Franziska Lienert vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. stellte nawi.berlin vor: Die Initiative, die ebenfalls von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Betriebe und Energie gefördert wird, versteht sich als zentrale Anlaufstelle für Informationen rund um ressourcenschonendes Wirtschaften in Berlin und soll hiesigen Unternehmen auf dem Weg zu nachhaltigerem Arbeiten Orientierung geben. Dazu bietet sie unter anderem eine Suchmaschine für Unterstützungsangebote an und veranstaltet Pitching-Events. Franziska Lienert sagte: „Die Transformation wird nicht funktionieren, wenn wir die Wirtschaft nicht mitnehmen.“
„Berlin soll Zero-Waste-Hauptstadt werden“
Meike Al-Habash, Leiterin der Mitte 2023 neu gegründeten Zero-Waste-Agentur, zeigte auf, wie sich ihr Team und sie nach dem Motto „Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht“ für weniger Verschwendung, mehr nachhaltigen Konsum und qualitativ hochwertiges Recycling engagieren. Die Initiative wird von der Berliner Stadtreinigung umgesetzt. Damit Berlin Zero-Waste-Hauptstadt wird, spricht die Agentur neben Bürgerinnen und Bürgern auch die gewerbliche Wirtschaft an: „Kleine und mittelständische Unternehmen finden oftmals nur schwer ihren Platz in dieser Transformation. Ihnen fehlen meist konkrete Ansatzpunkte, wie sie Circular Economy umsetzen können“, so Al-Habash. Die Zero-Waste-Agentur unterstützt
Berliner Akteurinnen und Akteure unter anderem mit Informationsangeboten und Plattformen für den Know-how-Transfer.
Die MPI Konferenz Circular Economy fand unter dem Dach des Impact Hubs in Neukölln statt. Janna Schlender, Head of Strategic Partnerships, stellte die inhaltliche Arbeit der Impact Hub Berlin GmbH vor: „Wir sind Teil eines globalen Netzwerks mit über 25.000 Mitgliedern, die gemeinsam Innovationen fördern und mit unternehmerischen Mitteln Lösungsansätze für den ökologischen Wandel finden wollen.“ Dazu fungiert der Hub als ein Ort der Begegnung mit umfangreichen Programmen zum Thema Circular Economy. Unter anderem wurde mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe vor drei Jahren „Circular Together“ ins Leben gerufen – ein Inkubator-Programm. „Wir sind sehr stolz,
dass wir damit schon 58 Gründerinnen und Gründer unterstützen konnten, die dazu beigetragen haben, unsere Wirtschaft zirkulärer zu machen und neue Arbeitsplätze schaffen“, so Schlender. „Besonders spannend finde ich den hohen Anteil an Gründerinnen von fast 70 Prozent.“
Podiumsdiskussion zu Handlungsansätzen und Erfolgsfaktoren
Auf der abschließenden Podiumsdiskussion der MPI Konferenz Circular Economy standen Handlungsansätze und Erfolgsfaktoren für die Unterstützung der Berliner Industrie im Fokus. Es herrschte Konsens darüber, dass es angesichts der Komplexität zirkulärer Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten eine ganze Bandbreite von Maßnahmen braucht, um Berlins Rolle als Wegbereiter zum zirkulären Wirtschaften zu stärken. Dazu zählen unter anderem regulative Maßnahmen, gezielte Anreize, die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften sowie die Unterstützung von Gründungen und Ausgründungen. Als übergreifende Erfolgsfaktoren wurden eine enge Vernetzung der Angebote sowie von Akteurinnen und Akteuren des Ökosystems und eine Kooperation auf Augenhöhe ausgemacht.
Dass Berlin beim Thema Circular Economy bereits sehr aktiv ist, wurde positiv hervorgehoben. Dina Padalkina lobte das große Interesse der Akteurinnen und Akteure: „Ich erlebe die Menschen hier als sehr offen und motiviert. So kann man die Umsetzung von Ideen in der Regel schnell anschieben.“ Auch, dass Räume wie das Impact Hub existieren, spricht laut Meike Al-Habash für die Stadt: „Als Gesellschaft müssen wir Orte schaffen, wo Circular Economy erlebbar ist, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum sowie im Arbeitskontext.“ Sie glaubt, dass die Transformation derzeit enorm an Fahrt aufnimmt: „Auf dem Weg zum Ziel sind wir noch auf dem ersten Drittel der Strecke. Aber wir werden in Zukunft nur noch schneller sein als jetzt.“
Neue Kombination aus Kooperation und Wettbewerb erforderlich
Dr. Claas Oehlmann betonte, dass die Circular Economy neben der Umstellung von Technologien ein neues Denken bei den wirtschaftlichen Akteurinnen und Akteuren braucht: „Circular Economy bedeutet, dass Geschäftsmodelle nicht mehr auf Kosten der Vorgänger oder Nachfolger in der Wertschöpfungskette optimiert werden. Stattdessen will man hier gemeinsam optimieren – während man gleichzeitig weiterhin im Wettbewerb bleibt.“ Oehlmann bezeichnet dies als ein „absolutes Kooperationserfordernis“.
Die MPI Konferenz war eines der vielfältigen Formate des Masterplans Industriestadt Berlin zum Thema Circular Economy, weitere sollen angesichts des großen Interesses folgen. Moderator Wolfgang Korek lud auch noch einmal zur Mitwirkung ein: „Der Masterplan ist für alle da und will durch uns alle mit Leben gefüllt werden.“ Wer Projekte oder Maßnahmen vorschlagen will, kann das hier gerne tun. Korek: „Es ist die Chance, die weitere Umsetzung dieser Strategie und damit die Berliner Industriepolitik mitzugestalten.“