Die Porträts von Roger Melis (1940–2009) sind legendär. Wie nur wenige andere hat der Berliner Fotograf seit dem Anfang der 1960er-Jahre das “Antlitz” der neueren deutschen Literatur geprägt und auch bildenden und darstellenden Künstlern und Künstlerinnen ein unverwechselbares Gesicht gegeben. Wer an Johannes Bobrowski, Heiner Müller, Thomas Brasch und Christa Wolf denkt, sieht meist seine Bilder vor sich. Fotografien, wie die der erschöpften Anna Seghers, von Wolf Biermann auf der Weidendammer Brücke oder Sarah Kirsch auf ihren Ausreisekisten sind durch ihre zeitgeschichtliche Bedeutung im Laufe der Jahre zu „Ikonen“ geworden.
Mit über 100 Originalabzügen aus 40 Jahren vergegenwärtigt die Ausstellung das ganze Spektrum der oft gerühmten Porträtkunst von Roger Melis und beleuchtet mit bekannten sowie vielen erstmals ausgestellten Fotografien auch noch einmal das lebendige geistige Leben der ostdeutschen Kulturszene.
Einen besonderen Schwerpunkt der Ausstellung bildet die im Laufe des Jahres 1989 entstandene Porträtserie „Die Künstler vom Prenzlauer Berg“, die das erste und letzte Mal vor mehr als 30 Jahren in den Tagen des Umbruchs gezeigt wurde. Es sind Porträts von schöpferisch Tätigen, die beispielhaft für die subkulturelle Aufbruchsbewegung der späten achtziger Jahre im Berliner Raum stehen. Zum ersten Mal zu sehen sind darüber hinaus eine Serie mit Porträts der Berliner Fotografen und Fotografinnen sowie Roger Melis‘ fotografische Hommage „Thea“, die seiner Lebenspartnerin, der oft als „Anna Wintour des Ostens“ gewürdigten Modejournalistin Dorothea Melis, gewidmet ist.
Die Ausstellung ist ein Ergebnis der Aufarbeitung des Nachlasses des Fotografen für das Roger Melis Archiv der Akademie der Künste, die bereits 900 Künstlerporträts in ihre Sammlung übernommen hat.