JobCafé

Weil es Freude macht: JobCafé des Jobcenters bietet Hilfe zur Selbsthilfe

Es ist Dienstagmorgen, das JobCafé des Jobcenters Berlin Marzahn-Hellersdorf in der Rhinstraße 88 hat seit 8 Uhr geöffnet. Es ist schon gut besucht. Ein älterer Mann kommt herein, eine gelbe Rose in der Hand. Er geht direkt auf die Arbeitsvermittlerin Simone Piontek zu, die während der Öffnungszeit für die Arbeitssuchenden im JobCafé jederzeit ansprechbar ist. Er strahlt: Er hat am Vortag einen Vertrag für eine Vollzeitstelle unterschrieben.
Simone Piontek hatte ihn zuvor beim Schreiben seiner Bewerbung unterstützt. Er bekam ein Vorstellungsgespräch, es lief gut. Nun wünschte der potenzielle Arbeitgeber noch einen webbasierten Test. Frau Piontek zeigte ihm im JobCafé, wie er ihn am PC macht. Der Erfolg freut heute beide.
Für die Berlinerin Piontek ist die Arbeitsstelle im JobCafé des Jobcenters Berlin Marzahn-Hellersdorf ein Traumjob. Sie hat schon in der Baustellenprüfung und der Tagesjob-Vermittlung gearbeitet. Der persönliche Kontakt zu Menschen ist ihr sehr wichtig. Und sie geht gerne auch auf Leute zu, die sie noch nicht kennt.

Gute Bewerbung als Türöffner zum Vorstellungsgespräch

Viele Besucherinnen und Besucher im JobCafé kommen auf Empfehlung des Arbeitsvermittlers. Vor allem benötigen sie Hilfe beim Bearbeiten der Vermittlungsvorschläge. Gemeinsam werden Bewerbungsunterlagen gecheckt, Stellenanzeigen geprüft. Im Gespräch werden Anschreiben erarbeitet und die eigenen Kompetenzen formuliert – anschließend stellt das weiße Blatt Papier keine Hürde mehr dar.
„Es ist gut zu sehen, wie sich der Bewerbungsprozess einer arbeitssuchenden Person verbessert“, sagt die Arbeitsvermittlerin, die es mit Rechtschreibung und Kommasetzung sehr genau nimmt, wie sie selbst sagt. Oft öffne eine gut gemachte Bewerbung die Tür zum Vorstellungsgespräch, in dem dann auch einfach Qualifizierte ihren künftigen Arbeitgeber überzeugen können.

Die Leute kommen freiwillig ins JobCafé, sie seien sehr dankbar. Sie können in entspannter Atmosphäre arbeiten, in der Jobbörse nach offenen Stellen suchen – und so viel fragen wie nötig. Ihre Aktivitäten werden von ihrem Arbeitsvermittler zudem als Eigenbemühung gewertet, zu der nach SGB II alle Bürgergeld-Leistungsbezieher/innen verpflichtet sind. Und die Arbeitsvermittler freuen sich, wenn ihre Kunden gleich nach dem Termin im JobCafé ihre Vermittlungsvorschläge bearbeiten oder passende Angebote zum überreichten Bildungsgutschein heraussuchen und kurzfristig vorlegen.

Hilfe zur Selbsthilfe

„Schreibkraft bin ich nicht“, betont Simone Piontek. Sie leitet an, gibt Hilfe zur Selbsthilfe, freundlich, aber bestimmt. Dabei hat sie mehr Zeit für die Jobcenter-Kundinnen und -Kunden als üblich – und erfährt manches, was deren persönlichen Ansprechpartnern im Jobcenter die weitere Vermittlungsarbeit erleichtert.
Beispielsweise erwähnte eine Buchhalterin, dass ihr für viele Stellen die oft geforderte Qualifizierung in der Bilanzbuchhaltung fehle – Simone Piontek gab den Hinweis weiter, die arbeitssuchende Buchhalterin erhielt von ihrem persönlichen Ansprechpartner im Jobcenter einen Bildungsgutschein für die benötigte Weiterbildung. „Ich gebe Vordrucke aus, Förderzusagen macht ausschließlich der zuständige Arbeitsvermittler“, sagt Simone Piontek.
Oder die Besucherin, die seit einem Unfall im Jahr 2010 körperliche Einschränkungen hat. Im Gespräch erfuhr Simone Piontek, wie stark dadurch ihr Selbstwertgefühl noch heute beeinträchtigt ist. Der Arbeitsvermittler bewilligte der Kundin ein persönliches Coaching, inzwischen hat sie sich neue berufliche Perspektiven erarbeitet.
Die gelernte Fachkraft für Arbeitsförderung Piontek freut sich, dass zunehmend auch Jugendliche ins JobCafé kommen. Mit der Technik sind sie geübter als die Älteren, über Hilfestellung freuen sie sich in gleicher Weise. Eine junge Dame, die schon einige Ausbildungsabbrüche hinter sich hatte, suchte sich mit Simone Pionteks Anleitung in der Ausbildungsbörse einen neuen Ausbildungsplatz – und wird jetzt medizinische Fachangestellte. Die Mutter kam persönlich vorbei, um die gute Nachricht zu verkünden.