Was ist die wichtigste technologische Innovation Eures D-Pockets und warum bringt sie den Stand der Technik voran?
Unsere patentierte Technologie wird “photothermische Spektroskopie” genannt und ist im Kontext der Blutzuckermessung völlig neuartig. Das Prinzip beruht auf der Absorption von Licht durch die zu messende Substanz. Moleküle wie Glukose haben sehr spezifische Absorptionsbanden im mittleren Infrarotbereich, die eine sehr spezifische Anregung ermöglichen. Diese Anregung führt zu einer sehr geringen, aber nachweisbaren Temperaturerhöhung, die eine Konzentrationsbestimmung ermöglicht. Dies wurde so vorher noch nie probiert/umgesetzt.
Die weltweit führende Forschung zu dieser Technologie wurde von einem unserer Co-Founder, Prof. Dr. Werner Mäntele, an der Goethe Universität Frankfurt geleitet. Mit der Unterstützung von Investoren wie Samsung und Medtronic (einem weltweit tätigen Medizintechnikunternehmen) setzt unser vielseitig qualifiziertes Team diese Technologie nun in ein tragbares medizinisches Produkt, das D-Pocket, um.
Unsere Technologie ist mit über 100 Patenten geschützt, von denen schon mehr als 45 Patente in allen relevanten Regionen der Welt (Europa, USA, China, Korea, Japan, …) erteilt worden sind.
Was waren die größten Hindernisse in Eurem Entwicklungsprozess? Wie habt Ihr sie überwunden?
Unsere größte Herausforderung besteht darin, dass es viele Ansätze zur nicht-invasiven Blutzuckermessung gibt, die nicht funktionieren und es immer eine große Skepsis im Markt gibt, wenn eine neue Technologie entwickelt wird. Erst durch die erfolgreiche Durchführung von zwei klinischen Studien, die unsere Genauigkeit nachgewiesen haben, konnten wir diese Skepsis ausräumen und uns nun auf die Miniaturisierung unsere Technologie konzentrieren: von unserem schuhkartongroßen Prototypen zu einem handlichen Gerät und dann in Zukunft als Teil einer Wearable-Lösung. Wir haben dabei gelernt, wie wichtig ein belastbares und interdisziplinäres Team ist, das über die Grenzen von Wissenschaft, Technik und Business hinweg zusammenarbeitet, um diese Herausforderungen zu meistern.
Wie schätzt Ihr das Marktpotenzial für das D-Pocket und DiaMonTechAG ein, und welche Strategien setzt Ihr ein, um Marktanteile zu erobern?
Weltweit leben mehr als 530 Millionen Menschen mit Diabetes. Allein der Markt für Teststreifen zur Blutzuckermessung beläuft sich auf mehr als 16 Mrd. USD. Unsere Technologie ist nicht-invasiv und bisher die einzige Lösung, die in klinischen Studien vergleichbare Ergebnisse wie (minimal-) invasive Blutzuckermessungen liefert. Wenn eine Blutzuckermessung so einfach und schmerzfrei möglich ist, messen Nutzer*innen häufiger und entwickeln ein besseres Bewusstsein für ihre Blutzucker, was zu einem gesünderen Lebensstil führen kann.
Wir haben einen Newsletter mit über 20.000 Abonnenten, die sich für den Marktstart des D-Pockets interessieren und eine Vereinbarung mit internationalen Distributoren für den Vertrieb von 100.000 Geräten pro Jahr.
Wir planen außerdem zwei Pilotprojekte mit deutschen Gesundheitskassen (einer privaten und einer gesetzlichen), um deren Versicherten mit unserem Gerät auszustatten.
Welche Rolle spielt die laufende Forschung und Entwicklung in Eurem Projekt, und wie nutzt Ihr akademische oder industrielle Partnerschaften?
Forschung und Entwicklung spielen eine große Rolle in unserem Projekt, da wir kontinuierlich neue Erkenntnisse in unsere Produktentwicklung einfließen lassen. Wir nutzen akademische und industrielle Partnerschaften, um unsere Technologie immer besser zu verstehen und zu optimieren. Für die Entwicklung unseres „Glucose-QCL“ haben wir z.B. mit einem Berliner Simulationsbüro zusammengearbeitet, um optische Simulationen für unseren Ansatz zu erstellen. Der QCL ist dann in Zusammenarbeit mit einem deutschen Laserhersteller entstanden. Für die Produktion arbeiten wir mit einem deutschen Auftragsfertiger zusammen und für die Optimierung unseres Temperatursensors diskutieren wir gerade ein gemeinsames Projekt mit einer Universität.
Da unsere Technologie aus der universitären Forschung entstanden ist, sind unsere akademischen Verbindungen bis heute sehr stark. Prof. Dr. Mäntele ist auf zahlreichen Konferenzen und Symposien präsent und DiaMonTech ist Mitglied der Photonik-Verbände EPIC und Optica.
Welches sind die größten Herausforderungen, die Ihr bei der Skalierung und Kommerzialisierung Eurer Technologie erwartet, und wie wollt Ihr diese angehen?
Die Nachfrage nach unserem Produkt ist sehr hoch und wir werden in kurzer Zeit große Stückzahlen (100.000+ Stück) herstellen (wollen). Die größte Herausforderung ist die Massenfertigung unseres QCL, da diese Laser üblicherweise nur in kleinen Stückzahlen gefertigt werden ( < 1.000 Stück pro Jahr). Wir arbeiten hier mit externen Partnern zusammen, die Spezialisten für Massenfertigung sind und bekommen auch von unseren Investoren (Samsung, Medtronic, Macnica, …) Experten an die Seite gestellt, so dass der Aufbau von Produktionskapazitäten so schmerzfrei wie möglich erfolgen kann.
Was wünscht Ihr Euch für unsere technologische oder digitale Zukunft?
Deutschland hat beste Voraussetzungen, datengetriebene Zukunftstechnologien zu entwickeln, die unser Gesundheitswesen besser machen und nicht zuletzt Fortschritte für die Patient*innen bringen werden. Wir wünschen uns mehr staatliche Förderung und weniger bürokratischen Aufwand, diese zu beantragen: Trotz erheblicher Fördermittel (z. B. Zukunftsfond) müssen Start-ups bei der Beantragung und Abrechnung von Zuschüssen einen hohen administrativen Aufwand betreiben.
Welchen Rat möchtet Ihr jungen Unternehmer:innen und Tech-Innovator:innen geben, die ihre Ziele erreichen wollen und vielleicht auch am Deep Tech Award 2025 teilnehmen möchten? Da Ihr es von 100 Bewerbern unter die Finalist:innen geschafft habt, gehen wir davon aus, dass Ihr hier einige echte Profi-Tipps habt.
Wir geben immer gern diese Ratschläge:
1. Fokus auf Innovation und große Wirkung: Wenn ihr schon viele Stunden mit eurem Startup verbringt, dann geht auch ein großes Problem an. Das macht am Ende mehr Spaß!
2. Baut euch frühzeitig eine Community auf: Lernt eure Kund*innen kennen, noch bevor das Produkt fertig ist, baut eine Community auf und tauscht euch aktiv mit Branchenexpert*innen, potenziellen Kooperationspartner*innen und anderen Start-ups aus. Der Aufbau eines starken Netzwerks innerhalb des eigenen Ökosystems macht euer Produkt besser und kann wertvolle Einblicke, Partnerschaften und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bieten.
3. Gewöhnt euch daran, eure Geschichte zu präsentieren: Übung macht den Meister! Bewerbt euch bei allen Preisen, die für euch sinnvoll sind, und nutzt die verschiedenen Bühnen. Holt euch Feedback und passt eure Präsentation immer wieder an. Erstellt einen überzeugenden und verständlichen Pitch, der das Problem, das ihr löst, die Einzigartigkeit eurer Lösung und die Marktchance effektiv vermittelt.
4. Hört nicht auf Ratschläge! Hört euch alles an, aber entscheidet dann selber, ob die Tipps für euch passen. Niemand kennt euer Startup besser als ihr!
Vielen Dank für all Eure faszinierenden Einblicke!