Am 01.06.22 hat sich die LAG (landesweite Arbeitsgruppe) keine Gewalt gegen Beschäftigte beim HPR zur Auftaktsitzung zusammengefunden. Sie setzt sich aus Kolleginnen und Kollegen aus allen großen Bereichen des öffentlichen Dienstes und allen Hauptbeschäftigtenvertretungen zusammen und wird um zwei Vertreter des DGB und dbb berlin ergänzt.
Am Beginn des Treffens stand das Kennenlernen und der Austausch über Gewaltvorfälle in den verschiedenen Bereichen. Gewalt gegen Beschäftigte hat viele Gesichter und geht weit über die häufig in den Medien aufgegriffenen körperlichen Auseinandersetzungen gegen Kolleginnen und Kollegen bei der Polizei und Feuerwehr hinaus.
Es gibt vielfältige Verbalattacken und Drohungen (Schule, Kitas), generell sexualisierte (meist verbale) Übergriffe gegenüber Kolleginnen in allen Bereichen, selbst Beschäftigte zum Beispiel aus den Grünflächenämtern oder Bibliotheken erleben Gewalt durch Bürgerinnen und Bürger. Im Bereich der Justiz sind „harte“ Gewaltvorfälle regelmäßig Teil des Berufsalltags in den Justizvollzugsanstalten, aber auch in den Gerichten.
Die Zahl der an den Gerichtspforten sichergestellten Waffen sprengt jedes Vorstellungsvermögen. Menschen mit Waffen, das kann unterstellt werden, gelangen mit ihnen in die meisten Dienstgebäude, weil unsere Dienstgebäude grundsätzlich den Bürgerinnen und Bürgern im wahren Wortsinn offenstehen.
Der Umgang mit Gewaltvorfällen stellt ein weiteres Problem dar. Salopp ausgedrückt: Fließt kein Blut, passiert wenig. So können Beschäftigte, die sich einer ernsthaften Bedrohung ausgesetzt sehen, noch lange nicht regelmäßig die Löschung ihrer persönlichen Daten aus dem Melderegister beantragen. Verbalattacken führen selten zu einer Anzeige oder auch nur einer Aktenlage. Wie umgehen mit körperlicher Gewalt durch Kinder und Jugendliche gegenüber Lehrkräften und Erzieherinnen?
In 2021 wurde noch durch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller eine gemeinsame Erklärung mit dem DGB und dem dbb berlin unterschrieben und eine klare ablehnende Haltung gegenüber Gewalt gegen Beschäftigte formuliert. Das kann aber nur ein Startschuss für konsequentes Arbeitgeberverhalten gewesen sein, kein Zielpunkt. Seitdem haben wir vom HPR den damaligen Personalsenator Kollatz auf das Thema angesprochen und den Wunsch auf Abschluss einer Rahmendienstvereinbarung dazu zum Ausdruck gebracht. Aufgrund der Wahlen in Berlin wurde unser Wunsch vom Senator wohlwollend aufgenommen, aber auf den nächsten Senat vertagt. Mit Herrn Wesener haben wir darüber bereits zweimal gesprochen (und auch mit anderen Senatsmitgliedern), alle sind offen und erkennen das Problem, allein die Zuständigkeitsfrage ist im Senat noch nicht gelöst.
Die LAG hat sich die ersten eigenen Arbeitsaufträge gegeben und wird das Thema ihrerseits voranbringen. Alle Mitglieder sehen umgehenden Handlungsbedarf und werden die Brisanz der Lage auch nach außen offensiv vertreten. Das Thema ist sehr komplex. Es gilt, tätig zu werden, landesweite Standards zu setzen und zwar für Prävention, Umgang, Nachsorge.
Wir bleiben dran.