Nicht zu wählen, geht eigentlich nicht, denn auch, wenn ich nicht wählen gehe, habe ich gewählt. Klingt komisch, ist aber so. Denn ich habe mich zwischen zwei Möglichkeiten entschieden. Wir wählen ja jeden Tag, ständig, Curry oder Döner, vegetarisch oder mit Fleisch, den Menschen mit dem wir unser Leben verbringen, den Beruf, den wir ausüben. Wir wählen unseren Arbeitgeber und wechseln diesen, wenn wir unzufrieden sind und das möglich ist.
Warum entscheiden sich dann so viele, ihren Personalrat nicht zu wählen, wo es eigentlich nur gute Gründe gibt, zur Wahl zu gehen: Ich fühle mich von meiner/meinem Vorgesetzten ungerecht behandelt, bin bei der Bewerbung auf eine andere Stelle oder einer Beförderung übergangen worden, man droht mir mit Abmahnung oder disziplinaren Maßnahmen. Dann brauche ich jemanden der mir mit Rat und Tat zur Seite steht, mir einen Weg aufzeigt, mich zu einem Gespräch begleitet. Und auch, wenn ich keine eigenen Probleme habe: Die Personalräte schauen den Dienststellenleitungen auf die Finger, überwachen sie, achten auf die Einhaltung der Gesetze, Tarifverträge, Rahmendienstvereinbarungen und sorgen dafür, dass es möglichst gerecht zugeht.
Auch Gruppen- und Abteilungsleitungen sind ein Teil der Belegschaft. Sie fänden in den Personalräten einen Partner für den Arbeits- und Gesundheitsschutz, die Arbeitszeit und technische Ausstattung Ihrer Dienststelle, wenn sie es denn zuließen.
Die Dienststellenleitungen brauchen ein Gegenüber, damit die Sicht der Beschäftigten in ihre Überlegungen einfließt. Auf Landesebene ist der Hauptpersonalrat das Gegenüber der Senatsmitglieder und hält die Beschäftigteninteressen hoch.
Es stehen mal wieder schwere Zeiten vor uns im öffentlichen Dienst. Wieder heißt es, es sei kein Geld da; die Kolleginnen und Kollegen der Babyboomer-Generation gehen in den Ruhestand und die Politik hat den Job, egal welchen im öffentlichen Dienst, nicht wirklich attraktiver gemacht. Am Berliner Behördenchaos wird weiter herumgedoktert, Ausgang offen, und die Besoldung der Beamtinnen und Beamten ist aus Sicht der Gewerkschaften nach wie vor verfassungswidrig.
Also: geht wählen und stärkt allen Personalräten mit einer hohen Wahlbeteiligung den Rücken! Ihr tut das für Euch und eure Kollegenschaft und nicht für die Kandidatinnen und Kandidaten, die sich für Euch ehrenamtlich engagieren.