Berlin Marzahn-Hellersdorf, September 2019. – Als Einzelunternehmer startete Ronny Purschwitz im Jahr 2001 im Bezirk Marzahn-Hellersdorf in der Reinigungsbranche. Heute ist seine RPG Unternehmensgruppe ein Komplettdienstleister rund um Immobilien und Außenanlagen einschließlich Schädlingsbekämpfung, ergänzt um Bauleistungen und Reparaturwerkstatt mit Schwerpunkt Kommunaltechnik und Nutzfahrzeuge.
Das Unternehmen und sein Dienstleistungsangebot wurde entsprechend der Nachfrage ausgebaut, berichtet Ronny Purschwitz. Er beschäftigt zurzeit 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Fuhrpark umfasst 190 Bau- und Kommunalfahrzeuge.
Nachfrage boomt, Arbeitskräftemangel bremst
Die Nachfrage nach Facility Management-Leistungen ist gewaltig, das Unternehmen wächst weiterhin enorm – gebremst allerdings durch den Fachkräftemangel. „Positiv formuliert: weniger lukrative Aufträge lehnen wir ab.“
Für 23 unterschiedliche Berufsprofile hat RPG Stellen ausgeschrieben, vom Dachklempner über Gartenbauhelfer und Kommunaltechniker bis Industriekletterer und Reinigungskräfte. 10 Azubi-Stellen sind immer besetzt. RPG hat kein Problem, Lehrlinge zu bekommen, und zwar gute Leute. „Bei der Suche nach Arbeitskräften geht es inzwischen vor allem ums Abwerben – wobei Geld alleine nicht mehr ausreicht“, sagt Ronny Purschwitz. Der Firmeninhaber setzt schon seit langem auf Gratifikationen, ob nun einem Azubi der Führerschein bezahlt wird oder der Masseur ins Haus kommt.
Es ist auch wegen der Arbeitsmarktsituation, warum sich RPG um die Einstellung von Langzeitarbeitslosen bemüht, die seit Januar 2019 vom Jobcenter nach dem Teilhabechancengesetz mit den Instrumenten nach §§ 16 e/i gefördert wird. Aber „auch langzeitarbeitslose Menschen sollen die Chance auf Rückkehr ins Arbeitsleben haben“, betont Ronny Purschwitz. Dreh- und Angelpunkt werde sein, ihnen zu helfen, aus dem eingeübten Alltag auszubrechen. „Wer ein halbes Jahr durchhält, merkt, dass er auf diese Weise Anspannungen loswerden kann, dass es ihm besser geht.“ Gerade dabei soll das Coaching unterstützen, betont Holger Löbell, Betriebsakquisiteur im Jobcenter Berlin Marzahn-Hellersdorf. Das Coaching ist verpflichtend, auch wenn RPG Personalchefin Stephanie Neugebauer als direkte Ansprechpartnerin immer zur Verfügung steht.
Drei Langzeitarbeitslose hat Stephanie Neugebauer bereits eingestellt, darunter einen im Tiefbau – angesichts der körperlichen Belastung durchaus ein Glücksgriff. Bei einer Person hat der Übergang ins Erwerbsleben auch beim zweiten Anlauf nicht geklappt. Ronny Purschwitz und Stephanie Neugebauer sehen dies gelassen. Sie tun das Bestmögliche, um die Kolleg/innen vor Ort am Arbeitsplatz zu Rücksicht zu motivieren. Sie wissen: Langzeitarbeitslosen muss anfangs mehr Zeit und Unterstützung gegeben werden als anderen neueinstellten Mitarbeitern. „Auf der Baustelle ist der Ton rauher, daran müssen sich Kollegen, die lange nicht erwerbstätig waren, erst wieder gewöhnen“, weiß Ronny Purschwitz. Seiner Erfahrung nach zählt beispielsweise im Tiefbau und im Gala-Bau die Schul- und Ausbildung wenig, es kommt auf die praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten an.
Für Holger Löbell ist es wichtig, mit Hilfe engagierte Unternehmen den Langzeitarbeitslosen „zu zeigen, wozu sie Nein sagen“ – und im zweiten Anlauf vielleicht doch Ja. Die Integrationsfachkräfte im Jobcenter arbeiten gemeinsam mit den Betrieben und den Coaches daran, Langzeitarbeitslosen zur Kenntnis zu verhelfen: „Mein Leben selbst in die Hand zu nehmen macht Spaß – und ich kann es.“ Ronny Purschwitz wird dazu beitragen, soweit es die Unternehmensgruppe leisten kann. „Beim Jobcenter hat sich in den letzten Jahren viel verbessert, unsere Zusammenarbeit ist gut.“
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