Auch R3 – Reliable Real-Time Radio Communications gehört zu unseren ehemaligen Deep-Tech-Stars. Mit der EchoRing-Technologie gewannen sie 2015 einen Award. Was ist seither mit dem Produkt passiert? Lest selbst!
*Hallo Herr Bohge! Wir freuen uns sehr, dass Sie Zeit für dieses Interview gefunden haben.
2015 ist das Jahr, in dem R3 unter den Gewinner:innen des Deep Tech Awards war. Was ist Ihnen von dieser Zeit noch besonders im Gedächtnis beziehungsweise in Erinnerung geblieben?*
Der Deep Tech Award war für uns etwas ganz Besonderes. Denn es war tatsächlich der erste Preis, den wir jemals gewonnen haben. Unsere Firma war damals noch blutjung. Ich kann mich erinnern, wie stolz wir waren – auch und besonders wegen der freundlichen Worte unseres Gutachters Prof. Dr. Björn Scheuermann. Das i-Tüpfelchen war, dass uns Cornel Pampu, damals Referatsleiter IKT, Medien, Kreativwirtschaft bei der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung, den Preis übergeben hat. Er hat damit auch einen Grundstein für unseren späteren Erfolg gelegt. Dank ihm und dem Preis sind wir zur ProFit-Frühphasen-Finanzierung gekommen, die uns durch die Gründungsphase der Firma getragen hat.
Wie würden Sie die Entwicklungsschritte des EchoRing seit 2015 beschreiben?
Wir sind damals mit einem universitären Proof-of-Concept gestartet und haben unsere EchoRing-Techologie seitdem zu einer auf Standard-Hardware laufenden Software-Lösung weiterentwickelt, sie professionalisiert und zertifiziert. Heute bieten wir eine marktreife industrielle Lösung für hochzuverlässige Echtzeit-fähige Funkvernetzung. Dieser Weg hatte mit weiteren Auszeichnungen, spannenden Projekten und ersten Erfolgen in der Industrie tolle und motivierende Höhen. Doch natürlich gab es auch Tiefen. Vor allem die Corona-Pandemie hat uns schwer zu schaffen gemacht. Entsprechend stolz sind wir, dass wir in dieser Zeit unsere gesamte Belegschaft haben mitnehmen können. Mittlerweile haben wir dieses Tief überwunden. Mit der Peppermint Unternehmensgruppe haben wir einen starken und verlässlichen Partner gefunden und bringen jetzt als R3 Solutions GmbH die industrielle Echtzeit-Funk-Vernetzung gemeinsam voran.
Ihr Unternehmen wurde in der Hauptstadt gegründet und ist auch heute noch hier ansässig. Welches Potenzial bietet die Stadt Berlin, Ihrer Meinung nach, auf dem Feld IoT/Industrie 4.0?
Wir haben hier in Berlin einige hoch innovative Start-ups – zum Beispiel im Bereich Robotik oder Artificial Intelligence – die gut zusammenpassen. Ganz generell hilft die Attraktivität der Stadt, Talente zu gewinnen. Mehrere exzellente Hochschulen plus hochkarätige Forschungsinstitute sorgen für das passende Umfeld für Forschung und Entwicklung. Dazu kommt eine attraktive Förderumgebung mit Förderprogrammen oder auch Einrichtungen wie der Wista. Diese vermietet uns in den Räumen des Charlottenburger Innovations-Centrums (CHIC) nicht nur bezahlbare Büroflächen, sondern unterstützt uns auch bis heute dabei, uns mit Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu vernetzen.
Inwieweit war das Preisgeld des DTA für den weiteren Werdegang von R3 entscheidend?
Ich würde sagen, absolut entscheidend. Schließlich haben wir uns von diesem Geld eine wahnsinnig tolle Kaffeemaschine samt Kaffee-Abo geleistet. Ohne das wäre die Arbeit nicht in dem Maß vorangekommen. Oder können Sie sich ein Start-up und Entwickler ohne stabile Kaffeeversorgung vorstellen?
Was hat der Deep Tech Award damals Ihrer Meinung nach bewirkt?
Der Award war eine großartige Auszeichnung und Anerkennung unserer Ideen und Leistungen. Er hat vor allem in Berlin unsere Sichtbarkeit massiv erhöht. In der Folge wurden wir deutlich stärker wahrgenommen. Und der Award war in gewisser Weise der Beleg: Wir sind ein Deep-Tech-Unternehmen.
Was wünschen Sie sich für die Deep-Tech-Szene im Allgemeinen? Und auch generell für Berlin?
Vieles ist ja schon gut. Aber gerade als Start-up mit Ideen und Lösungen für die Industrie wünschen wir uns, dass für diesen hochkomplexen Bereich und den langen Weg bis zum fertigen Produkt passendere Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen werden. Diese müssen sich dadurch auszeichnen, dass sie langfristig orientiert sind und nicht auf kurzfristige Unternehmenswertsteigerungen abzielen. Manchmal habe ich das Gefühl, das ist im Venture-Capital-Geschäft in Deutschland noch nicht angekommen.
Vielen Dank für Ihre Zeit!