Die Ausstellung stellt auf überraschende Weise unverwechselbare Positionen der gegenwärtigen Zeichnung vor. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich dem freien und einvernehmlichen Umgang mit den Mitteln, Möglichkeiten und Grenzen des Mediums widmen. Zeichnung der Gegenwart versucht, die individuelle Herkunft der konkreten Zeichnung zu erforschen und die unmittelbare Abstammung von der Figur, Landschaft oder dem sonst wie sichtbaren zeichnerischen Anlass als Möglichkeit ebenso einzubeziehen, wie ein sich durch die Linie Ausdruck verschaffendes, strukturell-konzeptionelles Gedankengebäude, das nicht zuerst mimetische Absichten verfolgt.
“Die Themen und Motive reichen von Farbfeldern, Rastern, Serien variierter Form- und Linienverläufe, gestischen Zeichen, Einritzungen und Notationen, Figurengruppen bis zu ornamentalen und kartographierten Räumen. So betrachtet, lässt sich kein allen Künstlerinnen und Künstlern gemeinsames Konzept der Zeichnung beschreiben. Zu unterschiedlich sind die Techniken und Materialien der Darstellung. Doch ungeachtet der Spannweite der teils bis in das Detail des Ablaufs geplanten, teils spontanen und aus der Bewegung entfalteten Konzepte ist den Arbeiten eines gemeinsam: es gibt immer einen Punkt in der Zeichnung zu entdecken, “an dem die Zeichnung die Initiative übernimmt” (Jürgen Köhler im Gespräch mit Kathleen Krenzlin). Es ist das “Laufenlassen”, wenn beim Zeichnen Formen und Bilder entstehen, die den Zeichner selbst überraschen und weiterführen. Und es ist
genau dieser Punkt, der die Zeichnung lebendig macht.”
Michael Lailach im Katalog