Allgemeine Fragen zur Beratung
Was ist Erziehungsberatung?
Kinder, Jugendliche, Eltern und andere Erziehungsberechtigte können sich bei Erziehungs- und bei persönlichen oder familienbezogenen Problemen an Erziehungs- und Familienberatungsstellen wenden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Einrichtungen haben die Aufgabe, zusammen mit den Ratsuchenden deren Probleme zu klären und gemeinsam nach Lösungen ihrer Fragen zu suchen. Mit ihren breiten Fachkenntnissen helfen die Beraterinnen und Berater Kindern, Jugendlichen und Eltern, ihre Schwierigkeiten zu bewältigen. Auch bei Fragen und Konflikten im Zusammenleben und im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung bieten Erziehungs- und Familienberatungsstellen allen Familienmitgliedern ihre professionelle und kostenfreie Unterstützung an.
Die verschiedensten Probleme können Anlass sein, eine Erziehungs- und Familienberatungsstelle aufzusuchen.
Je nach Alter des Kindes oder Jugendlichen können zum Beispiel Schlaf-, Entwicklungs-, Essstörungen oder Ängste Gründe sein für Eltern, sich an eine Erziehungs- und Familienberatungsstelle zu wenden. Im Kindergartenalter sind unter anderem Trennungs- und Kontaktschwierigkeiten, Sprachstörungen, Einnässen, Einkoten oder andere psychosomatische Beschwerden Anlässe, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Im Schulalter stehen oft Lern- und Verhaltensprobleme im Vordergrund der Sorge von Eltern und Lehrer/innen. Die mit der Pubertät beginnende Ablösung vom Elternhaus bringt dann noch einmal neue Belastungen für die Jugendlichen und ihre Familien.
Jugendliche können die Beratungsstelle auch ohne die Eltern aufsuchen.
Die Schwierigkeiten haben unterschiedliche Ursachen
Die verschiedenen Probleme und Auffälligkeiten sind Ausdruck von Beeinträchtigungen, die Kinder und Jugendliche offenbar nicht angemessen bewältigen können. So kann es in einer Familie unterschiedliche Konfliktbereiche geben. Oft haben Eltern schon lange bestehende und manchmal auch geleugnete Beziehungsschwierigkeiten als Paar. Oder die Eltern wollen sich trennen, oder haben sich gerade getrennt. Eltern fühlen sich mit Erziehungsaufgaben häufig auch generell überfordert. Zu schweren Belastungen des Familienlebens kann es kommen, wenn Vater und Mutter von Arbeitslosigkeit betroffen oder in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Spannungen durch den Einfluss unterschiedlicher Kulturen und Wertvorstellungen können ebenso Ursachen schwerwiegender Konflikte und Probleme in Familien sein.
Aber nicht allein Schwierigkeiten im Zusammenleben von Kindern und Eltern beeinträchtigen Kinder und Jugendliche. Kinder, die im Kindergarten oder in der Schule auffallen, können damit auch Probleme in der Familie ausdrücken und/oder ihr Unwohlsein, ihre Unzufriedenheit mit der betreffenden Einrichtung. Sie fühlen sich vielleicht von der Erzieherin oder dem Lehrer nicht angenommen oder sie sind überfordert.
Prinzipien der Erziehungs- und Familienberatung
Absolute Verschwiegenheit über die Inanspruchnahme und den Inhalt der Beratung bzw. der Therapie. Auf Wunsch wird Anonymität gewahrt. Alle Kontakte mit der Beratungsstelle sind freiwillig und kostenfrei. Die Beratung setzt keine spezielle Problemlage voraus und erfordert auch keine Formalitäten für die Ratsuchenden. In einem unkomplizierten ersten Gespräch können Sie Ihre Problematik und Ihr Anliegen schildern.
Methoden in der Erziehungs- und Familienberatung
Erziehungs- und Familienberatung ist ein niederschwelliges Hilfsangebot für Kinder, Jugendliche, Eltern und andere Erziehungsberechtigte. Sie verbindet individuelle Hilfen mit präventiven Aktivitäten und bietet an:
- Familiengespräche/-therapie
- Elternberatung einschließlich Paarberatung/-therapie
- Einzelberatung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
- Psychologische Diagnostik
- Beratung bei Trennung und Scheidung
- Krisenintervention
- Beratung anderer Fachkräfte
Die Beratungs- und Therapieangebote werden nach den Erfordernissen der jeweiligen individuellen Situation flexibel gestaltet und beziehen das soziale Umfeld mit ein. Die hieraus gewonnenen Erfahrungen werden von den Beratungsstellen genutzt, um zur Weiterentwicklung des Hilfesystems und zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien beizutragen.
Das Zusammenwirken verschiedener (seelischer, sozialer und körperlicher) Bedingungsfaktoren und Mehrfachbelastungen erfordert die Zusammenarbeit von Fachkräften unterschiedlicher Fachrichtungen.
Gesetzliche Grundlagen
Erziehungs- und Familienberatung ist eine spezifische Form der Hilfen zur Erziehung. Sie ist ein zentrales Leistungsangebot der Jugendhilfe.
Entsprechend § 28 KJHG in Verbindung mit § 16 (Beratung in allgemeinen Fragen der Erziehung und Entwicklung junger Menschen), § 17 (Beratung in Fragen der Partnerschaft, Trennung und Scheidung) und § 18 (Beratung und Unterstützung bei der Ausübung des Umgangsrechts) wird Hilfe geboten bei der Klärung und Bewältigung individueller und familiärer Probleme.