Gesichter des MPI: Oliver Hasse

Oliver Hasse auf der Bühne

Es gibt dazu bereits eine Menge Brainpower in Berlin

Oliver Hasse, Managing Director des INAM e.V., ist einer der Köpfe hinter der Future of Computing Conference, die unter anderem die Entwicklung und Chancen von Quantencomputern diskutiert.

Digitalisierung braucht immer leistungsfähigere Computer: Sie sollen stärker, dabei gleichzeitig aber auch kleiner und nachhaltiger werden. Oliver Hasse bringt Menschen zusammen, die in diesem Bereich forschen, arbeiten, gründen. Der Managing Director des Innovation Network for Advanced Materials (INAM) e. V. hat mit seinem Team die Future of Computing Conference ins Leben gerufen, ein vom Masterplan Industriestadt Berlin (MPI) gefördertes Projekt: Auf der Konferenz diskutieren am 28. November 2023 im Berliner Estrel Convention Center unter anderem Forschende, Start-ups, Innovatorinnen und Innovatoren sowie Investorinnen und Investoren, wie sich die Computertechnik weiterentwickelt und welche Herausforderungen sowie Möglichkeiten die Weiterentwicklung von Mikrochips bedeuten.

Portrait von Oliver Hasse
Quantencomputing kommt der Marktreife immer näher und wird damit den Bereich Hardware grundlegend verändern.
Oliver Hasse Managing, Director des INAM e.V.

Der Marktreife immer näher

Die Idee zu der Veranstaltung ist 2022 auf der Hannover Messe entstanden, wo Hasse ein Panel zum Thema Quantencomputer besuchte. Das sind Computer, die auf den Regeln der Quantenphysik basieren und eine besonders hohe Rechenleistung besitzen. „Quantencomputing kommt der Marktreife immer näher und wird damit den Bereich Hardware grundlegend verändern“, erklärt Oliver Hasse. „Gleichzeitig gibt es in der Materialforschung viele Ansätze, wie man Computerchips effizienter, besser und klimaschonender herstellen kann – sowohl herkömmliche Silizium-Chips, wie sie heute genutzt werden, als auch Modelle für zukünftige Architekturen, beispielsweise auf Basis von Galliumnitrat.“ Die Leistungsfähigkeit von Quantencomputern kann dafür sorgen, dass Experimente im Labor durch kostengünstigere Simulationen ersetzt werden – was einen Quantensprung in der Materialentwicklung ermöglicht. Durch diesen technologischen Fortschritt könnte der stetig steigende Bedarf an Chips nachhaltig bedient werden.

Oliver Hasse im Talk auf der Bühne

Oliver Hasse hat Social Anthropology und Wirtschaft studiert, war Trainee bei der Europäischen Kommission und später unter anderem in der Politikberatung und als Managementberater tätig. Zwei Leitthemen haben ihn auf seinem beruflichen Werdegang begleitet: Technologie und Innovation. „Industrie 4.0 hat mich relativ früh interessiert, deshalb habe ich das Thema bereits 2013 in meiner damaligen Funktion vorangetrieben und mich auf die Schnittstelle von Hardware und Software fokussiert. Das begleitet mich bis heute in meiner aktuellen Tätigkeit für INAM.“ Die Future of Computing Conference bringt all diese Themen zusammen.

Markteintritt von Innovationen beschleunigen

INAM unterstützt Hightech-Startups dabei, sich schnell im Markt zu etablieren, indem es Lücken zwischen Forschung, Startups und Industrie schließt und ein Hightech-Ökosystem schafft. Dem Netzwerk gehören Interessenvertretende aus Industrie, Wirtschaftsförderung, Forschung und Gründerszene an, die sich für die Entwicklung von Innovationen und Produkten engagieren. „Wir helfen, den globalen Markteintritt von Innovationen in mehreren Industriesektoren zu beschleunigen“, so Oliver Hasse. Unternehmergeist fußt häufig darauf, dass jemand eine Vorstellung davon hat, was er oder sie machen will und dann Wege finden muss, um das zu erreichen: „Diese Wege sind bekanntermaßen gerade im Startup-Bereich nicht immer geradlinig. Wir versuchen, sie möglichst geradlinig zu machen und mit möglichst wenig Schmerzen zu verbinden. Dazu geben wir unseren Gründerinnen und Gründern passgenaue Kontakte zur Industrie, Investoren und Experten, viel Marktwissen und eine unternehmerische Einstellung mit.“

Eines der Leitthemen der Organisation lautet: „Es gibt keine Software ohne Hardware.“ Für die Entwicklung von Hardware braucht es in der Regel einen längeren Atem: Für viele Hardware-Startups sind Laborkosten und fehlender Zugriff auf Marktinformationen entscheidende Entwicklungshemmer. „Wenn man diese Themen in den Griff bekommt, könnten die Startups ihre Entwicklungszeit deutlich verkürzen und wären damit auch attraktiver für klassische Risikokapitalgeber wie VC-Fonds. Denn diese planen und agieren eher sehr kurzfristig und geben ungern Geld für Anlagegüter wie Laborausstattung oder Produktionsstätten aus. Könnte man Letzteres durch digitale Technologien überbrücken, würde das die Attraktivität der Business Cases steigern.“

MPI leistet Beitrag zu tragfähigem Hardware-Ökosystem

Quantencomputing kann ein Booster für digitale Technologien sein. Mit der Berlin Quantum Alliance, einer langen Tradition im Bereich Optik und Photonik sowie vielen Forschungsaktivitäten im Bereich Halbleiter ist Berlin hier stark aufgestellt. „Die Universitäten der Stadt betreiben Spitzenforschung unter anderem in Chemie, Physik, Materialwissenschaften oder Medizin. Es gibt also bereits eine Menge Brainpower in Berlin, die auch in puncto Future Computing aktiv ist“, so Hasse. „Zudem hat Berlin nicht nur eine lebendige Startup-Kultur, sondern kann auch im Deeptech-Bereich schon einiges vorzeigen. Auch wenn das noch mehr werden kann.“ Berlin habe sich als Ökosystem für digitale Lösungen als Nummer Zwei in Europa – nach London – etabliert. „Nun brauchen wir dafür ein tragfähiges Hardware-Ökosystem, unter anderem durch die stärkere Verzahnung mit der Industrie vor Ort. Dazu trägt auch der Masterplan Industriestadt Berlin maßgeblich bei.“

Für die Zukunft wünscht sich Hasse, dass sich die Future of Computing Conference verstetigt und auf eigenen Beinen stehen kann. „Ich würde mich freuen, wenn unsere Berliner Startups schnell auch international durchstarten und damit die Attraktivität des Standorts in die Welt tragen – und wir umgekehrt viele Unternehmen aus unserem Netzwerk von einer Ansiedlung in Berlin überzeugen können. Auf übergeordneter Ebene sollte das Thema Hardware-Deeptech, also durch Hardware getriebene Hochtechnologie, im Ökosystem Berlin noch stärker verankert und gefördert werden – zum Beispiel durch Nennung in der Berliner Startup-Agenda.“ Ihn persönlich treibt auch an, dass technologischer Fortschritt Lebensqualität bewirken kann: „In der Diskussion um Technologie geht es immer auch um den Menschen. Wir sehen es bei den meisten Startups, die wir begleiten: Sie fokussieren sich bei den ESG-Kriterien, nach denen Unternehmen in Bezug auf nachhaltiges und ethisches Verhalten bewertet werden, nicht nur auf Umwelt und Nachhaltigkeit, sondern tragen auch zu menschlichem Fortschritt bei. Deshalb denke ich, dass technische Entwicklungen ein lebenswertes und erfülltes Leben fördern und echte Zukunftsperspektiven schaffen können.“