Leichter zum Erfolg

Detailaufnahme einer Metallverarbeitungsmaschine

Berlin kann Leichtbau: Sowohl in der Forschung als auch bei den Anwendungen ist die Hauptstadtregion stark aufgestellt.

Ein Flugzeugtriebwerk, das 40 Prozent leichter ist als herkömmliche Turbinen und damit in Logistikdrohnen eingesetzt werden kann: Das ist Leichtbau! Genau wie ein Baumaterial, das im Labor aus Pilzen wächst. Diese Ideen stammen aus Berlin, wo sie im Mai 2023 mit dem „Lightweight Innovation Award“ ausgezeichnet wurden. Die Hauptstadtregion ist stark in puncto Leichtbau engagiert – in der Erforschung und Entwicklung von Materialien, beim Design von Leichtbauprodukten und -verfahren sowie bei bedarfsorientierten Recyclingkonzepten.

Schlüsseltechnologie für eine zukunftsfähige Industrie

Gute Argumente für Leichtbau gibt es viele: Der Einsatz leichterer Materialien in der industriellen Produktion schont Ressourcen, spart Energie, reduziert CO₂-Emissionen und erhöht die Effizienz. Er kann die Leistungsfähigkeit von Produkten erhöhen und durch neue Fertigungs- und Konstruktionsmethoden technische Innovationen möglich machen. Leichtbau zählt deshalb zu den Schlüsseltechnologien für eine zukunftsfähige Industrie. Die Hauptstadtregion spielt dabei intensiv mit: Zahlreiche Institutionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind hier ansässig und decken einen weiten Branchen- und Technologiemix ab. Das stärkt das Profil von Berlin als Hotspot für eine urbane Produktion, die nachhaltig und digital geprägt ist. Zudem ermöglicht es neue Geschäftsmodelle, Produkt- und Prozessinnovationen.

Wer macht Leichtbau in der Hauptstadt? Laut einer Analyse der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH und der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWiEnBe) sind 62 Prozent der Unternehmen in der Hauptstadt, die sich mit Leichtbaulösungen beschäftigen, älter als 20 Jahre – also vorrangig etablierte kleinere und mittlere Unternehmen. Die im Bereich tätigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen gehören unterschiedlichsten Branchen an: Maschinen- und Anlagenbau, Automobilbau, Bauwesen, Schienenfahrzeugtechnik und Energie- sowie Medizintechnik. Sie alle bringen viel Know-how mit in Bezug auf Technologien und Kompetenzen, die für die Entwicklung von Leichtbaukomponenten und deren Anwendung nötig sind.

Unterstützung durch Leichtbau-Initiative und MPI

Unterstützt wird diese Querschnittstechnologie unter anderem von der Leichtbau-Initiative Berlin-Brandenburg, mit der die Wirtschaftsressorts der beiden Bundesländer gemeinsam die Potenziale des Leichtbaus in der Hauptstadtregion sichtbarer machen. Dabei sollen insbesondere Leichtbau aus mehreren Materialien sowie Anwendungen in den Bereichen erneuerbare Energien, Bio-Ökonomie, Automotive und Schienenfahrzeugbau, Luft- und Raumfahrttechnik sowie Medizintechnik im Fokus stehen. Für die kommenden Jahre sind Veranstaltungen, Unternehmensbesuche und Netzwerkarbeit geplant.

Auch der Masterplan Industriestadt Berlin (MPI) hat Leichtbau als Schlüsseltechnologie in den Fokus genommen. Die Industriestrategie will die Berliner Industrie noch wettbewerbsfähiger machen und sie in puncto Ökologie, Digitalisierung und industrielle Arbeitswelt in der Transformation unterstützen. Leichtbau kann wesentlich zu allen drei Schwerpunkten beitragen. Drei Leichtbau-Projekte wurden durch den Masterplan Industriestadt Berlin bereits finanziell gefördert: Der Leichtbau-Verband Composites United (CU) e. V. hat ein berufsbegleitendes „Weiterbildungsangebot Leichtbau“ für Einsteigerinnen und Einsteiger wie auch Berufserfahrene entwickelt. Mit „Leichtbau made in Berlin“ hat CU eine Marketingkampagne initiiert, die Berliner und Brandenburger Innovationen und Kompetenzen aus dem Bereich eine Bühne geben und dabei unterstützen soll, Potenziale für die breitere Anwendung der Technologie branchenoffen zu erschließen. Weiterhin startet im Juni 2023 ein neues Projekt zur Erstellung von Prototypen in Leichtbauweise für interessierte Berliner KMU.

Potenzial von Leichtbau für Unternehmen zeigen

Die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe hat im Mai 2023 zum ersten Mal den Lightweight Innovation Award unter dem Leitsatz „minimal material. MAXIMUM IMPACT.“ vergeben und damit Leichtbauanwendungen „made in Berlin“ gewürdigt. Der Preis, für Berliner Unternehmen ausgelobt und finanziert aus Mitteln des Landes Berlin, prämiert Lösungen und Produkte, die einen hohen Innovationsgrad und ein großes Zukunftspotenzial für Mensch und Region aufweisen. Er soll zeigen, welches Potenzial Leichtbau hat und Unternehmen zum Einsatz der Technologie motivieren, denn sie kann wesentlich dazu beitragen, dass Querschnittsthemen wie Digitalisierung und Ressourcenschonung stärker in die klassischen produzierenden Branchen integriert werden.

Im Premierenjahr wurde unter anderem in der Kategorie Mobility die Red Arrow technologies UG ausgezeichnet. Ihr neuartiges Flugzeugtriebwerk Heron Fan, das die Flugzeugturbinen 40 Prozent leichter macht, kann beispielsweise in Logistikdrohnen eingesetzt werden. Unter Construction wurde ein neues Material aus biologisch abbaubaren Pilzprodukten gewürdigt, entwickelt von Studio Sven Pfeiffer in Kooperation mit der TU Berlin. Der Stoff kann zirkuläres Bauen unterstützen. Er wächst im Labor und wird mit 3D-Druck-Technologie in individuelle Formen gebracht, die, sich am Vorbild der Natur orientieren. Die Natur bietet oftmals sehr ressourceneffiziente Lösungen, die sich auch im Leichtbau wiederfinden. Plakatives Beispiel sind Wabenstrukturen, die auf wenig Raum und bei wenig Gewicht eine hohe Stabilität bieten.