Donnerstag, 03.05.2018, 19.00 Uhr
Filialen von Himmel und Hölle auf Erden
Musik aus Wien und Theresienstadt
Werke von Hans Krása, Gideon Klein, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert
Konzert mit dem Franz Trio
Avigail Bushakevitz, Violine
Ernst-Martin Schmidt, Viola
Constance Ricard, Violoncello
Es ist zu einer schönen Tradition geworden, dass in der Ausstellung zum Egmont-Schaefer-Preis für Zeichnung ein Konzert stattfindet. Die Musik jüdischer Komponisten_innen oder Stücke, die die Schicksale jüdischer Musiker_innen thematisieren, stehen dabei im Mittelpunkt und sollen auch an das Schicksal Egmont Schaefers erinnern, der wegen der jüdischen Herkunft seines Vaters während der NS-Zeit Berufsverbot erhalten hatte.
1817 entkam der 20-jährige Hilfsschullehrer Franz Schubert dank eines Stipendiums endlich seinem recht ärmlichen Leben und dem Schuldienst. Welch wunderbare Aussicht auf freies, ungestörtes Komponieren tat sich für den Freizeitbratschisten in diesem Moment auf! Ein Schaffensrausch war die Folge: Allein zwischen Mai und August 1817 entstanden sieben Klaviersonaten, und auch das Streichtrio D 581 brachte Schubert 1817 zu Papier.
Gideon Klein, das musikalische Wunderkind aus Mähren, war 22 Jahre alt als er 1941 nach Theresienstadt deportiert wurde. Das Streichtrio, das er dort komponierte, hat er selbst nie gehört. Neun Tage nach seiner Vollendung kam er nach Auschwitz und Fürstengrube und überlebte nicht. Jugendliches Aufblühen und Todesangst gehen in diesem Trio eine Symbiose ein, die dem Werk eine singuläre Stellung in der gesamten Kammermusikliteratur des 20. Jahrhunderts gibt.
Der Zemlinsky-Schüler Hans Krása ist Leiter der Musiksektion in der »Freizeitgestaltung« der Häftlinge in Theresienstadt gewesen. Für die Konzerte in diesem Rahmen schrieb er im Sommer 1944 seine Passacaglia und den Tanz für Streichtrio. Zwei Monate später wurde der Komponist in Auschwitz ermordet. Seine 1938 komponierte Kinderoper »Brundibár« wurde in Theresienstadt 55 Mal aufgeführt.
In himmlischer Unbeschwertheit schrieb der 26-jährige Wolfgang Amadeus Mozart im Frühjahr 1782 an seinen Vater aus Wien: »Ich gehe alle Sonntage um 12 Uhr zu Baron van Suiten und da wird nichts gespiellt als Händl und Bach. – ich mach mir eben eine Collection von den Bachischen fugen. – so wohl Sebastian als Emanuel und Friedeman Bach.«