Alexander Rabe ist Geschäftsführer und verantwortet in seiner Funktion seit 2018 die strategisch-inhaltliche, politische sowie kommunikative Positionierung des Verbandes an den Standorten Berlin, Brüssel und Köln. Für uns nahm er sich Zeit, Fragen zur Partnerschaft und natürlich zu den Kernaufgaben des Verbandes zu beantworten.
Hallo Herr Rabe. Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview. Wir freuen uns, dass der eco – Verband der Internetwirtschaft Partner des Deep Tech Awards ist. Können Sie Tätigkeitsbereiche des Verbandes vorstellen und warum ist der Deep Tech Award als Partner besonders spannend für Sie?
Als größter Verband der Internetwirtschaft in Europa und mit mehr als 1000 Mitgliedern weltweit ist eco Thought Leader und Impulsgeber in allen Bereichen der Digitalisierung. Insbesondere bei den Themen digitale Infrastrukturen sowie Technologien und Märkten verfügen wir über eine breite Expertise und Kompetenzen. Zudem engagieren wir uns in zahlreichen Initiativen und Förderprojekten für eine nachhaltige, verantwortungsvolle sowie sichere digitale Transformation.
Herzstück der Verbandsarbeit bildet dabei auch unser Hauptstadtbüro, durch das wir in engem Austausch zur Berliner Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft stehen. Darum ist der Deep Tech Award auch so spannend für uns: Die Digitalisierung verfügt über die nötigen Potenziale, um den großen Herausforderungen unserer Zeit, wie zum Beispiel dem Klimawandel, zu begegnen. Ich halte es nur für folgerichtig, dass im Rahmen des Deep Tech Awards auch innovative Produkte und Lösungen aus Berlin herausgestellt werden.
Ihr Ziel ist es, die digitale Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft voranzutreiben. Wie beurteilen Sie aktuell die digitale Infrastruktur und IT-Sicherheit in unserem Land?
In puncto IT-Sicherheit sieht es durchaus besorgniserregend aus: Das zeigt unsere jährlich durchgeführte IT-Sicherheitsumfrage in der Wirtschaft als auch die offiziellen Warnungen, nicht zuletzt des BSI.
Entsprechend groß ist die Sorge vor Hackerangriffen auch in der Bevölkerung und die Erwartungen an die Bundesregierung. Das hat unsere gemeinsame Umfrage mit Civey Ende 2022 gezeigt: Über 98 Prozent der Menschen in Deutschland sind unzufrieden mit der Leistung der Bundesregierung im Bereich IT-Sicherheit. Knapp jede:r Zweite erklärte die Cybersicherheit zudem als dringlichste digitalpolitische Aufgabe der Ampel.
Beim Thema digitale Infrastrukturen müssen wir differenzieren.
Beim Gigabit-Netzausbau auf Glasfaserbasis – ein wichtiger Baustein starker digitaler Infrastruktur – muss die Bundesregierung schneller in die Umsetzung kommen. Hier sind wir leider für eine starke Industrie- und Wirtschaftsnation wie Deutschland noch nicht stark genug im internationalen Wettbewerb aufgestellt und liegen entsprechend im Vergleich abgeschlagen.
Aber das Ökosystem digitaler Infrastrukturen ist ja auch mehr als “nur” Glasfaserausbau. Zu den Anbieter:innen digitaler Infrastrukturen gehören beispielsweise Rechenzentren, also der Ort, wo Daten gespeichert und verarbeitet werden, und hier sind wir traditionell in Deutschland stark aufgestellt. Das liegt vor allem am größten Internetaustauschknoten, dem DE-CIX in Frankfurt am Main, der die Ansiedlung von Rechenzentren seit 1995 in Deutschland sicherlich maßgeblich positiv beeinflusst hat.
Seit 2018 machen wir uns mit der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen dafür stark, dass das Bewusstsein für dieses Ökosystem leistungsstarker, digitaler Infrastrukturen auch gegenüber Politik und Öffentlichkeit wächst. Mit Erfolg, doch wir haben noch immer viel zu tun. Denn die Welt dreht sich weiter und die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hat gerade erst begonnen.
Welche Herausforderungen bestehen bezüglich der digitalen Transformation derzeit in Deutschland?
Um die digitale Transformation in Deutschland voranzutreiben, braucht es auch hier die nötigen politischen Rahmenbedingungen. Dafür muss die Ampelkoalition erst einmal die großen Linien definieren, wie sie den geplanten digitalen Aufbruch in der Praxis stemmen will und diesen dann auch umsetzen. Aktuell scheint es eher, als ob sich die Bundesregierung im Klein-Klein- und Kompetenzgerangel der Ministerien verfangen hat. Auch, dass die Bundesregierung das Digitalbudget und damit Mittel für die Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben und Projekten offensichtlich nicht priorisiert, ist sicher nicht hilfreich für die Umsetzung der digitalen Transformation.
Wie ist die Berliner Gründer:innen-Szene in Bezug auf die IT-Branche derzeit aufgestellt?
Berlin ist als Startup Hub bekannt, das gilt auch für die IT-Branche. In einem internationalen, kreativen und jungen Umfeld treffen hier Gründer:innen auf Tech-Talente. Aus meiner Sicht bildet die Hauptstadt damit weiterhin den idealen Nährboden für innovative digitale Lösungen und Anwendungen. Um die Belange von Gründer:innen in Berlin und deutschlandweit zu stärken, setzen wir uns als Verband verstärkt auch für Startups ein.
Welche Erwartungen haben Sie an die Teilnehmer:innen des Deep Tech Awards und worauf freuen Sie sich besonders?
Vor allem freue ich mich auf neue Impulse, spannende Ansätze und kreative Ideen. Mit Blick auf die Teilnehmer:innen und Gewinner:innen aus den vergangenen Jahren bin ich sicher, dass wir diese auch beim diesjährigen Deep Tech Award sehen werden.