pi4_robotics GmbH Interview

Deep Tech Talk: Im Interview mit pi4_robotics GmbH

Neue Kategorie, neues Gesicht: Wir haben uns gefreut, pi4 und ihre Robotik-Innovation kennenzulernen. Mit dem Workerbot9 Care-Home bringen sie frischen Wind in die Pflegebranche und bieten dringend benötigte Unterstützung für Pflegekräfte. Wie pi4 die Zukunft der Pflege gestalten kann, erfahrt ihr im Interview.

Herzlichen Glückwunsch, Ihr seid unter den Finalistinnen und Finalisten des 9. Deep Tech Awards! Was bedeutet der Deep Tech Award für Euch und was war die Motivation für Eure Bewerbung?
Zu unserer Überraschung erhielten wir die Information nominiert zu sein und wurden dann gebeten eine Bewerbung abzugeben. Der Deep Tech Award ist eine große Ehre für uns und wir hoffen, dass er hilft, das Thema Robotik in der Seniorenpflege als mögliche Unterstützung in das Bewusstsein der Menschen zu bringen.

Berlin gilt als eines der wenigen deutschen Zentren für technologische Innovation. Wie erlebt Ihr die lokale Tech-Infrastruktur und wie wird diese durch den Deep Tech Award beeinflusst?
Der Standort Berlin ist stark im Bereich Forschung, was die Zulieferer/Produktionsbetriebe betrifft ,ganz ok, hier sollte sicherlich durch gute Rahmenbedingungen noch mehr passieren.

Eure Kategorie Robotik wurde beim Deep Tech Award 2024 zum ersten Mal eröffnet. Warum denkt Ihr, dass dies wichtig für die Robotik-Szene in Berlin ist?
Die Robotik ist in Zukunft größer als die Automobilindustrie, Berlin hat die Chance hier eine wichtige Rolle zu spielen.

Lasst uns die Perspektive wechseln und ein wenig mehr über Euch sprechen. Ihr habt Euch mit Eurem Produkt, dem Serviceroboter Workerbot9 Care-Home, beworben. Bitte gebt uns einen kleinen Einblick in Eure Gründungsgeschichte und Eure Hauptmotivation, dieses Produkt zu entwickeln.
Die pi4 ist jetzt mehr als 30 Jahre am Markt. Ziel von pi4 war und ist es Roboter zu bauen, die den Menschen unterstützen und mit dem Menschen Hand in Hand arbeiten.

Warum glaubt Ihr, dass Workerbot9 Care-Home es auf die Liste der Finalist:innen geschafft hat und warum ist es Deep Tech?
Der Roboter ist weltweit einmalig, also aktuell noch ohne ein Wettbewerbsprodukt und kann mithelfen, das globale Personalproblem in der zunehmenden Seniorenpflege aber auch bei anderen Serviceaufgabezu zu entlasten. Hinzu kommt die Modularität der Hard- und Software, die es ermöglicht, den Roboter schnell auf neue Aufgaben anzupassen.

Was ist die wichtigste technologische Innovation in Workerbot9 Care-Home und warum bringt sie den Stand der Technik voran?
Durch seine integrierte KI kann er Personen erkennen, sprechen und bis zu einem gewissen Umfang auch Sprache verstehen. Er hat Telepräsenzfunktionen, die es ermöglichen den Roboter auch von der Ferne als Avatar zu nutzen. Bedient werden kann er von jedem Computer oder Handy per Browser.

Was waren die größten Hindernisse in Eurem Entwicklungsprozess? Wie habt Ihr sie überwunden?
Die größte Herausforderung bei solch einem Produkt ist es, das Konzept optimal auf die Kundengruppe zu fokussieren und dazu die Kundenanforderungen gut und richtig zu verstehen. Das Konzept ist in dem BMBF geförderten Forschungsprojekt ROMI https://www.romi-projekt.de/ entstanden. Hier hatten wir optimale Partner, mit denen wir genau das sicherstellen konnten.

Wie verbessert Workerbot9 Care-Home die Interaktion zwischen Mensch und Roboter, und welche Maßnahmen habt Ihr ergriffen, um Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten?
Entsprechend der Zielgruppe haben wir Spracherkennung, Sprachausgabe, Gesichtserkennung und einen großen Bildschirm mit sehr großer Schrift, Ikonographie und Touchoberfläche. Der Roboter verfügt über redundante Sicherheitstechnik, damit niemandem etwas passiert.

Wie seht Ihr die Auswirkungen von Workerbot9 Care-Home auf die Pflege-Branche, und welches Feedback habt Ihr von Industriepartner:innen erhalten?
Der Roboter bietet eine echte Entlastung für das Pflegepersonal, bis dato haben wir nur positive Rückmeldungen und Begeisterung bekommen.

Wie trägt Euer Workerbot9 Care-Home zur Nachhaltigkeit bei, und welche Messgrößen verwendet Ihr, um den Erfolg zu messen?
Die Roboter können gut repariert werden, End-of-Life können sie problemlos in Einzelteile zerlegt werden, die dann recycled werden können. Aber der wichtigste Punkt ist ein Produktdesign, welches auf ein langes Leben hin ausgelegt ist.

Wo seht Ihr die Zukunft der Robotik, und wie passt Euer Projekt zu dieser Vision oder beeinflusst sie?
Die Robotik ist tatsächlich „the next big thing“, wir werden in Zukunft 1-2 Roboter pro Haushalt haben, darum reden wir hier über einen wichtigen Zukunftsmarkt. Es geht aber nicht nur um die wirtschaftliche Perspektive, sondern wir sollten uns auch überlegen, wen oder was wir da zu uns nach Hause holen.

Was wünscht Ihr Euch für unsere technologische oder digitale Zukunft?
Mehr Offenheit und spielerische Herangehensweise anstatt Vorbehalte und Angst.

Welchen Rat möchtet Ihr jungen Unternehmer:innen und Tech-Innovator:innen geben, die ihre Ziele erreichen wollen und vielleicht auch am Deep Tech Award 2025 teilnehmen möchten? Da Ihr es von 100 Bewerbern unter die Finalist:innen geschafft habt, gehen wir davon aus, dass Ihr hier einige echte Profi-Tipps habt.
Alles dauert fast immer viel länger als man es plant, aber auf jeden Fall, wünscht. Bei aller ambitionierter Planung sollte man immer einen sehr nüchternen und längeren Plan mitdenken, denn sonst erreicht man vielleicht das Ziel nicht, weil das Geld zu Ende ist oder die Motivation.

Vielen Dank für all Eure faszinierenden Einblicke!