Sandra Saeed: Nach Beendigung eines Projektes zeigen wir alles, was wir entwickelt haben, auf der Projektwebsite und den Seiten vom DGB sowie den Industriegewerkschaften. Es wird Dialogveranstaltungen und eine Abschlusskonferenz geben und wir kommunizieren die Ergebnisse mit den Gewerkschaften, deren Sekretärinnen und Sekretäre das Material in andere Betriebe und den Steuerungskreis Transformation der Berliner Industrie (SKIP) tragen werden. Beispielsweise sind in einem Projekt kurze Filme entstanden, eine Art Lehrfilme zur Digitalisierung aus der Perspektive der Betriebsrätinnen und Betriebsräte, die auf Betriebsversammlungen gezeigt werden.
Was brauchen die Firmen Ihrer Meinung nach noch?
Sandra Saeed: Sie brauchen ein offenes Angebot, mit dem sie für ihre individuellen Themen Unterstützung abrufen können. Wir können bei der Bestandsaufnahme helfen, über die sie herausfinden, wo Handlungsbedarf besteht – dann können sie mit Maßnahmen wie Workshops oder Coachings daran arbeiten. Auch Erfahrungsaustausch ist besonders wichtig. Wir bieten innerhalb der Cluster zum Beispiel auf sogenannten Dialogveranstaltungen die Möglichkeit, dass Betriebsräte zusammenkommen und sich austauschen können. Die Unternehmen stehen natürlich in Konkurrenz zueinander. Aber wir versuchen, entlang der großen Transformationsthemen Raum zu schaffen, in dem sie sich gut austauschen und auch voneinander lernen können. Das ist das Wesen des MPI-Projektes und ich bin wirklich sehr froh, dass der Masterplan solch offene Vorhaben ermöglicht, die den Beteiligten wichtigen Freiraum geben.
Was sind die Stärken Berlins als Industriestadt und wie kann die Stadt diese ausspielen?
Nele Techen: Berlin hat eine starke Industrie sowie eine gute Wissenschaftslandschaft und ist ein wichtiger Anker für internationalen Industrie-Austausch. Die Verbindung von Hochschulen und Unternehmen ermöglicht einen effektiven Wissenstransfer. Und die Hauptstadtregion kann damit insbesondere jungen Menschen breite Perspektiven geben.
Was macht der Masterplan Industriestadt möglich und was sind Ihre Wünsche an zukünftige Projekte?
Sandra Saeed: Der Masterplan stellt Ressourcen für wichtige Aufgaben zur Verfügung, für die oft Zeit und Geld fehlen. Bei unserem konkreten Thema gibt er Betriebsräten Kompetenzen, hilft ihnen, Prioritäten zu setzen und planvoll zu handeln. Mit Blick in die Betriebe hinein stellt man ja auf beiden Seiten immer wieder fest, dass sowohl Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber als auch Interessenvertretungen teilweise keine Strategie haben, wie sie durch einen Veränderungsprozess kommen. Deshalb sind hier Beratung und Unterstützung so wichtig und auf diese Weise können Betriebsräte gerüstet in den Dialog mit dem Arbeitgeber gehen.
Nele Techen: Es ist wichtig, dass der Masterplan eine politische Dimension beibehält und die Bedeutung der Industrie noch bekannter macht. Die Förderung von Innovation und die Zusammenarbeit zwischen Sozialpartnern sind entscheidend. Es ist wichtig, dass der Masterplan in der Politik weiterhin einen hohen Stellenwert erhält.
Hatten Sie bei der Arbeit in den MPI-Projekten persönliche Aha-Moment?
Nele Techen: Mich beeindruckt immer wieder, wenn Betriebsräte nach einem Workshop sagen, dass wir sie damit in ihrer Arbeit sehr unterstützt haben und dass sie beispielsweise eine Betriebsvereinbarung zu einem neuen Thema geschlossen haben. Dann kommt das, was auf politischer Ebene angeschoben wird, direkt bei den Beschäftigten an – und diese Wirksamkeit, die ist wichtig.
Sandra Saeed: Ich finde es wichtig, dass das Wissen aller, die an einem Veränderungsprozess mitwirken, gesehen wird. Beschäftigte in der Produktion sind oft nicht so gut in Informationsflüsse eingebunden wie andere. Und umso schöner ist es, wenn wir ihre Innovationsvorschläge herausarbeiten können. Das muss gar nichts Großes sein, da muss kein Patent herausspringen. Aber wenn es die Arbeitsorganisation verbessert, Abläufe optimiert oder zum Beispiel im Produktionsprozess Müll vermeidet, finde ich das immer wieder toll. Das zeigt ebenfalls, wie wirksam unser Ansatz ist.