Forensische Pathologie/Klinische Rechtsmedizin

Die Rechtsmediziner in Berlin sind nicht nur für die Leichenöffnungen (Obduktionen) bei Verdacht auf ein Kapitaldelikt im Auftrage der Berliner Staatsanwaltschaft tätig. Oft werden auch Opfer von Gewaltverbrechen in Krankenhäusern oder ambulant untersucht. Täteruntersuchungen und -begutachtungen stehen ebenfalls auf der Tagesordnung eines Rechtsmediziners. Die Justizvollzugsanstalten, Tat- und Fundorte neben den Wohnungen der zu Untersuchenden zählen zu typischen Einsatzorten eines Berliner Rechtsmediziners.

Leiter der Abteilung

Dr. med. Edwin Ehrlich, Facharzt für Rechtsmedizin

Akademische Mitarbeiter

  • Dr. med. Klaus Krocker, Facharzt für Rechtsmedizin
  • dr. Univ./Beograd Dejana Matejic, Fachärztin für Neuropathologie, Fachärztin für Rechtsmedizin
  • Philipp Möller, Facharzt für Rechtsmedizin
  • Marlene Wagner, Fachärztin für Rechtsmedizin
  • Josephine Janke, Ärztin in Weiterbildung
  • Anna Müller, Ärztin in Weiterbildung
  • Rebecca Jacob, Ärztin in Weiterbildung

Rundgang durch den Sektionsbereich

Der offizielle Begriff “Leichenschauhaus” hat ausgedient. Und das eigentlich aus einem einfachen Grund. Die öffentliche Leichenschau ist nicht zeitgemäß. Dementsprechend ist der Sektionsbereich für den Publikumsverkehr gesperrt. Nur ein sehr enger Personenkreis von Zugelassenen zu einem Todesermittlungsverfahren darf einer Obduktion beiwohnen. Dies haben wir als Anlass genommen, Sie zu einem Rundgang durch die gesperrten Bereiche einzuladen.

  • Spezialfahrzeug der Rechtsmedizin

    Nach der Alarmierung des Fahrdienstes der Gerichtsmedizin durch die Berliner Polizei wird die Bergung der Leiche am Fundort von geschulten Fachkräften übernommen. Die Verstorbenen werden noch am Fundort in hermetisch abschließbare Plastikbehälter verpackt, in das Spezialfahrzeug der Gerichtsmedizin geladen und danach in die Kühlräume der Gerichtsmedizin gebracht.

  • Leichenannahme im Haus O

    Nachdem die Leichen durch den Fahrdienst der Gerichtsmedizin ins Leichenschauhaus gebracht worden sind, werden sie im sog. Leichenannahmeraum registriert. Gewicht und andere wichtige Messdaten oder Identifizierungsmerkmale werden zu diesem Zeitpunkt ermittelt, bevor die Leiche in die Kühlung geschoben wird.

  • Anzeige der Kühlzelle mit Temperaturangabe -20,3 C°

    Je nach Zustand werden die Leichen und Asservate in unterschiedlich gekühlte Kühlräume gebracht. Die Aufbewahrungskammern können bis auf -20°C heruntergekühlt werden.

  • Kühlraum mit Leichenregalen

    In den Kühlräumen existiert ein offenes 4etagiges Lagerungssystem. Jede Leiche liegt in einem speziellen Leichenplastikbehälter. Bei Bedarf wird die Leiche mit einem Hubwagen herausgezogen. In den Kühlräumen werden aber nicht nur Leichen, sondern auch Asservate (z. B. chemische Proben), die sich in einem extra abgeteilten Raum in der Kühlung befinden, aufbewahrt, um durch die niedrigen Temperaturen die Zersetzungsprozesse auf natürliche Weise zu verlangsamen.

  • Sektionssaal

    In dem lichtdurchflutetem Raum können parallel an 5 Tischen Obduktionen stattfinden.

  • Sektionsinstrumente

    Eine Sektion ist ohne Weiteres mit einem größeren Operationseingriff, jedoch nach dem Todeseintritt, vergleichbar. Das äußere Erscheinungsbild der Leiche wird nach der Obduktion wiederhergestellt, d.h., dass alle Organe zurückgelegt und alle Hautschnitte zugenäht werden. Ausnahmen stellen naturgemäß Fälle mit gröberen Verletzungen oder z. B. von Brandopfern dar.

  • Sektionswaage

    Die gesamte Untersuchung der Leiche wird von zwei Rechtsmedizinern (1. und 2. Obduzent gemäß § 87 StPO) durchgeführt. Dabei werden der genaue Ablauf sowie die erhobenen Befunde mit Hilfe eines Diktiersgerätes protokolliert. Neben den Gewichten einzelner Organe werden auch die Volumina aller Flüssigkeiten ermittelt und notiert.

  • Waschbereich

    Hygiene wird im Sektionsbereich großgeschrieben. Alle Arbeitsbereiche im Leichenschauhaus sind zur Sicherheit der Beschäftigten in verschiedene Schutzzonen eingeteilt. Unterschiedlich farbige Kleidungen in den verschiedenen Schutzstufen zeigen den Zonenbereich an. Neben der Schutzbekleidung gibt es mehrere Waschbereiche.

  • Automatischer Desinfektionsmittel-Spender

    Um Kontaminationen und Übertragungen von Spuren von den Untersuchungsobjekten zu unterbinden ist es notwendig, alle Instrumente und Flächen mehrmals am Tag zu desinfizieren. Dabei werden verschiedene Speziallösungen automatisch gemischt und ausgegeben.

  • T-Shirt mit Beschriftung "Gerichtsmedizin Berlin"

    Durch die Einteilung in verschiedene Schutzstufen muss im Sektionssaal ausschließlich dunkelblaue - und in den weniger geschützten Bereichen und Laboren - weiße Schutzbekleidung getragen werden. Auf Grund der umfangreichen Medienberichterstattung von Tatorten, wo die Kraftfahrer der Gerichtsmedizin zu sehen sind, hat sich die rote Bekleidung mit der Aufschrift "Gerichtsmedizin Berlin" fast zum Markenzeichen entwickelt.

  • Leichenmollen

    Im Falle einer Katastrophe könnten - bei nicht allzu großen Opferzahlen - alle Untersuchungen in den Räumen der Gerichtsmedizin im Mehrschichtbetrieb durchgeführt werden. Bei größeren Katastrophen müssen die Rechtsmediziner laut Katastrophenplan auf die Räume des Krematoriums Ruhleben ausweichen.

Aufgabengebiete

  • Gerichtsärztliche Obduktionen (I. und II. Obduzent)
  • Gerichtsärztliche Untersuchungen und Begutachtungen
  • Forensische Histologie
  • Gerichtsärztliche Leichenschauen in Krematorien (2. Leichenschau) nach dem Bestattungsgesetz
  • Bereitschaftsdienst in Leichensachen