Gesichter des MPI: Dr. Dimitri Podkaminski

Menschen in Kitteln stehen in einem Labor zusammen

MINT nachhaltig fördern

Dr. Dimitri Podkaminski verließ die Wissenschaft, um Kinder und Jugendliche für MINT-Fächer zu begeistern. Mit „Industrie macht Schule“, einem durch den Masterplan Industriestadt Berlin (MPI) geförderten Projekt, zeigt er ihnen berufliche Perspektiven in Naturwissenschaft und Technik auf.

Dr. Dimitri Podkaminski ist studierter Biochemiker und Molekularbiologe. Vor rund dreizehn Jahren war er an der Universität Würzburg in der Grundlagenforschung tätig und musste ein paar Monate bis zur nächsten Stelle überbrücken: Das Angebot, als Vertretungslehrer für Biologie und Chemie in einer Brennpunktschule in Neukölln auszuhelfen, kam da gerade recht. „Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten hatte mich schon immer interessiert – weil man darüber gesellschaftlich wirklich etwas bewegen kann“, erzählt er. Und der Job gefiel ihm außerordentlich gut: „Es hat mir unglaublich viel Freude bereitet. Grundlagenforschung ist toll, keine Frage, aber das Gefühl, etwas zu bewirken, war an der Schule für mich noch größer.“ Er verabschiedete sich kurzerhand aus der Wissenschaft und bezeichnet sich selbst heute als MINT-Enthusiast, Bildungsinnovator sowie Kita- und Schulentwickler. Seine wichtigsten Ziele: Er will die MINT-Förderung zielgerichteter gestalten und sie vor allem Kindern sowie Jugendlichen aus finanziell schlechter gestellten Familien leichter zugänglich machen.

Portrait: Dr. Dimitri Podkaminski
Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten hatte mich schon immer interessiert – weil man darüber gesellschaftlich wirklich etwas bewegen kann.
Dr. Dimitri Podkaminski
, Leiter junior1stein in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

„Industrie macht Schule“ vernetzt Bildung und Industrie

Deshalb ist er unter anderem Initiator für das Projekt „Industrie macht Schule“, das im Rahmen des Masterplan Industriestadt Berlin (MPI) gefördert wird. Es soll die Fachkräftesicherung für Berliner Industrieunternehmen unterstützen, indem es Akteurinnen und Akteure aus Industrie und Bildung in der Stadt vernetzt. Letztere sind Mitglieder der junior1stein-Cluster, in denen sich Bildungseinrichtungen von der Kita bis zum Oberstufenzentrum zusammengeschlossen haben. Gemeinsam entwickeln sie Formate, die Schülerinnen und Schülern zeigen, welche Ausbildungsberufe Betriebe des verarbeitenden Gewerbes in ihrer Region anbieten. „Wir bringen zum Beispiel Kitas und Schulen mit MINT-Akteurinnen und -Akteuren wie Unternehmen, Stiftungen oder Schülerlaboren zusammen und helfen bei innovativen Projekten zu diesem Thema“, so Podkaminski. „Industrie macht Schule“ berät die externen Kräfte, die Berufsorientierungsangebote durchführen möchten, und initiiert Workshops für Schülerinnen und Schüler sowie Exkursionen zu Bildungseinrichtungen und Industrieunternehmen. „Wenn die Schulen Berufsorientierung anbieten, nehmen sie Industrieberufe mit MINT-Bezug stärker in den Fokus“, so Podkaminski. „So können mehr Kinder und Jugendliche verstehen, welche Chancen ihnen dieser Bereich bietet.“ „Industrie macht Schule“ unterstützt das Handlungsfeld „Kompetenzen“ des MPI. Der MPI versteht sich als Plattform, auf der Akteurinnen und Akteure gemeinsam Impulse für die Bewältigung aktueller Herausforderungen setzen: Der Fachkräftemangel ist eine dieser Herausforderungen und die Förderung von Nachwuchs, insbesondere im MINT-Bereich, eine Antwort darauf.

Podkaminski leitet „junior1stein“ seit 2020. Die Initiative der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie entwickelt die Inhalte der MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik in den Bildungseinrichtungen weiter und vernetzt diese stärker regional. Ihren Ursprung haben die Aktivitäten unter anderem in einem Schülerforschungszentrum an der Lise-Meitner-Schule. An diesem Oberstufenzentrum mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt war Podkaminski von 2013 bis 2019 tätig und bekam die Chance, das Schülerforschungszentrum Berlin mit aufzubauen. „Es ist eine Art Sportverein für Kinder und Jugendliche: Es bietet Freizeitaktivitäten an, bei denen junge Menschen tüfteln und forschen können und damit mehr über Biologie, Chemie oder Physik lernen“, erklärt er. „Durch diese Präsenz und die Projekte, die wir dort umgesetzt haben, wurden wir bald für andere Akteurinnen und Akteure im Bereich Bildung und MINT sichtbar – und so kam eins zum anderen.“

Schüler in Kittel arbeitet mit Pinzette über einem Versuchsaufbau

Bezug zur Berufswelt klarer zeigen

Beim Schülerforschungszentrum Berlin e.V. sind unter anderem die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sowie die Berliner Universitäten Mitglied. „Weiterhin hatten wir von Anfang an Unternehmensverbände und große Industrieunternehmen an Bord, die uns zu unserer Arbeit ein Feedback geben konnten“, so Podkaminski. Seiner Erfahrung nach gibt es viele praktische Angebote für Lernerfahrungen im Bereich MINT, beispielsweise Kurse zum Experimentieren. „Doch der Bezug zur Berufswelt ist oftmals nicht klar genug. Die Formate machen den Kindern und Jugendlichen Spaß, aber sie wissen dadurch immer noch nicht, was der Job des Labortechnikers genau bedeutet oder wohin sie sich wenden müssen, wenn sie sich in diese Richtung orientieren wollen. Der Sprung zur eigentlichen Berufsorientierung ist noch zu groß.“

Persönlich setzt er sich das Ziel, das Thema MINT-Förderung in Berlin noch stärker strategisch zu entwickeln: „Das bedeutet, dass externe Angebote aus dem MINT-Bereich, wie zum Beispiel Schülerlabore, Lernwerkstätten, Maker Spaces und Schülerforschungszentren viel mehr in der Fläche wirken können und mehr Kinder und Jugendliche erreichen.“ Er wünscht sich, dass damit stärker auch finanziell schlechter gestellte Gruppen adressiert werden können, um mehr Chancengerechtigkeit zu bieten. Gleichzeitig betont Podkaminski, wie spannend auch einfach Naturwissenschaften sind: „Ich finde, in keinem anderen Themenfeld kann man sich so entfalten, die Welt ergründen und etwas Neues entdecken, darf kreativ und neugierig sein. Das ist in diesen Berufen tagtäglich möglich.“