10.11. / 11.11. / 14.11. / 15.11. / 16.11. / 17.11.2022
Kosten: kostenfrei, Materialien werden gestellt
Konzept: Daniela Herr, Kunsthistorikerin/Kunstvermittlung
Anmeldung: danielle.herr@gmx.de / Tel.: (030) 4426141
Veranstalter: Galerie Parterre Berlin

Berliner Zeitung, 15.11.2022

Berlin-Prenzlauer Berg: Die Schönhauser Allee in Fotografien aus der DDR-Zeit
Sibylle Bergemann, Arno Fischer, Harald Hauswald, Roger Melis machen die Straße und das Land zur Projektionsfläche für Lebenslust, Melancholie, Schönheit, Trotz.
Authorin: Susanne Lenz | 15.11.2022 | 15:16 Uhr