Der 1943 in Berlin geborene Maler Hans Brosch lässt sich nicht ohne weiteres einer eindeutigen Schule oder Tradition zuordnen. In der DDR der sechziger und siebziger Jahre beginnt er abstrakt zu malen, ganz im Gegensatz zur Erwartungshaltung der damaligen Staatsführung. Bewusst lässt Brosch die Dichotomie Figurativ/Abstrakt hinter sich und wird doch zum Protagonisten der Grenzerkundung eben jenen Spannungsfeldes.
Die erste Hälfte seines Lebens im Ostteil der Stadt verbringend und als Bühnenbildner am Berliner Ensemble tätig, entzieht sich der frei arbeitende Künstler den ästhetischen Vorgaben des damaligen akademischen Systems, wird zunehmend sparsam im Stil, ohne je die Verbindung zum Abstrahierten zu kappen. 1975 wird er zur IX. Biennale Junger Kunst in Paris geladen – als offizieller (und von staatlicher Seite ungeliebter) Beitrag der DDR.
In der Bildsprache des Malers Hans Brosch spielt das Formale – die Linie, Fläche, Textur und Farbe – eine herausragende Rolle. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich eine konkretere Ebene, die eine Ahnung vom Ursprung des Motivs vermittelt. Die Grenzen der Erkennbarkeit auslotend sucht der Maler nach Mehrdeutigkeiten, löst Formen auf, reduziert, immer auf der Suche nach der Substanz der Dinge.
Wir glauben Gebäude, Landschaften oder Körper erkennen zu können, und sind uns doch nie ganz sicher. Es geht dem Maler nicht um Abbildung, vielmehr um Durchdringung seines Motivs. Die Arbeiten des Hans Brosch deuten immer eine Referenz an das Gesehene an, lassen uns das Abstrahierte figurieren, ein Prozess der den Zuschauer bewusst mit einbezieht. Dabei wird er nie zum informellen Maler, sondern erkundet beharrlich seine eigene Position, blättert Bedeutungsschicht um Bedeutungsschicht ab, um zum Kern, zum Wesen seines Motivs vorzudringen.
1979 siedelt er in den Westteil der Stadt über, zuletzt konnte er in der DDR keine offiziellen Ausstellungsmöglichkeiten mehr finden. Auch im Westen kümmert er sich wenig um aktuelle Tendenzen der dortigen Kunstszene, behält und entwickelt seine eigene, hochgradig individuelle Position weiter. Brosch integriert zunehmend das Gestische in seine Arbeiten – nicht als Selbstzweck, sondern als expressive Emphase. Auch werden seine Arbeiten zeitweilig monochromer und dunkler – eine Abkehr von den helleren und offeneren Arbeiten früherer Jahre.
Hans Brosch zeigt nun in der Galerie Pankow Arbeiten, die in den letzten 10 Jahren entstanden sind. Die groß- und mittelformatigen Ölgemälde zeigen die vollends entfaltete Meisterschaft eines Individualisten, der technisch offen und ungebunden den Blick auf das Verborgene konzentriert, unser Auge für das Wesentliche öffnend.