Aktuelle Ausstellung

schwarze verschmorte Mülltonne mit Rädern

Redemption, Maybe

In der Installation Frohes neues Jahr zeugen die verformten Überreste von zwei verbrannten Müllcontainern von den rohen Kräften, die in der Silvesternacht in Neukölln entfesselt wurden. Als monochrome Objekte symbolisieren sie sowohl einen Akt des Aufbegehrens als auch einen Moment der Katharsis.
Das Konzept der Erlösung ist ein Schlüsselelement in religiösen Traditionen und wird oft durch Arbeit erlangt, getreu dem Prinzip von „ora et labora“. Die Installation Latin Locutions (ora et labora) spielt auf diese Verbindung von frommer Hingabe und Arbeitsamkeit an, indem sie Elemente von Beichtstühlen, wie Kniebänke und Gitterfenster, in eine Struktur aus Baustützen einbettet. Einerseits lädt die Installation die Besucher:innen ein, den Akt der Beichte nachzuvollziehen, andererseits entblößt ihre offene und lichte Struktur diesen intimen Moment. Mariona Berenguer spielt so mit der menschlichen Sehnsucht, sich an einem Glaubenssystem festhalten zu können, und der Angst, eine Leere in dessen Inneren zu finden.

Auf poetische wie kritische Weise und mittels skulpturaler, textiler, grafischer und installativer Methoden untersucht Mariona Berenguer die Position (künstlerischer) Arbeit in unserer Gesellschaft. Heute dient Arbeit nicht mehr nur der Existenzsicherung und Bedürfnisbefriedigung, sondern ist eine Quelle des Selbstwertgefühls und der Selbstverwirklichung. Produktivität wird als Mittel zur Erlösung von finanzieller Schuld ebenso wie von spirituellen und sozialen Verfehlungen betrachtet. Vor diesem Hintergrund untersucht REDEMPTION, MAYBE die Werte- und Glaubenssysteme, die unserer Arbeitskultur zugrunde liegen, und beschwört die kreativen, physischen und expressiven Kräfte, die sie heimsuchen.

Text: Lisa Deml

Ausstellung 18. Mai – 28. Juli 2024