So schwer scheint es eigentlich nicht, aber anscheinend ist es doch für viele Dienststellen eine Herausforderung: der Austausch zwischen Leitung und Beschäftigtenvertretungen in Angelegenheiten, die die Beschäftigten betreffen. Zur Hilfestellung hat der Gesetzgeber vor Jahren das Personalvertretungsgesetz erlassen und darin Beteiligungsangelegenheiten klar definiert. Hilft auch nicht immer, leider.
Besondere Zeiten erfordern mehr und nicht weniger Kommunikation. Krieg gegen die Ukraine führt zu Flüchtlingsbewegungen, zur Energiekrise und Corona ist auch noch nicht erledigt und im Winter haben wir vermutlich alle drei Themen sich überlagernd durchzustehen. Es gibt doch tatsächlich Dienststellenleitungen, die überlegen sich jetzt die Anweisungen zum Energiesparen in Leitungsrunden und schreiben Papier voll oder kommunizieren über die Presse – und haben sich bis zum 16.09. noch nicht mit den Vertretungen der Beschäftigten ausgetauscht! So hörten und lasen wir vom Senken der Bürotemperaturen auf 19 Grad bei eingeschränkten, kürzeren Bürozeiten, wir hörten von der Idee, das Homeoffice anzuordnen, Etagen frei zu ziehen, Menschen in Büros enger zusammenzusetzen, Flurlichter auszuschalten, Warmwasser abzuschalten, Wasserkocher und Kaffeemaschinen zu verbieten.
Mal unabhängig davon, dass bei der Gestaltung der Arbeitsplätze und Regelungen der Arbeitszeit die Personalräte hart in der Mitbestimmung sind und dies allen Hausleitungen bekannt sein sollte – ist das die Art von Entscheidungsfindung, die in dieser Zeit angemessen ist?
Wir wollen dazu folgende Überlegungen unsererseits mitteilen:
1. Ist Gas knapp und Strom auch, muss auch der öffentliche Dienst sparen. 19 Grad in Büros gibt der Bund vor. Ok. Aber 19 Grad sind klamm, die meisten Menschen frieren dann, insbesondere, wenn sie am Schreibtisch arbeiten. Für Menschen mit chronischer Immunschwäche stellt eine Temperatur in dieser „Höhe“ eine Gesundheitsgefahr dar. Mal an eine Gefährdungsbeurteilung gedacht, liebe Arbeitgeber?
2. In dieser Situation braucht es die Möglichkeit, sich warme Getränke zuzubereiten. Viele Dienstgebäude haben weder Pausenräume noch gut ausgestattete Teeküchen. Wasserkocher und Kaffeemaschinen einzusammeln oder abzustellen scheint hier kontra-produktiv. Die Anschaffung von Thermoskannen und – Bechern hingegen könnte eine Idee sein. Davon hört man nur nichts.
3. Zusammen ist man weniger allein, das stimmt. Allerdings stört man sich dann auch eher beim Arbeiten. Corona freut sich zudem, war da nicht was im letzten Winter mit dem Abstandhalten und vereinzelter Büronutzung?
4. Homeoffice geht nur auf freiwilliger Basis. Angeordnetes Homeoffice hat keine gesetzliche Grundlage und unterläge, wenn ernsthaft angedacht, der vorherigen Mitbestimmung durch Personalräte. Gesamtgesellschaftlich führte Homeoffice wohl eher nicht zu Energieeinsparungen. Es privatisierte nur die Energiekosten, wälzte sie auf die Beschäftigten ab. Nicht mit uns.
5. Der Austausch von alten Leuchtmitteln durch LED ist sicher sehr sinnvoll, nicht nur in Krisenzeiten. Wir ahnen, dass dies nicht überall schnell umsetzbar ist. Dunkle Flure sind Stolperfallen, insbesondere bei Menschen mit Seheinschränkungen. Es gilt auch hierbei, den Arbeitsschutz zu beachten.
6. Welche kompensatorischen Maßnahmen werden bei Kälte in Büroräumen angedacht? Zugluftstopper, Decken, Suppenküchen, aktive Sportpausen, Wärmeräume, Kleidergeld? Weite Teile des öffentlichen Dienstes gehören nicht zu den Besserverdienenden. Viele ächzen schon unter der Inflation und den Steigerungen der Heiz- und Stromkosten im privaten Bereich. Es stünde dem öffentlichen Arbeitgeber gut zu Gesicht, sich gegenüber seinen Beschäftigen fürsorglich zu verhalten. Es wird auf motivierte und trotz allem gesunde Menschen im öffentlichen Dienst ankommen, damit wir als Gesellschaft insgesamt heil durch den Winter kommen. Denn wir im öffentlichen Dienst sind für die Menschen unserer Stadt tätig.
7. Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation! Zuhören. Sich austauschen. Gemeinsame Ideen finden, diese gemeinsam umsetzen. Wir sitzen alle gemeinsam in kalten Gebäuden. Dies ist nicht die Zeit für einsame Entscheidungen durch Behördenleitende. Sonst wird es wirklich ungemütlich. Und sie dürfen dann als letzte das Licht ausmachen.
Wir im Hauptpersonalrat bleiben mit den Personalräten im Austausch. Wir werden jetzt konkret abfragen, wer einbezogen wurde und auf welche Maßnahmen des Energiesparens bei welcher Kompensation man sich verständigt hat. Die Zeit drängt, die Temperaturen fallen. Es ist Herbst, Freunde.
Für den Hauptpersonalrat