Mit ihren künstlerischen Selbsterkundungen und -behauptungen agiert die Künstlerin Gabriele Stötzer seit Ende der 1970er-Jahre als Frau, Schriftstellerin und bildende Künstlerin und hat sich immer wieder neu gegen kulturelle, gesellschaftliche wie auch politische Widerstände behaupten müssen. Ob Malerei, Zeichnung, Fotografie, Keramik oder Textilkunst, ob Performance, Filme, Texte oder Modeobjekte – Stötzers Arbeiten richten sich nicht nur gegen eine vom damaligen System DDR betriebene Auslöschung der individuellen Persönlichkeit, sondern ebenso gegen gängige Geschlechterrollen und kulturelle Normen.
Im Werk von Gabriele Stötzer bildet der weibliche Körper ein zentrales Motiv. Erste Fotoarbeiten entstanden 1981 gemeinsam mit der Künstlerin Cornelia Schleime in Form von Selbstinszenierungen oder Drahtperformances. Für Stötzer hat sich die Fotografie wie in einem Transformationsprozess aus dem Schreiben heraus entwickelt.
In den Folgejahren inszenierte Stötzer sich und weitere Protagonistinnen vor der Kamera und entwickelte eine eigenwillige Form der künstlerischen Praxis, welche die Fotografie als performativen Akt ausweist. Ihre „unlautere Art, zu fotografieren“, wie Stötzer es selbst formulierte, folgt einer zufälligen, fast unbewusst-selbstschöpferischen Handlung. Im Selbstversuch hat Stötzer den Weg zur performativen Fotografie mit anderen Frauen gefunden: „Mit ihnen kann ich mich auch addieren, potenzieren, verfremden, komme von der individuellen […] zur allgemeinen Analyse unseres Seins.“ Sie nennt ihre Bilder auch „Berührungsfotos“.
Stötzer bringt Körper zum Sprechen, indem sie ihre Figuren zu sozialen Plastiken verwebt, die wie geheimnisvolle Zeichensysteme aus dem Bild heraus in den Raum und letztendlich in unser Leben wirken.
Die Ausstellung in der Galerie Pankow widmet sich Stötzers fotografischen Selbst- und Körperdarstellungen wie auch dazugehörigen thematischen Manuskripttexten aus den Jahren von 1981 bis circa 1984. Gezeigt werden in Ergänzung zwei Künstlerbücher und ein Super-8-Film der Zeit sowie zwei aktuelle Wollobjektarbeiten von 2022.