Preisträger des Jahres 2024

Für mehrere hundert Schülerinnen und Schüler in Berlin gibt’s in diesem Jahr eine zusätzliche Seite in der Zeugnismappe: sie sind „Berliner Klima Schüler“ oder „Berliner Klima Schülerin“ 2024! Insgesamt 12 schulische Aktivitäten für das Klima wurden in diesem Jahr von einer hochkarätigen Jury mit der Auszeichnung „Berliner Klima Schule“ belohnt. Neben ihren persönlichen Auszeichnungen haben die Kinder und Jugendlichen damit gleichzeitig auch einen wichtigen Titel an die eigene Schule geholt: Berlins wichtigste Schulauszeichnung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

  • Berliner Klima Schulen Preisträger 2024

    Pressemitteilung vom 28. November 2024

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Auszeichnungen umgesetzter Aktivitäten

Mühlenau-Grundschule

Roadmap Klimaneutrale Schule – ganzheitliches Klimaschutzkonzept
Die Mühlenau-Grundschule aus Steglitz-Zehlendorf hat im Rahmen des geförderten Berliner Projekts KlimaVisionen mit Unterstützung des UfU e.V. eine Roadmap „Klimaneutrale Mühlenau Grundschule“ entwickelt, in der unzählige Einzelmaßnahmen definiert wurden. Unter anderem hat die Schule in diesem Rahmen das deutschlandweite Klima-Schul-Projekt FREI DAY gestartet, an dem sich Schülerinnen und Schüler freitags selbstgewählten Klimaprojekten widmen.

Beworben hat die Schule sich mit beispielhaften Umweltprojekten wie dem PrimaKlimaClub, Waldexkursionen, Re-Cycling- oder Spenden-Projekten und vielem mehr, auszeichnungswürdig fand die Jury aber insbesondere das „Gesamtpaket“, das in der Roadmap kondensiert. Die Mühlenau-Grundschule zeigt damit, dass Klimaschutz ein übergeordnetes Querschnitt-Thema ist – von den Schülerinnen und Schülern bis hoch zur Leitungsebene. Frei nach dem Bonmot „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile“ entfaltet die Kombination vieler kleiner Maßnahmen nicht bloß viele kleine Wirkungen, sondern bringt zusätzlich auch Spaß und Praxiswissen mit – und ist damit eine echte Bereicherung für die Kernaufgabe einer Schule: Unterricht. Und zwar bitte am Zahn der Zeit.

Goethe-Gymnasium Lichterfelde

Der ganz große Aufschlag: Die Futur3-Klasse – Unterricht der Zukunft schon heute
Am „Goethe“ in Steglitz-Zehlendorf haben neue Schülerinnen und Schüler die Wahl: „reguläre“ Klasse oder Profil-Klasse „Futur3“? Das Problem: die letztgenannte ist äußerst begehrt und wer die Klassen 7–10 darin verbringen will, muss es durch eine ernstgemeinte Bewerbungsphase schaffen. Bei Erfolg erwarten die Kinder unterschiedlichste Themenblöcke zum Klima bis hinein in die Jugend; jeweils ein übergeordnetes Thema, das gemeinsam bestimmt wird, begleitet dann ein Schuljahr lang – in unterschiedlichen, fächerverbindenden Lerneinheiten, gemeinsamen Aktionen im Kontext des Schulalltags oder Projektwochen und thematische Klassenfahrten zu Beginn jedes Schuljahrs. Das Heimgewächs „Futur3“ der Schule entwickelt sich dabei aktuell schnell zum Branchen-Leuchtturm: Nicht nur sind die verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrer gefragte Speaker auf Schulkonferenzen, sondern erhalten mittlerweile immer öfter Anfragen anderer Schulen für Coachings, um dieses Konzept (hoffentlich) auch an andere Schulen zu bringen.

Die Einreichung des Goethe-Gymnasiums war quasi ein „No-Brainer“ für die Jury, alles daran überzeugt: die selbstverantwortliche Entscheidung von Schülerinnen und Schülern ausdrücklich für diese Klasse und damit das Themenfeld „Klima“ als zentrale Säule der gesamten Schullaufbahn vor dem Abitur. Die steigende Themenkomplexität entlang didaktisch äußerst logischer Themenfahrpläne. Das von der Schule entwickelte Gesamtkonzept – über die anfängliche Klassenfahrt zu einem BNE-Lernort bis hin zu den partizipativen Projektwochen jeweils zum Schuljahresende. Und die erkennbare Sogwirkung des Projekts auch für andere Schulen. Kurz: ein Gesamtkunstwerk eines modernen Verständnisses von interdisziplinärer, jahrgangs- und fächerübergreifender Bildung mit Bezug zum Alltag aller Beteiligten, aber auch zu einem übergeordneten gesellschaftlichen Megathema. Und das in dem Wissen, wie viel Arbeit ein solcher Rundumschlag macht – der Schule, aber auch den engagierten Lehrkräften.

Fuchsberg-Grundschule

Beobachtung und Pflege eines Klimabeetes im Rahmen des Citizen-Science-Projekts „PflanzeKlimaKultur“
Schülerinnen und Schüler der 5ten und 6ten Klasse pflanzten und pflegten das bereits vorhandene Klimabeet an der Fuchsberg-Grundschule in Marzahn-Hellersdorf. Dabei ging es nicht bloß um den Pflegeerfolg und sprießendes Grün, sondern insbesondere um die Grundlagen drumherum und die Erweiterung des Wissens entlang dieses konkreten Unterrichtsbegleiters vor der Tür. In Kooperation mit der Berliner Wissenschaft wurden verschiedene Messdaten erhoben, ausgewertet und in einen größeren Kontext gestellt, beispielsweise um Wetter- und Klimadaten besser interpretieren und einordnen zu können.

Die größte Gesamtgruppe an Wettbewerbseinreichungen waren unterschiedlichste Formen von Schulhofbegrünungen – vom einzelnen Hochbeet oder Gemüsegarten bis zum Großprojekt mit regelmäßigem Unterrichtsbezug. Letzterer war auch ein Argument für die Jury, letztlich in diesem Themenfeld die Fuchsberg-Grundschule auszuzeichnen. Überzeugt hat außerdem das strukturierte Auseinandersetzen mit dem Klimabeet in Form einer kleinen wissenschaftlichen Begleitung in Kooperation mit der Freien Universität Berlin / dem Botanischen Garten und der hohe Praxisbezug über die Schule hinaus um die Frage herum, wie die gewonnenen Messdaten und Erkenntnisse auf eine gesunde Stadtnatur in Berlin einzahlen könnten.

Zinnowwald-Grundschule

Die „Regenbank“ – ein Schulhofproblem lösen mit Ingenieurswissen & Handwerksgeschick
An der Zinnowwald-Grundschule war der Schulhof ständig so trocken, dass nichts anwächst – nach dieser Analyse beschlossen Schülerinnen und Schüler selbstständig, das Problem selbst in die Hand zu nehmen und nach einer sinnvollen Lösung zu suchen. Heraus kam: die Regenbank. Ein selbst entwickeltes Möbelstück für den Schulhof aus Restholz, das nicht nur zum Sitzen einlädt, sondern Regenwasser sammelt und bei Trockenheit wieder abgibt, so dass eine künstliche Bewässerung weniger notwendig wird.

Der Ansatz zeigt, dass Klimaschutz keine großen Lösungen braucht – und das, was umgesetzt wird, gleich mehrere Zwecke erfüllen kann, auch abseits des Klimas. Gut fand die Jury an diesem Beitrag vor allem auch die systematische Auseinandersetzung mit einem Problem und das Erlernen von notwendigen Fähigkeiten, um die angedachte Lösung selbstständig umsetzen zu können, ganz praktisch. Und: das Projekt kann jetzt, wo es entwickelt und getestet ist, problemlos durch andere Schulen kopiert werden. Zuletzt argumentierte die Jury, dass hier nicht nur Klimaschutz durch die Begrünung des Schulhofs unterstützt wird, sondern auch das zunehmend wichtige Thema der Klimafolgenanpassung theoretisch und praktisch angegangen wurde und die Regenbank aufzeigt, dass beide Themen eng miteinander verknüpft sind.

Friedrich-Ebert-Gymnasium

Das Klimaparlament – Kinder und Jugendliche verändern nachhaltig Schulstruktur und demokratische Praxis
Zwei Schülerinnen haben vor zwei Jahren aus Eigeninitiative heraus eine Klima-AG ins Leben gerufen und angefangen, das Friedrich-Ebert-Gymnasium in Charlottenburg Wilmersdorf umzukrempeln. An der Schule ist seitdem einiges passiert: nach hartnäckigem Engagement konnten die Schülerinnen und Schüler der schnell wachsenden AG eine Genehmigung für den Bau einer PV-Anlage erkämpfen – gegen die hundert Vorbehalte des Denkmalschutzes, den Fachleute in diesem Bereich fürchten. Beflügelt von diesem Erfolg formte die Schülerschaft ein Klimaparlament, das allen Klassen zwei Sitze einräumt und sich der Förderung des Klimaschutzes an der Schule verpflichtet hat.

Auf einer Bildungskonferenz sagte eine Lehrerin vor wenigen Wochen – unter großem Applaus – dass ihre Schülerinnen ihr gegenüber das System Schule als den undemokratischsten Ort bezeichnet hätten, der ihnen bekannt ist. Für die Jury wurde in diesem Sinne äußerst positiv bewertet, dass am Friedrich-Ebert-Gymnasium, das schon qua Name in demokratischer Pflicht steht, sich aus der Schülerschaft heraus eine wichtige Grund-demokratische Struktur entwickeln konnte und auch durfte, die von der Schule selbst ernst genommen und gefördert wird. Denn nur so kann Klimakrise bekämpft werden – demokratisch und von allen gemeinsam. Die Jury argumentierte hier ganz ähnlich wie eine Zusendung für den Sonderpreis, der dem Gymnasium seine Stimme gab: „Toll ist es, wenn in der Schule/Bildungseinrichtung Strukturen bleibend hin zu mehr Nachhaltigkeit verändert worden sind – wir nennen das Engagement mit dem Handabdruck.“ Oder, wie die einreichende Lehrerin für die Auszeichnung ihrer Schützlinge schreibt: hervorzuheben sei der Mut, immer weiterzumachen, auch wenn der Erfolg nicht immer sofort zu erkennen ist.

Hildegard-Wegscheider-Gymnasium

Das Klimamagazin – Die Schul-Vielfalt von „Klima“ in kondensierter Lektüreform
Das Hildegard-Wegscheider-Gymnasium Charlottenburg-Wilmersdorf, benannt nach der sozialdemokratischen Lehrerin, Schulreformerin und Frauenrechtlerin hat in ihrer Bewerbung mehrere kleinere Klima- und Umwelt-Aktivitäten benannt, die an der Schule von Schülerinnen und Schülern umgesetzt werden. Als Anlage zur Bewerbung, um diese Einzelprojekte zu unterstreichen, erreichte uns das „Klimamagazin“ der Schule: eine Schülerzeitschrift, die sich ausschließlich mit Klimathemen auseinandersetzt und damit die Diversität der Schülerschaft und die Themen von Klimaschutz und Energiewende nicht nur reflektiert, sondern auch kommuniziert – in die Schule hinein, aber auch über das Schulumfeld hinaus.

Die Jury war sich schnell einig, dass nicht eine einzelne Aktivität an der Schule auszeichnungswürdig ist, sondern das Klimamagazin selbst der eigentliche Schatz der Schule ist: Es erzeugt Aufmerksamkeit und Breitenwirkung für ein zentrales Thema und begleitet die Transformation der Schule hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Damit ist es nicht nur Aktivator für das Thema und motiviert alle Menschen an der Schule zur positiven Veränderung, sondern wird auch zum Zeitzeugnis für die Narrative und Herausforderungen, mit denen sich Kinder und Jugendliche aktuell auseinandersetzen müssen, weil ihre Großeltern- und Elterngeneration ihnen ein Erbe hinterlassen, das sie leider nicht ausschlagen können. Das sie mittlerweile gestalten müssen. Das sie aber auch noch gestalten können, wenn sie ihre Fähigkeiten gemeinsam entwickeln und einsetzen. Klare Leseempfehlung, 5 Sterne!

Hans-Grade-Schule

Klima-Projekttage in unterschiedlicher Komplexität für unterschiedliche Klassenstufen
Von der Hans-Grade-Schule in Treptow-Köpenick erreichten das Wettbewerbsbüro zwei ähnliche, aber doch unterschiedliche Bewerbungen zum Wettbewerb. Beide Projektskizzen zeichneten Projekt-Tage zum Klimaschutz an der Schule, die allerdings unterschiedlich ausgestaltet waren, da sie sich an unterschiedliche Altersstufen in der Schülerschaft richten. Wo sich jüngere Schülerinnen und Schülern noch – selbstorganisiert! – etwas allgemeiner mit Klima und Nachhaltigkeit auseinander setzten wurde es für ältere Jahrgänge konkret: In Kooperation mit dem Berliner Bildungsträger Bildungscent e. V. und deren „Klimaboxen“ wurden vertiefte Zusammenhänge entdeckt und reflektiert. Dabei wurde bewusst auch „Design Thinking“ eingesetzt und damit gleich eine interdisziplinäre Brücke auch in die spätere Arbeitswelt geschlagen, wo diese populäre Methode in vielen Berufsfeldern bei der Projektentwicklung unterstützt.

Die Jury war nicht so sehr überzeugt von den einzelnen Projekttagen – derer wurden viele eingereicht – als vielmehr dem Ansatz, das Thema Klima nicht auf ein kurzes Methoden-Highlight im Schulleben zu begrenzen, sondern altersgerecht in unterschiedlichen Formaten aufzubereiten und weiterzuentwickeln. Gerade auch der Horizont über die Schullaufbahn hinaus durch den expliziten Einbezug modernen Methodenwissens (Softskills) machte hier den Unterschied zu anderen vergleichbaren Einsendungen.

Schule am Bienwaldring

Wir sammeln Handys für den Klimaschutz – nur eines von vielen Schulprojekten
Die Neuköllner Schule am Bienwaldring führt regelmäßig Klima-Projekttage durch, an denen Kinder von der Eingangsstufe bis zum Abschlussjahrgang in ihren Klassen zu einem gemeinsamen Thema an unterschiedlichen Projekten arbeiten. Die Ergebnisse werden dann für die gesamte Schule – und darüber hinaus – in einem Projektbericht veröffentlicht, der „Klimapost“. Auf diese Weise kommen zu einem übergeordneten Thema (beim letzten Projekttag „Mülltrennung“) ganz unterschiedliche Einzelthemen, Konzepte und Aktivitäten zusammen, die zentral dokumentiert werden, auch in den wachsenden Ansprüchen je nach Klassenstufe und Alter. Beworben hat sich eine Lerngruppe der Abschlussklasse, die sich dem Thema „Recycling“ von Handys gewidmet und eine Sammelaktion gestartet hat – Themen wie Überkonsum oder Wiedergewinnung wertvoller Rohstoffe inklusive.

Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt (sog. „Förderschulen“) sind Orte, die neben den täglichen Herausforderungen jeder Schule weitere Erschwernisse, aber auch andere Möglichkeiten und Chancen bieten, auch perspektivisch. Die Jury befand gerade vor diesem Hintergrund eine Auszeichnung des Projekts für gegeben, das schulische Bildung mit der Reflektion von Alltagshandeln verbindet und „vom Wissen zum Handeln“ führt. Gerade auch Diversität kann hier ein entscheidender Erfolgsfaktor sein – Neukölln steht sinnbildlich hierfür und zeigt mit solchen Initiativen motivierter Schülerinnen- und Schüler-Gruppen aus unterschiedlichen Hintergründen, dass das „Gemeinsame“ nicht nur sinnvoll ist, sondern auch Spaß machen kann. Und besseren Unterricht bringt.

Innovationspreise

Oberstufenzentrum Emil-Fischer

Berufsschule meets Uni – Gestaltung einer nachhaltigen Schulmensa
Das Oberstufenzentrum Emil-Fischer bildet im Themenfeld Ernährung die Fachleute der Zukunft aus und setzt in diesem zentralen Menschheits- und Klimathema daher ganz unmittelbar auf unterschiedliche Maßnahmen, um „Klima“ im Schulalltag zu berücksichtigen und den Schülerinnen und Schülern in die eigenverantwortliche Gestaltung des Ortes zu ermöglichen, an dem sie einen Großteil ihrer täglichen Wachzeit verbringen – und das zusammen mit schlagkräftigen Partner-Institutionen. So werden beispielsweise gemeinsam mit der NGO circular Berlin die jungen Menschen zu Botschafter*innen für eine Kreislaufwirtschaft gemacht, die das Wissen später in ihre Betriebe mitnehmen. Und gemeinsam mit der Freien Universität Berlin (FU) wird aktuell in einem regelmäßigen Projekt, das zum Wettbewerb eingereicht wurde, sukzessive die Schulmensa zu einer nachhaltigeren Version von sich selbst umgestaltet.

Ein Oberstufenzentrum (OSZ)bildet die Brücke zwischen Schule und späterem Berufsleben und hat dadurch gerade auch in Zeiten von Fachkräftemangel und zunehmender Perspektivlosigkeit einen wichtigen Ankerpunkt für junge Menschen. Diese wichtige Grundfunktion gerade auch in Bezug auf Klimakrise und -Anpassungsnotwendigkeit sah die Jury insbesondere beim OSZ Emil-Fischer in Reinickendorf gegeben. Wie alle Bewerbungen stellt auch diese Schule dabei gleich auf mehrere fachlich passende globale Nachhaltigkeitsziele der UN (SDGs) ab, in diesem Fall beispielsweise das SDG 2: Beenden des Hungers – eine zentrale Perspektive für Absolventinnen und Absolventen einer Fachschule für Ernährung und Lebensmitteltechnik. Wie bei vielen anderen ausgezeichneten Projekten überzeugte auch hier die Verbindung von Theorie, Praxis und eigenem (Schul-)Alltag im Besonderen sowie die große Kooperations-Freude mit außerschulischen Partnern wie Universitäten und NGOs.

Humboldt-Gymnasium Tegel

Das schwitzende Haus – Eine wichtige Industrie-Nische der Energiewende praktisch angegangen
Das Humboldt-Gymnasium in Tegel zeigt mit seiner siegreichen Einreichung, dass oft vermeintlich kleine Aktionen große Folgen haben können. Beim make@thon (einer Art Hackathon) entstand die Idee, sich mit konkreten Gebäude-technischen Aspekten von Energie und Klima auseinanderzusetzen. Schülerinnen und Schüler machten sich daraufhin zu Expertinnen und Experten der Gebäudekühlung und entwickelten ein Konzept für die passive Kühlung von Hauswänden durch Verdunstungskälte. Hierzu wurde das thermische Verhalten unterschiedlicher Baustoffe ebenso untersucht wie Verteilungssysteme für Hauswände, die im 3D-Druck-Verfahren zu Prototypen weiterentwickelt wurden. Auf der Basis von Messdaten konnte das Konzept dann weiterentwickelt und optimiert werden.

Die Jury war überwältigt von der Masse an unterschiedlichen Aktivitäten, die am Gymnasium hoch im Norden Berlins stattfinden – etwa 6% der Einreichungen zum Wettbewerb kamen vom Humboldt – die Namensgeber wären stolz gewesen! Überzeugt hat aber vor allem das „schwitzende Haus“: Weil es ein sehr konkretes, technisch-bauliches Thema der Energiewende aufgreift und in diesem wichtigen Klimaschutz-Sektor Lösungen zu entwickeln versucht. Außerdem verfolgt es einen methodisch sinnvollen Entwicklungsansatz und geht damit in Teilen schon weg von einem reinen „Schulprojekt“ und schlägt eine Brücke in die (akademische) Arbeitspraxis im MINT-Bereich. Es wäre nicht die erste erfolgreiche Schülerfirma, die aus so einem Ansatz entsteht. Dies hält die Jury für unbedingt förderwürdig auch mit einem Preisgeld.

Anna-Freud-Schule

Neugründung einer Umwelt-AG: Ausbildung von Schüler*innen als Nachhaltigkeits-Expert*innen
Am Oberstufenzentrum Anna Freud in Charlottenburg gibt es seit diesem Jahr eine Umwelt-AG, die nach ihrer Gründung zügig Fahrt aufgenommen hat und gleich mehrere Projekt- und Ideenskizzen zum Wettbewerb eingereicht hat. Neben einem Schulgarten, einem Umwelttag oder konkreten Maßnahmen im Schulalltag und an der Schule fiel der Jury vor allem auch die Planung einer Ausbildung von Nachhaltigkeits-Expert*innen unter den Schülerinnen und Schülern auf, die dann wiederum andere Expert*innen ausbilden sollen – endlich ein positives Schneeballsystem!

Für auszeichnungswürdig hielt die Jury dann allerdings doch die neue Umwelt-AG an sich. Nicht nur als kleinen Motivations-Push, sondern ganz konkret für die Fülle an Ideen und Konzepten, die die Gruppe in nur kurzer Zeit entwickelt hat und mit denen sie teilweise schon in die Umsetzung gestartet ist. Das Preisgeld soll dabei helfen, auch die etwas mutigeren Ideen in die Umsetzung zu bekommen. Und die Auszeichnungsurkunde hilft eventuell dabei, den Rest der Schulgemeinschaft dabei mitzunehmen.

Sonderpreis der Klimabildungs-Community

Oberstufenzentrum TIEM

Solarcamps mit den IBA-Klassen – Berufsbildung in einem wichtigen Zukunftsfeld
Gemeinsam mit dem Verein Solarcamp Berlin entwickelte das Oberstufenzentrum TIEM in Spandau die Idee, den Schülerinnen und Schülern einen besonderen Einstieg in das neue Schuljahr zu bieten – in einem Themenfeld mit Relevanz. Heraus kam ein Praxisprojekt, bei dem die jungen Menschen ihre Stärken in unterschiedlichen Handwerken zeigen und auch weiterentwickeln konnten: gemeinsam wurden Solaranlagen gebaut. Und zwar „from the scratch“: gemeinsam mit Zimmermännern entstanden Dachstühle, die danach unter Anleitung von zwei Dachdeckern mit unterschiedlichen Materialien eingedeckt wurden – erst dann folgte unter fachlicher Anleitung von Solarinstallateuren der Aufbau der Solaranlage selbst. Begleitet wurden die Projektwochen mit Theoriekursen zum Thema – „gekrönt“ wurde der Projektabschluss – sinnbildlich-konkret – mit einer kleinen Solaranlage direkt auf dem Schuldach.

Die Jury sprach diesen Sonderpreis im Auftrag der Klimabildungs-Community Berlins zu. Im Senats-Netzwerk Klimabildung Berlin sind rund 250 außerschulische Bildungsträger und Bildungseinrichtungen organisiert, die parallel zur Jurysitzung aus allen rund 90 nominierten Wettbewerbs-Einreichungen ihre Favoriten benennen konnten. Die Jury konnte sich allerdings komplett hinter die OSZ TIEM als Siegerin der Online-Abstimmung stellen, da in diesem Projekt viele Aspekte zusammenkommen, die auch in anderen Auszeichnungen ausschlaggebend waren: Kooperationen, gemeinsames Anpacken, die Verbindung von Wissen und Praxis oder die Relevant für die unterschiedlichen Alltags-Kontexte der Schülerinnen und Schüler ebenso wie die Stärkung von Fachkräften im Energiewende-Feld.