Der gebürtige Berliner Wolfgang Leber imaginiert seit mehr als 50 Jahren Stadträume und nimmt damit eine einzigartige Position in der Ost-Berliner Malerei ein. Neben architektonischen Ereignissen, verschobenen Perspektiven, Überschneidungen oder Lichtreflexen inspiriert ihn zu Bilderfindungen auch der Mensch im Raum, eine »namenlose Erscheinung auf einer labyrinthischen Bühne« (W.L.). Der Kunsthistoriker Roland März sieht in Lebers abgewandten Profilen und Rückenfiguren auch eine »Metapher der Unnahbarkeit«. Und tatsächlich geht es in Lebers Bildern weder um konkrete Menschen noch um Topographien, sondern um eine Lesart der Stadt und des Lebens in ihr und vor allem um den Weg vom Motiv zum Bild. Die Farbe hat sich vom Gegenstandsbezug befreit, Lebers Bilder sind mehr und mehr gemalte Collagen, die neue Räume und Wirklichkeiten auf der Fläche schaffen. Die Verschränkung des Drinnen und Draußen, des Davor und Dahinter, des Näher und Ferner, der Figur und des Raums ist eines der wichtigen Merkmale seiner Malerei.
Wolfgang Leber wurde 1936 in Berlin geboren. Er studierte von 1957 bis 1961 an der Werkkunstschule und an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg und musste – wegen des Baus der Berliner Mauer – sein Studium abbrechen. 1970 gründete er in Berlin-Prenzlauer Berg das »Werkstudio Grafik«, dessen Leiter er bis zur Schließung 1995 war. Wolfgang Leber lebt und arbeitet seit 1964 freischaffend in Berlin. Er hatte zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in nationalen und internationalen Galerien und Museen, seine Werke waren außerdem auf Kunstmessen im In- und Ausland zu sehen.
Die Galerie Parterre Berlin setzt mit der Ausstellung für Wolfgang Leber die Reihe der Würdigungen des bedeutsamen, auch im Großbezirk Pankow beheimateten, Berliner Malerkreises fort.
Zur Ausstellung erscheint das Arbeitsheft XIII der Galerie mit Beiträgen von Fritz Jacobi, Anita Kühnel und Karl Heinz Zillman, sowie einem Gespräch zwischen Barbara Schervier-Legewie, Heiner Legewie und Wolfgang Leber. 64 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 15 EUR.