Berlin-typisch: Aus dem Friedrichshainer Hinterhof ins All



Eine Gruppe von Wissenschaftlern in weißen Kitteln und Haarhauben

*Das Startup Reflex Aerospace hat in einem Projekt des Innovationsnetzwerks AMBER des Masterplans Industriestadt Berlin einen besonders günstigen Weg zur Herstellung eines Bauteils für Satelliten gefunden.
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In einem Hinterhofbüro in Berlin Friedrichshain hat Reflex Aerospace seinen ersten Satelliten fertiggestellt: Im Herbst wird der Satellit „SIGI“mit einer SpaceX ins All fliegen. Dr. Severin Fischer, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, lernte bei einem Besuch im Unternehmen das engagierte Team rund um Walter Ballheimer, Co-Founder und CEO, sowie COO Dennis Moore kennen. Er konnte das Labor besichtigen, in dem die Satelliten gebaut werden, und tauschte sich mit dem Reflex-Aerospace-Team und Gästen aus weiteren Berliner Raumfahrt-Startups über ihre Arbeit und die Potenziale der Technologie aus. „Die bahnbrechenden Entwicklungen, die Berliner Unternehmen hier für die kommerzielle Raumfahrt an den Start bringen, sind ein weiteres Zeugnis dafür, dass wir es schaffen können, Berlin zum Innovationsstandort Nr. 1 in Europa zu machen“, so Dr. Fischer.

Portrait Severin Fischer
Die Unternehmen zeigen mit ihren Entwicklungen für die kommerzielle Raumfahrt, dass wir Berlin zum Innovationsstandort Nr. 1 in Europa machen können.
Dr. Severin Fischer, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe

MPI unterstützt Additive Fertigung in Berlin-Brandenburg

Zukünftig wird der 3D-Druck bei der Fertigung des Satelliten eine wesentliche Rolle spielen, insbesondere beim Orientierungssystem für den Satelliten – dem sogenannten Sternsensor. Möglich wurde das unter anderem durch Unterstützung aus dem Förderprogramm ProFIT im Rahmen eines Projektes des Innovationsnetzwerkes AMBER, das ein transparentes Ökosystems für Additive Fertigung in der Hauptstadtregion aufbaut. AMBER ist die Abkürzung für „Additive Manufacturing Berlin Brandenburg“ und ein wichtiger Baustein des Masterplans Industriestadt Berlin 2022-2026, der die Transformation der Berliner Industrie vorantreibt. Berlin soll mit Hilfe des AMBER-Netzwerks bis 2030 zur 3D-Druck-Hauptstadt Europas werden.

Eine Collage von einem Mann beim Besucher einer 3D Werkstatt

Günstigere und einfachere Produktion per 3D-Druck

Reflex Aerospace hat in dem AMBER-Projekt „ESAF“ (Entwicklung einer integrativen Satellitenstruktur durch Einsatz additiver Fertigungsverfahren) einen Weg gefunden, den Sternsensor mit Hilfe von 3D-Druck deutlich günstiger und einfacher herzustellen als dies bisher in der Fertigung solcher Komponenten der Fall war. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die zeitoptimierte, effiziente Entwicklung und den Bau von Satellitentechnologien. Die Auslieferung des ersten kommerziellen Satelliten an SpaceX noch in diesem Sommer ist nun ein wichtiger Meilenstein für das Team. Weiterhin arbeitet es auch gemeinsam mit Marple Imaging, einem Bremer Startup, daran, Europas technisch führendes Netz an Erdbeobachtungssatelliten aufzubauen. Erst vor drei Jahren gegründet, beschäftigt Reflex Aerospace heute rund 50 Mitarbeitende. Durch die zentrale Lage des Berliner Standorts in Friedrichshainer Kiezatmosphäre zieht das Unternehmen hochkarätige internationale Fachkräfte an. Alexander Genzel erklärte: „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, in unserer Stadt Berlin als Unternehmen zu wachsen.“


Rund 80 regionale Firmen arbeiten zu Raumfahrtthemen

Global entdecken immer mehr private Unternehmen die Raumfahrt als spannendes Geschäftsfeld und können oft schneller und innovativer agieren als traditionelle Raumfahrtorganisationen. Diese Entwicklung wird auch als „New Space“ bezeichnet. Sie sichert und schafft nachhaltige Arbeitsplätze auch am Wirtschaftsstandort Berlin, wo alle Akteurinnen und Akteure von den guten Netzwerken zwischen Industrie und Forschung profitieren. Reflex Aerospace ist bei weitem nicht das einzige Unternehmen in der Metropolregion Berlin-Brandenburg, das sich mit Themen aus der Raumfahrt beschäftigt und sich weltweit als Pionier etabliert: Ganze 80 Firmen engagieren sich in diesem Bereich, vor allem mit der Entwicklung und Herstellung von Klein- und Nanosatelliten sowie von Komponenten, Software und elektronischen Bauteilen. Drei Akteure der Region stellen komplette Kleinsatelliten her: Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH, Berlin Space Technologies und die TU Berlin. Zwei Satelliten des Projektes NanoFF der TU Berlin sind Ende 2023 mit einer Falcon 9 (Rakete) des Unternehmens SpaceX in den Orbit gebracht worden.




Gruppenbild mit 7 Personen

New Space bietet enorme Chancen

Auch bei der Verarbeitung von Satellitendaten hat sich Berlin eine hervorragende Position erarbeitet, was enormes Wachstumspotenzial für verschiedene Branchen bietet. Viele Herausforderungen der modernen Gesellschaft können nur mit Innovationen aus der Raumfahrt gelöst werden. Das Berliner Startup LiveEO GmbH hat beispielsweise mit Hilfe von Satellitendaten erstmalig das gesamte US-Stromnetz mit mehr als 7 Millionen Meilen analysiert. Die Daten können unter anderem für schnelle Internetverbindungen, Messungen in der Klimaforschung, Logistik, autonomes Fahren und Smart Farming, genutzt werden. Damit bietet New Space auch enorme Chancen für Startups und KMU mit innovativen Geschäftsmodellen.