Viele erinnern sich an Núria Quevedos eindringliches Gruppenbild »Dreißig Jahre Exil«, das sie 1971 auf der VIII. Kunstausstellung in Dresden zeigte und das sich seit 1973 im Besitz der Städtischen Kunstsammlung Karl-Marx-Stadt (heute Kunstsammlungen Chemnitz) befindet.
Exil und Emigration sind – ebenso wie die existenzielle Frage nach Heimat – die großen Themen, welche im grafischen und malerischen Werk der Künstlerin mit Vehemenz verhandelt werden. Mit ihrer eigenartigen und unerbittlichen Bildsprache, bei der die Figur/en mögliche Formen eines Miteinanders von Mensch zu Mensch sowie Mensch und Welt befragen, behauptet Núria Quevedo bis heute ihre singuläre Position in der Kunstlandschaft, die immer einhergeht mit einer klaren, politisch und sozial engagierten Haltung. Diese Haltung ist wie ihre archetypischen Gestalten selbst: subtil, subversiv, nie polemisch oder pathetisch. Sie verkörpern still und bestimmt, unaufdringlich und anrührend die elementare Suche nach dem In-der-Welt-Sein.
Núria Quevedo (1938 in Barcelona geboren) ist die Tochter spanisch-republikanischer Emigranten. Nachdem der Vater 1939 ins Exil gegangen war, emigrierte sie mit Mutter und Schwester 1952 nach Berlin, wo sie von 1955 bis 1958 die Arbeiter- und Bauern-Fakultät besuchte und von 1958 bis 1963 an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst Berlin-Weißensee in der Fachrichtung Grafik studierte. Seit 1963 arbeitet sie freischaffend. In der Zeit als Meisterschülerin bei Werner Klemke (1968 bis 1971) an der Akademie der Künste der DDR begann sie, sich autodidaktisch der Malerei zu nähern. 1986 wurde sie Mitglied der Akademie der Künste der DDR, aus der sie 1991 austrat. Von 1994 bis 1996 war Núria Quevedo Gastprofessorin am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Sant Feliu de Guíxols (Spanien/Katalonien). Die Künstlerin realisierte zahlreiche illustrierte Bücher, Grafikmappen, nationale und internationale Ausstellungen und erhielt viele Auszeichnungen und Preise.
Die Ausstellung umfasst 45 Werke – Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle – die aus dem Besitz der Künstlerin, aus den Kunstsammlungen Chemnitz, dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst und von privaten Leihgebern stammen. Mittelpunkt der Schau ist das Gruppenbild »Dreißig Jahre Exil«, das sowohl thematisch als auch biographisch ein zentrales Werk im Schaffen von Núria Quevedo darstellt.