Philipp Zentner LI.Fi blog header interview

Web3 - DLT, Blockchain, NFT & Metaverse: Im Interview mit LI.FI

Hi Philipp. Vielen Dank, dass du dir heute Zeit für das Interview genommen hast. Könntest du LI.FI kurz für unsere Leser:innen vorstellen?

Aber gerne doch. Jeder, der heute mit DeFi interagieren möchte, sprich jede:r, der/die über seinen Centralized Exchange (z. B. Kraken, Coinbase, Binance) hinaus mit DeFi-Protokollen arbeitet oder den Zugang zu bestimmten Assets sucht, steht vor dem Problem, dass er/sie mit vielen Protokollen interagieren muss, um seine/ihre Gelder bewegen zu können. Die Branche entwickelt sich so schnell, dass weder Endnutzer:innen, noch Entwickler:innen oder Unternehmen da wirklich noch mithalten können.

LI.FI aggregiert die wichtigsten dezentralen Exchanges (DEXs), DEX-Aggregatoren und Cross-Chain Bridges und bietet darüber hinaus ein Smart Order Routing. D. h. unsere Schnittstelle (API) vergleicht die verschiedenen Routen, die ein:e Nutzer:in nehmen kann, um von Asset A auf Chain X zu Asset B auf Chain Y zu kommen und kann diese Transaktionen, egal wie komplex sie sind, auch in einer Automatisierung durchführen. Der/die Nutzer:in würde dafür normalerweise mehrere Transaktionen manuell absetzen, was mit erhöhten Kosten und Zeitaufwand verbunden wäre.

Was hat dich dazu inspiriert, LI.FI zu gründen?

Ich erinnere mich noch gut daran, als ich ca. 2002, 2003 anfing Webseiten zu bauen. Damals hat man Javascript noch tabuisiert und musste HTML-Browserweichen für Netscape und den Internet Explorer 5 schreiben. Als ich Anfang 2021 in den DeFi-Infrastrukturbereich reingeschaut habe, hat mich dieselbe Aufregung und Neugierde gepackt, dieses „neue Web“ kennenzulernen, zu verinnerlichen und darin Produkte zu bauen. Teil der Inspiration für LI.FI war Stripe. Mit ihrer sehr einfachen API und tollen Brand haben sie damals den ganzen E-Commerce und SaaS-Markt erobert. Wir wollten die Komplexität von Assetbewegungen genauso wegabstrahieren und für Entwickler:innen und Unternehmen vereinfachen. Und das ist uns auch ganz gut gelungen.

Wie beurteilst du die Rolle von LI.FI bei der Förderung des Web3-Ökosystems und inwiefern leistet es einen Beitrag zur Gestaltung der Zukunft von Blockchain, DLT, NFT und Metaverse?

LI.FI’s Rolle ist heute extrem wichtig geworden. Die infrastrukturellen Themen des Blockhain-/DLT-Bereichs sind sehr komplex und erfahren eine schnelle und vielfältige Weiterentwicklung. Man kann von Unternehmen nicht erwarten, dass sie mit all dem noch mithalten können. Wir nehmen ihnen da die Arbeit ab und erlauben von Tag eins an ein schnelles Prototyping, vor allem, wenn es um die Entwicklung von Finanzprodukten geht.

Könntest du uns bitte ausführlicher erläutern, wie das Softwareprodukt von LI.FI funktioniert, um unterschiedliche Blockchain-Systeme miteinander zu verknüpfen und deren Verbindungslücken zu überbrücken?

Wir sind per se kein Brückensystem, allerdings aggregieren wir die bestehenden und aufkommenden Brückensysteme auf Datenbasis. Man kann sich das wie die Google-Maps-Routensuche vorstellen, die einem genau sagt „erst den Bus für drei Minuten, dann die Bahn für zwei Stunden und dann nochmal das Taxi für zehn Minuten nehmen“, kombiniert mit dem Preisvergleich von Kayak – und dann führen wir die ganze Reise auch noch durch. Das Ganze für digitale Assets. Eine Art Autobahn für digitale Assets.

Welche Chancen sowie Herausforderungen siehst du für Unternehmen und Entwickler:innen in Bezug auf die Integration von Web3-Technologien in ihre Projekte?

Das Web3 bietet völlig neue Ansätze, um Werte zu repräsentieren und zu schaffen. Dabei setzen wir eine neue Ebene der Kommunikation auf die bestehende Internet-Infrastruktur. Diese ermöglicht uns die Welt global noch einmal besser zu verknüpfen. Wir können Besitztümer repräsentieren und der Handel kann, technisch betrachtet, ohne Intermediär stattfinden. Dabei wird der digitalen freien Marktwirtschaft ein neues Fundament geschenkt. Der/die Nutzer:in kann z. B. seinen/ihren Social Network Account sehr einfach auf neuen Plattformen wiederverwenden. Der/die Nutzer:in kann dabei mit seinen/ihren hinterlassenen Daten jederzeit umziehen, hat volle Kontrolle, was damit passiert, und heutige Datensilos werden aufgebrochen. Dank modernster Kryptographie muss er/sie dabei nicht um seine Privatsphäre fürchten. Ein anderer Gedanke ist die „Hyperfinanzialisierung“ – alles hat einen Wert, welcher über die Blockchain greifbar und übertragbar gemacht wird. Der notwendige Paradigmenwechsel zur Massenadoption dieser Technologie kommt in vielen Formen und Kontexten.

Könntest du uns deine Sichtweise auf die Stärken und Vorteile Berlins als Zentrum für Startups und technologische Innovationen in Europa mitteilen?

Berlin ist das Zuhause für die Urgesteine der heute größten Ökosysteme wie Ethereum, Cosmos und Polkadot. Entsprechend hat Berlin viele Talente aus dem Bereich und bietet so einen fruchtbaren Boden für Web3 Startups.

Gibt es bevorstehende Entwicklungen oder Programme, auf die sich die DeFi- und Web3 Communities von LI.FI freuen können?

LI.FI ist konstant dabei sich den Entwicklungen des Ökosystems anzupassen. Kernziel dabei ist es stets an besseren Preisen durch Integration von effizienteren Protokollen und der Expansion in andere Ökosysteme zu arbeiten. So werden wir ab November z. B. Solana unterstützen. Cosmos soll gleich darauf in Q1/24 folgen.

Wie wichtig ist Berlin für Web3?

Der Web 3 Space hat es sich generell zur Aufgabe gemacht, Datensilos, aber auch geographische Hotspots zu vermeiden. Die meisten Firmen agieren vollständig remote, viele Talente sind als digitale Nomaden unterwegs, aber es ist dennoch wichtig lokal Leute zusammenzubringen. Mit der Dappcon arbeitet das Berliner Ökosystem genau daran und ich hoffe, dass wir in Zukunft noch mehr internationale Aufmerksamkeit für den Standort Berlin erreichen können. Talente im Web3-Bereich sind sehr teuer. Berlin wäre ein toller Standort, der mit relativ wenig Geld viel zu bieten hat. Wenn wir mehr Menschen hier hinziehen könnten, wäre das super. Der Talentepool aus Web 2.0 ist ebenfalls gigantisch hier und es wäre toll, wenn wir mehr finanzielle Mittel für Bildung hätten, um den Transfer in das Web der Zukunft beschleunigen zu können.

Vielen Dank für das Interview!

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