Gesichter des MPI: Matthias Menger

Weiter Blick durch eine lichtdruchflutete leere Lagerhalle

Katalysator für den Klimaschutz

Der Berliner Projektentwickler Matthias Menger zeigt mit dem Modell-Campus ringberlin, einem Projekt des Masterplans Industriestadt Berlin (MPI), wie klimaschonendes Bauen umgesetzt werden kann.

Die Herstellung von Baumaterialien wie Stahlträgern oder Beton, der Neubau von Immobilien und die Sanierung von Bestandsobjekten verursachen erhebliche Mengen CO2: Der Bausektor verursacht 40 Prozent des globalen Emissionsausstoßes und 60 Prozent des globalen Abfallaufkommens. Matthias Menger will dazu beitragen, dass sich das ändert – mit seiner KOIMO Development GmbH und dem Modell-Campus ringberlin, einem Projekt das auch im Masterplan Industriestadt Berlin 2022-2026 (MPI) vernetzt ist. Der Masterplan begleitet als strategische Initiative der Berliner Landesregierung die Hauptstadtregion in der Transformation und führt sie in die Zukunft. Zirkuläres Wirtschaften ist eines der Fokusthemen des MPI.



Portrait Matthias Menger
Ich sehe den größten Hebel für einen Beitrag zum Klimaschutz beim Bauen in einem maximal schonenden Umgang mit den vorhandenen Ressourcen.

Matthias Menger, Geschäftsführer ringberlin, KOIMO Development GmbH

Schonender Umgang mit Ressourcen
„Ich sehe den größten Hebel für einen Beitrag zum Klimaschutz beim Bauen in einem maximal schonenden Umgang mit den vorhandenen Ressourcen“, sagt Matthias Menger. „Das bedeutet, Abfall zu vermeiden sowie Stoffe und Materialien immer wieder zu verwenden.“ Auf dem Modell-Campus ringberlin wird das praktisch umgesetzt: Das kollaborative Gründer:innenzentrum mit Makerspace wird in Berlin-Mariendorf gebaut. „Er soll die branchenübergreifenden Synergien auf dem Campus für alle sichtbar und nutzbar machen. Mit Raum für Werkstätten, Maschineninfrastruktur, Coworking- und Büro-Bereichen, Maker-Garagen und Testflächen wird er als einer der größten europäischen Makerspaces optimale Bedingungen für Startups bieten.“

Das ehemalige Fabrikgelände wird nach zirkulären Prinzipien denkmalgerecht modernisiert und teilweise aufgestockt. So werden beispielsweise Systemtrennwände aus einer alten Immobilie entnommen, aufgearbeitet und in den Makerspace wieder integriert. „Intakte Materialien, die zudem noch hätten entsorgt werden müssen, werden teilweise weitergenutzt“, so der Geschäftsführer der ringberlin Projektentwicklung GmbH. Das erfordere vor allem eine sehr vorausschauende Planung: „Man muss von Anfang an mitdenken, welche Materialien vorhanden sind und weiter genutzt werden können, welche Auswirkungen das auf Abbruch und den gesamten Bauprozess hat.“ Ringberlin soll Vorbild für weitere Vorhaben sein und Raum für den Austausch von Ideen und Best Practices bieten – und dazu beitragen, die Berliner Wirtschaft anpassungsfähiger und resilienter zu machen: „Als interdisziplinärer Campus sind wir offen für alle Themen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Industrie und Kultur“, erläutert Matthias Menger. 



Baustellenfahrzeuge auf Baustelle

Frühzeitige Abstimmung zwischen Architektur und Ökonomie
Das Thema „Bauen im Bestand“ begegnete Menger bereits früh in seiner Karriere – und es begeisterte ihn. Ab 2003 leitete er für drei Jahre das Lehr- und Forschungsprojekts „EIN-AN-UM“ an der Fachhochschule Potsdam. Studierende im Bereich Architektur und Städtebau beschäftigten sich dort mit der Frage, wie gewerbliche Immobilien, die nicht mehr für ihren ursprünglichen Zweck gebraucht werden, durch Umnutzung oder Revitalisierung weiter genutzt werden können. Ziel des interdisziplinären Pilotprojekts war es, zu vermitteln, was eine frühzeitige Abstimmung zwischen Architektur und Ökonomie bewirken und wie dies in Lehre und Forschung berücksichtigt werden kann.

Matthias Menger wollte das Thema weiterverfolgen. Als Spin-off aus dem Projekt gründete er deshalb 2006 sein eigenes Unternehmen: KOIMO. Der Begriff kommt aus dem Japanischen, bedeutet „Katalysator“: „Wir initiieren, entwickeln und managen Immobilienprojekte von der ersten Idee bis zur Umsetzung – und darüber hinaus. Dabei denken, organisieren, planen, kalkulieren und hinterfragen wir alles stets mit Blick auf Nachhaltigkeit und Community. Zusammengefasst: Wir sind Katalysator und Projektentwickler für urbane Communities.“



Luftaufnahme mit Blick über ein großes Industriegeländer alter Bauart

Gemeinsam neue Ansätze entwickeln und umsetzen

Menger wünscht sich für die Berliner Industrie, dass durch aktives Miteinander und konstruktiven Austausch Lösungen für Material- und Ideentransfers entwickelt werden, von denen möglichst viele Unternehmen und Akteure profitieren. „Für eine weiterhin gute Entwicklung braucht die Berliner Industrie meiner Ansicht nach das gemeinsame Verständnis, dass wir nur gemeinsam und kollaborativ neue Ansätze entwickeln und umsetzen können. Wir müssen dabei über die Grenzen der eigenen Branchen und Fachbereiche hinweg denken und handeln. Denn damit Zirkularität ihre größtmögliche Wirkung entfalten kann, muss sie umfassend und übergreifend praktiziert werden. Das Mindset aller Beteiligten muss Gemeinsamkeit fokussieren.“

Der Masterplan Industriestadt Berlin spielt für ihn dabei eine zentrale Rolle. „Wir verstehen den MPI als Netzwerk- und Innovations-Hub für die Berliner Wirtschaft mit Schwerpunkt auf produzierendem Gewerbe“, erklärt Menger. „Insofern ist er für uns auch eine ideale Plattform mit hervorragenden Sparringspartnern: Gemeinsam können wir Lösungsansätze entwickeln, wie die notwendigen Transformationsprozesse praktisch umgesetzt werden können. Die Offenheit und Vielfalt des MPI sind für uns von großer Bedeutung.“