Ingar Krauss: Lichtungen

Fotografie

Ausstellung vom 29. Mai bis 28. Juli 2019

Ingar Krauss: Mäusebussard, 42 x 56 cm, Bromsilberpapier & Ölfarbe, 2013

Die Ausstellung zeigte erstmals in Berlin das fotografische Werk von Ingar Krauss.

Ingar Krauss arbeitet in bildnerischen Zyklen. Die Genres, in denen er arbeitet, sind die klassischen der Malerei: Porträt, Stillleben und Landschaft.

Mit den Stillleben ist der Fotograf der Malerei am nächsten. Krauss baut dafür bühnenartige Kästen, in denen er natür­liches Licht so einfängt, dass es zum subtilen Akteur des stillen Schau­spiels wird. Die Abzüge bearbeitet er von Hand mit einer Lasur aus Ölfarbe, dabei geht es ihm nicht nur um eine spezielle ästhetische sondern auch metaphorische Bild­sprache, die die Vorstellung von der “Fotografie als zweiter Natur” aus der Anfangs­zeit dieser Kunstform neu fasst.

Authentizität und Eigen­ständig­keit spielen in den Foto­grafien des Auto­didakten Krauss in tech­nischer wie auch inhalt­licher Hinsicht eine wesent­liche Rolle. Mittels seiner analogen und vorwiegend schwarz­weißen Arbeits­weise und dank seiner genauen Beobachtungs­gabe schafft er Aufnahmen, die empa­thisch und zugleich ein­dringlich das Wesen­hafte ihrer Akteure zum Ausdruck bringen.

Was Ingar Krauss’ Fotografien so beeindruckend macht, ist die Unmittel­barkeit und Eindring­lichkeit von Zeit. Die Modelle seiner Kinder- und Jugend­porträts stehen wie Stil­lleben unbe­wegt und ruhig in ihrer Um­gebung. Die Konzen­tration steht so ganz auf ihren im Wachstum befind­lichen Körpern und ihren Blicken, die dieser ruhenden Pose so häufig widersprechen.

In den Portraits osteuropäischer Erntehelfer, die Krauss auf den branden­burgischen Spargel­feldern traf, werden die Erwartungen an ein Arbeiter­portrait als traditionelles kunst­historisches Sujet nur bedingt bedient. Krauss rückt die Funktion der Portraitierten in den Hinter­grund, um in der präzisen Reduktion auf wenige Attribute und Gesten und der gleich­zeitigen Konzen­tration auf den individuellen Ausdruck etwas Wahres und Wesen­haftes kenntlich zu machen.

Der gebürtige Ost-Berliner Ingar Krauss (*1965) lebt und arbeitet in Berlin und im Oderbruch. Nach hand­werklicher Lehre, Arbeit als Theater­handwerker an der Berliner Volks­bühne und als Betreuer in der Psychiatrie kam er Mitte der neunziger Jahre zur Foto­grafie. Seitdem war er an zahl­reichen interna­tionalen Ausstellungen beteiligt, wie in der Hayward Gallery, London; dem Musée de l’Elysée, Lausanne; dem Palazzo Vecchio, Florenz; und dem ICP in New York. Einzel­ausstellungen seiner Arbeiten gab es u.a. im Goethe-Institut Paris, dem Velan Center Turin, in der Kunst­halle Erfurt und der Guardini Stiftung Berlin; sowie in Galerien in Mailand, Paris, New York, Atlanta, Berlin und Leipzig. Er wurde gefördert durch Stipendien u.a. vom Berliner Kultur­senat, der Stiftung Kunst­fonds, der Robert Bosch Stiftung, der VG Bild-Kunst und vom Branden­burgischen Kultur­ministerium.

Dienstag, 28.05.2019, 19.00 Uhr

Eröffnung
Begrüßung: Annette Tietz (Leiterin der Galerie Pankow)
Einführung: Felix Hoffmann (Kunsthistoriker und Hauptkurator C/O Berlin)

Dienstag, 18.06.2019, 19.00 Uhr

Buchvorstellung mit Künstlergespräch

Publikation

Ingar Krauss: “Hütten Hecken Haufen”
Buch zur Ausstellung »Ingar Krauss: Lichtungen« mit Texten von Christiane Stahl und Kenneth Anders, Annette Tietz für Galerie Pankow (Hrsg.) ; Deutsch/Englisch, 24 × 26 cm, 88 Seiten mit 54 Triplex Abbildungen, Verlag Hartmann Projects; Juni 2019, ISBN 978-3-96070-038-8; Preis: 38,- €