Mit ihrem „TurboMonitor“ ist es dem Team von Industrial Analytics gelungen, industrielle Anlagen zu automatisieren und Betriebskosten zu reduzieren. Sie konnten somit den jahrelangen technologischen Stillständen in den Bereichen Chemie, Öl & Gas, Raffinerien und Kraftwerken erfolgreich entgegenwirken. Was sich im Unternehmen getan hat und was sich für Chancen und Möglichkeiten aus dem Gewinn des Deep Tech Award 2019 ergeben haben, darüber informiert uns Mitgründerin und Geschäftsführerin Anja Vedder im Interview.
Hallo Frau Vedder. Schön, dass Sie Zeit für ein Interview gefunden haben. Im April letzten Jahres haben Sie uns ja bereits von den Entwicklungen bei Industrial Analytics dank des Deep Tech Awards berichtet. Möchten Sie einmal zusammenfassen was in der Zwischenzeit passiert ist?
Wir waren Anfang 2020 auf der Suche nach einem Büro, das uns ein flexibles Wachstum- sowohl räumlich als auch auf unser Team bezogen- ermöglicht. Den Umzug aus dem SAP Data Space am Hackeschen Markt in die erstmalig eigens angemieteten Büroräume (im Elisabethhof am Erkelenzdamm in Kreuzberg) konnten wir noch vor dem ersten1. Corona Lockdown realisieren. Danach kam eine Zeit, die für nahezu alle von uns, von extremen Herausforderungen geprägt war: Neukundenansprache/Erreichbarkeit, Wegfall von Vertriebskanälen wie bspw. Konferenzen und Fachmessen, Remote Arbeit, Kurzarbeit und Homeschooling. Doch in all den Herausforderungen, haben sich auch Chancen für uns geboten. So konnten wir beispielsweise das Onboarding von Neukunden seit 2020 zu 100% auf digital umstellen, was uns insbesondere mit Hinblick auf unsere internationale Expansion extrem voranbringt.
Mit Blick auf den Deep Tech Award war der TurboMonitor damals ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury. Wie relevant ist dieses Produkt gegenwärtig noch für das Bestehen des Unternehmens?
Wir haben sehr stark in die Weiterentwicklung des Produkts investiert. So wurde Anfang dieses Jahres unser eigens entwickeltes Dashboard gelauncht, welches eine Beurteilung des aktuellen Zustandes der überwachten Anlagen und eine Prediction des Zustandes ermöglicht. Das Dashboard ermöglicht das Managen der durch die KI erkannten Ereignisse. Zudem werden konkrete Handlungshinweise für die Benutzer:innen der Anlagen generiert. Darüber hinaus erfolgt eine Zusammenführung unserer mobil unterstützten Services, die dazu dienen, Informationen aus dem Feld, “User Feedback”, einzusammeln. Die UI (User Interface) vereint modernstes Design mit webbasierten Technologien und einer nativen Bedienung. Insbesondere für das Bedienkonzept setzen wir stark auf User Tests und lassen die Rückmeldungen in die Umsetzung und Entwicklung des Produktes einfließen.
Was schätzen Sie besonders am Deep Tech Award?
Mir persönlich imponiert die Auswahl der Jury Mitglieder, die sich jedes Jahr aus Wirtschaft, Wissenschaft und Netzwerkpartner*innen zusammensetzen. Ich finde es bemerkenswert, dass in den unterschiedlichen Bereichen sehr hochqualifizierte Personen, die Experten:innen auf ihrem Gebiet sind, dafür gewonnen werden. Insbesondere die Gründungserfahrung finde ich sehr wichtig. Aus meiner Sicht kann die Ergänzung eines Mentorings mehrwertstiftend sein.
Berliner Unternehmen kommt der hiesige starke Austausch und eine gutes Netzwerk sehr zugute. Auch Industrial Analytics arbeitet eng mit dem Hasso-Plattner-Institut zusammen. Wie stark profitieren Sie von einer solch exzellenten Forschungsnähe?
Mit dem HPI arbeiten wir zum einen zusammen, um unsere KI-Algorithmen weiterzuentwickeln und zu optimieren. Zum anderen profitieren wir natürlich auch über das Netzwerk auf der Suche nach neuen Talenten und Kooperationen, und erhöhen die Sichtbarkeit von Industrial Analytics auf HPI-organisierten Events.
Was werden Ihrer Meinung nach durch die weitere Entwicklung der Industrie 4.0 für Herausforderungen für die Zukunft auf uns und Ihr Unternehmen zukommen?
Ich sehe im Bereich Industrie 4.0 noch viel Potential in der Zukunft. Insbesondere die Aspekte Nachhaltigkeit und Energieeffizienz werden mit Sicherheit noch stärker an Relevanz gewinnen. Es gibt viele Beispiele erfolgreich implementierter Technologien und Use Cases. Die Herausforderung besteht meiner Meinung nach darin, diese zu skalieren, so dass es nicht bei Einzelbeispielen bleibt.
Weiterhin bin ich der Meinung, dass die Einbeziehung der Bevölkerung eine immer wichtigere Rolle spielt und ein Verständnis dafür zu schaffen ist, dass jede:r ein Teil der Wertschöpfungskette ist. Deshalb ist für uns das Thema Transparenz und Know-how-Erhalt sowohl im eigenen Unternehmen aber auch bei unseren Kund:innen ein zentrales Thema was nur erreicht werden kann, wenn die Möglichkeit des Teilens von Daten mit Dritten ermöglicht wird. Die Technologien dafür existieren bereits. Den notwendigen gesetzlichen Rahmen dafür gilt es konkreter auszugestalten.
Stichwort Zukunft und Berlin: Verfolgen Sie die Deep-Tech-Szene in der Hauptstadt?
Das Netzwerken und der Erfahrungsaustausch in der Berliner Tech Startup Szene ist mir ein besonderes Anliegen. Ich bin froh darüber, dass es in den letzten Monaten auch wieder Gelegenheiten gab dies im größeren Rahmen offline zu tun. Neben der IoT- / KI-Branche finde ich es spannend, die Entwicklungen in den Bereichen Medical & Healthcare zu verfolgen.
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