Herzlichen Glückwunsch, ihr seid unter den Finalistinnen und Finalisten des 9. Deep Tech Awards! Was bedeutet der Deep Tech Award für Euch und was war die Motivation für Eure Bewerbung?
Vielen Dank! Die Nominierung als eine der Finalist:innen des Deep Tech Awards ist für uns eine wichtige Anerkennung und Bestätigung unserer Arbeit gegen Des- und Misinformation. Wir waren motiviert uns zu bewerben, weil wir darauf aufmerksam machen wollen, dass es für wichtige gesellschaftliche Herausforderungen wie das der „Fake News“ innovative Lösungen geben kann. Darüber hinaus bietet die Teilnahme am Deep Tech Award die Möglichkeit, unsere Technologie einem breiten Publikum vorzustellen. Gleichzeitig freuen wir uns über die Vernetzung mit Experten und anderen Stakeholdern.
Berlin gilt als eines der wenigen deutschen Zentren für technologische Innovation. Wie erlebt Ihr die lokale Tech-Infrastruktur und wie wird diese durch den Deep Tech Award beeinflusst?
Berlin ist mit der lebendigen Tech-Szene in der Tat auch für uns der ideale Standort. Die Stadt bietet eine dynamische Startup-Szene, hervorragende Netzwerke, Zugang zu erstklassigen Talenten und unterstützt Startups mit hervorragenden Förderprogrammen.
Der Deep Tech Award stärkt diese Infrastruktur zusätzlich, indem er Innovationen sichtbar macht und wertvolle Verbindungen zwischen Unternehmen, Investoren und Experten schafft. Mithin wird das gesamte Tech-Ökosystem in Berlin weiter belebt und unterstützt.
Lasst uns die Perspektive wechseln und ein wenig mehr über Euch sprechen. Ihr habt Euch mit Eurer Validierungs-Lösung für digitale Inhalte beworben. Bitte gebt uns einen kleinen Einblick in Eure Gründungsgeschichte und Eure Hauptmotivation, dieses Produkt zu entwickeln.
Valid wurde Ende 2023 von uns – Hans, Slava, Daniel und Jens – in Berlin gegründet. Hans, Jens und Daniel kennen sich bereits aus der Schule und wir haben Slava, der bereits Gründungserfahrung mitbringt (Clevershuttle), von unserer Idee überzeugen können.
Unser Konzept entstand aus der akademischen Forschung am European Blockchain Center. Die wachsende Flut an KI-generierten Inhalten, die oft Desinformation und Spam enthalten, haben uns als Nachrichtenkonsumenten motiviert, eine Lösung zu entwickeln, die die Quelle und Authentizität digitaler Inhalte überprüfbar macht. Da wir eine unabhängige Presse und die verantwortungsbewusste Berichterstattung als essentiell für unseren demokratischen Diskurs halten, haben wir eine Lösung entwickelt, von der sowohl die Medienschaffende als auch die Endkonsumenten profitieren.
Die Chancen der KI sind enorm – sie kann Prozesse effizienter machen und neue kreative Möglichkeiten eröffnen. Allerdings bringt die massenhafte Verbreitung von KI-generierten Inhalten auch Risiken mit sich. Es wird immer schwieriger, vertrauenswürdige Inhalte zu erkennen, was sowohl für Nutzer:innen als auch für Plattformen problematisch ist. Hochwertige journalistische Inhalte gehen in der Masse unter und verlieren an Sichtbarkeit.
Unsere Lösung nutzt Blockchain-Technologie und Kryptografie, um die Echtheit von Medieninhalten zu verifizieren. Damit schaffen wir Transparenz und Vertrauen, sowohl für Endnutzer:innen als auch für Plattformen. So können wir den positiven Nutzen der KI maximieren und gleichzeitig ihre Risiken minimieren. Unser Ziel ist es, einen sicheren und verlässlichen digitalen Raum zu fördern, in dem qualitativ hochwertige Inhalte anerkannt und geschützt werden.
Warum glaubt Ihr, dass Valid Technologies es auf die Liste der Finalist:innen geschafft hat und warum ist es Deep Tech?
Wir sind wirklich dankbar, es auf die Liste der Finalist:innen geschafft zu haben. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit Valid einem der aktuell wichtigsten gesellschaftlichen Themen mit innovativer Technologie begegnen. Wir müssen an dieser Stelle natürlich mutmaßen, aber hoffen, dass die Jury das ebenfalls so sieht. Valids Lösung ist Deep Tech, da sie auf zukunftsorientierten Technologien basiert, die tief mit den technischen Herausforderungen der modernen Informationsverarbeitung und -sicherheit sowie sozioökonomischem Verhalten verwurzelt sind. Unserer Ansicht nach kann die Kombination aus Blockchain-Technologie und Kryptografie einen Beitrag zur Schaffung eines vertrauenswürdigen digitalen Raums schaffen, der über die Möglichkeiten traditioneller Lösungen hinausgeht.
Was ist die wichtigste technologische Innovation in Eurer Validierungs-Lösung und warum bringt sie den Stand der Technik voran?
Die Lösung von Valid dient der Verifizierung des Ursprungs bzw. zur Authentifizierung der Echtheit von Medieninhalten. Sie ist einzigartig, da sie transparent, sicher und skalierbar ist. Auch ist Valid für die Validierung von Nachrichtenartikeln – durch sowohl den Verleger als auch die Journalist:innen – maßgeschneidert. Dies erfolgt mit einer eigens dafür konzipierten App, mit deren Hilfe der erstellte Inhalt kryptografisch signiert, bevor er als „digitaler Fingerabdruck“ auf die Blockchain eingetragen wird. Nutzer:innen können anhand dieses Fingerabdrucks die Quelle und Authentizität der Medieninhalte überprüfen.
Die wichtigste technologische Innovation in unserer Validierungs-Lösung ist die skalierbare und sichere Verbindung der IT-Infrastruktur der Medienhäuser mit der zuvor erwähnten Signatur-App sowie mit der Blockchain. Derzeit forschen wir daran, dass die „Fingerabdrücke“ der Medieninhalte (im Fachjargon: Hashwerte) robuster werden und damit auch im Zeitalter der künstlichen Intelligenz zuverlässig einsetzbar bleiben.
Was waren die größten Hindernisse in Eurem Entwicklungsprozess? Wie habt Ihr sie überwunden?
Hinsichtlich der noch etwas klobigen Blockchain-Technologie war eines der größten Hindernisse die Schaffung einer möglichst User-freundlichen Lösung sowie die Integration dieser in bestehende (Legacy-)IT-Landschaften. Um diese Herausforderungen zu meistern, haben wir eng mit Experten aus der Blockchain- und IT-Branche zusammengearbeitet und iterative Tests durchgeführt. Dank unserer Pilotprojekte, insbesondere mit dem Berliner Verlag, konnten wir wertvolles Feedback erhalten und unsere Technologie stetig verbessern.
Durch diese Kooperationen und eine agile Entwicklungsweise haben wir es geschafft, eine robuste und skalierbare Lösung zu entwickeln.
Wie gewährleistet Ihr eine nahtlose und ansprechende Benutzer:innenerfahrung in Eurer Validierungs-Lösung, insbesondere in Anbetracht der Komplexität der Web3.0-Technologien?
Wir haben mit über 100 Medien-Expert:innen, Journalist:innen und Führungskräften aus der Medienindustrie Interviews geführt und die Lösung gemeinsam mit Journalist:innen getestet und weiterentwickelt. Die Web3.0-Komponenten unserer Lösung wurden konzipiert, um im Hintergrund für erhöhte Sicherheit und Transparenz zu sorgen und ohne Abläufe im Vordergrund zu beeinträchtigen. Wir hatten das Glück, auf sehr gute UI/UX Designer zurückgreifen zu können, um das Nutzererlebnis zu verbessern – das Feedback bisher war durchweg positiv.
Welche Maßnahmen habt Ihr ergriffen, um die Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit von Eurer Validierungs-Lösung zu gewährleisten?
Zum einen nutzen wir vertrauensstiftende und transparenzsichernde Technologien wie Blockchain bzw. Web3.0-Technologien. Zum anderen ist die Lösung so konzipiert, dass sie die Abhängigkeit von Valid reduziert. Das klingt im ersten Moment widersprüchlich, aber wir wollen, dass Presseverleger und Endkonsument:innen unsere Lösung auch ohne Valid nutzen könnten, damit eine unabhängige Validierung der Medieninhalte gewährleistet bleibt.
Darüber hinaus engagieren wir uns in verschiedenen Foren zur Desinformationsbekämpfung und sind beispielsweise Teil der Task Force gegen Desinformation unter Leitung der EU-Kommission. Dort erarbeiten wir gemeinsam mit den großen Plattformen und weiteren Stakeholdern, wie beispielsweise Faktencheckern, die besten Herangehensweisen zur Bekämpfung von Des- und Misinformation. Außerdem sind wir im ständigen Austausch mit Presseverlegern als auch -verbänden, um die Vertrauenswürdigkeit zu steigern.
Wie navigiert Ihr durch das regulatorische Umfeld und behandelt ethische Überlegungen im Zusammenhang mit Web3.0-Technologien?
Wir haben das Glück, dass wir mit Hans regulatorische Kompetenzen im Gründungsteam sozusagen „in-house“ haben. Darüber hinaus suchen wir den Austausch mit dem Web3.0-Netzwerk hier in Berlin, mit Experten aus dem European Blockchain Centre, oder auch durch das Hanseatic Blockchain Institute.
Welche zukünftigen Trends seht Ihr im Web3.0-Bereich voraus, und wie ist Valid positioniert, um sich an diese Trends anzupassen oder sie voranzutreiben?
Klarer Trend im Bereich Web3.0 ist die Tokenisierung von Assets. Darunter versteht man den Prozess, bei dem reale Vermögenswerte wie Immobilien, Content(-rechte), Unternehmensanteile oder andere Werte in digitale Token auf einer Blockchain umgewandelt und gehandelt werden. Dies ermöglicht eine einfachere und kostengünstigere Handhabung sowie eine höhere Liquidität dieser Vermögenswerte.
Valid ist für diesen Trend insofern gut positioniert, als dass wir sowohl die Welt der Wertschöpfung (in unserem Fall die Content-Erstellung und dessen Vertrieb) als auch die Tokenisierung gut kennen. Unser Ziel ist es, auch hier Synergien zwischen allen Stakeholder – also den Contenterstellern und den -nutzer:innen – zu schaffen.
Was wünscht Ihr Euch für unsere technologische oder digitale Zukunft?
Wir wünschen uns zunächst eine technologische Zukunft, in der Nutzer:innen die Herkunft von digitalen Inhalten selbst überprüfen können, Desinformation effektiv bekämpft wird und die Vorteile von KI verantwortungsvoll genutzt werden.
Im Großen und Ganzen wünschen wir uns, dass deutsche Unternehmen und die Bürger:innen Mut zum technischen Fortschritt beweisen und neue Technologien gewissenhaft nutzen. Wir wollen mit Vertrauen und Neugierde statt mit Skepsis in die digitale Zukunft blicken können.
Welchen Rat möchtet Ihr jungen Unternehmer:innen und Tech-Innovator:innen geben, die ihre Ziele erreichen wollen und vielleicht auch am Deep Tech Award 2025 teilnehmen möchten? Da Ihr es von 100 Bewerbern unter die Finalist:innen geschafft habt, gehen wir davon aus, dass Ihr hier einige echte Profi-Tipps habt.
Wie so viele andere Startups haben auch wir einige Iterationen benötigt, um unseren Product-Market-Fit zu finden bzw. zu perfektionieren. Der Rat an andere Unternehmer:innen und Tech-Innovator:innen lautet daher: Lernt von den Fehlern anderer! Tauscht euch früh mit anderen Startups, relevanten Netzwerken/Hubs und vor allem potentiellen Usern aus und stellt euch permanent ehrlich und kritisch die Frage, ob ihr mit eurer Lösung ein relevantes Problem löst. Falls nein, kein Weltuntergang: macht neu! Und kommt nach Berlin natürlich! :)
Vielen Dank für all Eure faszinierenden Einblicke! Deep Tech Berlin kann es kaum erwarten, Euch beim Deep Tech Award 2024 zu empfangen! Wir sehen uns am 11. Juli!