Am 27. Januar 2020 wäre der Maler und Grafiker Michael Diller (1950–1993) 70 Jahre alt geworden. Am Anfang der 1980er Jahre konnte er im obersten Stockwerk des Hauses Pappelallee 85 in Berlin-Prenzlauer Berg eine Wohnung mit einem nach Norden und teils zum Himmel vollkommen verglasten, ehemaligen Fotografenatelier beziehen. Es ging die Legende, der Maler Schmidt-Rottluff habe es nach dem Krieg für einige Zeit bewohnt. Diller war als Künstler vor allem mit seinen skurrilen und hintergründigen Radierungen aufgefallen. Hier begann er auch zu malen.
10 Jahre lang war sein Atelier Treffpunkt der Szene des Prenzlauer Bergs und weit darüber hinaus. Die Besonderheit bestand darin, dass es keine homogene Szene war, die sich hier versammelte – Dillers Atelier war offen für jeden, der kommen wollte. Es wurde gefeiert und es fanden Vorträge, Gespräche, Filmvorführungen, Ausstellungen und Lesungen statt. Empfangen wurde man von einem großen Billardtisch. Zuweilen riefen die Zusammenkünfte die Volkspolizei auf den Plan, dass das Atelier von der Staatssicherheit überwacht wurde, wusste im Grunde jeder der Besucher.
Das Zentrum der geplanten Ausstellung bilden die Arbeiten von Michael Diller selbst, sie werden begleitet von Werken der Freunde Achim Bayer, Rolf Biebl, Goran Durovic, Lutz Friedel, Thomas Florschuetz, Hartmut Hornung, Walter Libuda, Suse Rast, Anett Stuth, Norbert Thiel, Gerd Sonntag, Ulrich Wüst, Barbara Berthold und Jürgen Wenzel. Die Ausstellung soll von einem Katalog begleitet werden, der einerseits der Geschichte des Ateliers nachgeht und andererseits das Werk Michael Dillers vorstellt. Die soll von einem Veranstaltungsprogramm begleitet werden. Autoren sind – neben den beteiligten Künstlern und Weggefährten – u.a. Christoph Tannert, Matthias Flügge und Franziska Schmidt.
Die Ausstellung erinnert an einen bisher wenig beachteten, zentral liegenden Treffpunkt und Ort der Identifikation in Ostberlin. Vor allem aber erinnert sie an eine originäre, freiheitlich denkende und arbeitende Persönlichkeit in Prenzlauer-Berg. Sie beeindruckte als gelassener Mensch ebenso wie als eigensinniger Künstler. Technisch virtuos hatte Diller ein unverwechselbares graphisches Werk geschaffen, dass er in den 1980er Jahren zu übermalen begann, um in den wenigen Jahren vor seinem Tod schließlich Bilder von bis dahin in der Berliner Malerei unbekannten Intensität zu formen. Man spürte in ihnen „mehr von dem Aufbruch, den sie bedeuteten, als [von] der kunsthistorischen Reminiszenz, die sie bekennend einschlossen“, schrieb der Kunsthistoriker Michael Freitag im Rückblick.
Erzählt wird die Geschichte eines unvollendet gebliebenen persönlichen Durchbruchs und der gesellschaftlichen Befreiung im Ostberlin der 1980er Jahre.
Arbeiten von Michael Diller befinden sich unter anderem im Besitz der Kupferstichkabinette von Berlin und Dresden, der Berlinischen Galerie und der Stiftung Stadtmuseum. Die Ausstellung wird zahlreiche Leihgaben aus Privatbesitz in ganz Deutschland, darüber hinaus aus der Stiftung Stadtmuseum Berlin, der Berlinischen Galerie und dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst zeigen.
Eine Ausstellung der Galerie Parterre Berlin kuratiert von Kathleen Krenzlin unter Mitarbeit von Franziska Schmidt.