Lothar Böhmes künstlerisches Werk wurde in der Vergangenheit als Suche nach einer Urform beschrieben. Seine Malerei ist durch die Konzentration auf einen beschränkten Motivkreis – Akt, Stillleben, Kopf gekennzeichnet. In stetiger Befragung seiner Motivik werden seine Bildfiguren im Malprozess zu abstrahierten Zeichen menschlicher Existenz.
Durch die Abstraktion steht das Individuelle der dargestellten Person nicht im Fokus, auch das Situative spielt bei Böhmes Kompositionen keine Rolle. Die Körper, auf das Wesentliche reduziert, erzählen keine Geschichte, es geht hier um den Malprozess und das künstlerische Sehen. Böhme sieht die Wiederholung eines Motivs als Selbstfindung und -behauptung. Durch geringfügige Veränderungen bekommt die Bildidee bei jeder Darstellung eine neue Intensität. Spannung entsteht neben der dominierenden Figur durch die Farbgebung und den Pinselduktus. Der Malprozess, der dahintersteht, ist spontan. Tinte und Tusche tropfen über die Blätter. Ölfarben werden mit groben Pinselstrichen übereinandergeschichtet. Es entstehen skulpturale, fast plastische Körper.
Die Ausstellung würdigt den in Pankow lebenden Künstler aus Anlass seines 85. Geburtstages und zeigt Arbeiten aus seinem gesamten Schaffensprozess. Lothar Böhme, geboren 1938, gehörte zum Kern der so genannten “Berliner Schule”, einem Kreis befreundeter Künstler:innen in Ost-Berlin, der sich Ende der 1960er-Jahre zusammengefunden hatte.
Lothar Böhmes Arbeiten befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, unter anderem der Nationalgalerie in Berlin, dem Lindenau-Museum in Altenburg und dem Otto-Dix-Haus in Gera. Er wurde mit dem Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste Berlin (1992), dem Fred-Thieler-Preis für Malerei (1994), dem Gerhard-Altenbourg-Preis (2006) ausgezeichnet und ist Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.