Eine Frau wird mit bunten Lichtern und Schriftzeichen durch einen Projektor beschienen

Nach dem Internet of Things ist vor dem Internet of Behaviors

03.02.2021

Das „Internet of Behaviors“, oder auch Internet der Verhaltensweisen, symbolisiert einen Technologie-Trend im Jahr 2021, der laut des US-Marktforschungsunternehmens Gartner bis 2025 erhebliche Auswirkungen auf den IT-Betrieb haben wird.
Was verbirgt sich hinter dieser Innovation und welche Veränderungen wird sie mit sich bringen?

Technologien müssen sich aufgrund der Covid-19-Pandemie neu ausrichten
Im Zuge der andauernden Covid-19-Pandemie und der daraus resultierenden negativen wirtschaftlichen Folgen sind Unternehmen derzeit mehr denn je gezwungen Arbeitsprozesse umzugestalten und neu zu denken. Die Herausforderung liegt hierbei darin, zum einen die ökonomischen Schäden und negativen Auswirkungen aufgrund des Virus möglichst eindämmen und minimieren zu können, zum anderen aber auch ein stetiges Wachstum des eigenen Unternehmens zu ermöglichen. Um diese Anforderungen meistern zu können, müssen fortschrittliche Technologien vor allem eines: sich neu ausrichten.

IoB ist eine Weiterentwicklung des IoT

Als Teil dieser Neuausrichtung wird der Mensch samt seiner digitalen Verhaltensweisen einen zentralen Stellenwert einnehmen. Wie Gartner auf seinem IT Symposium/Xpo 2020 erklärte, macht das IoB genau dies möglich. Dabei stellt die Deep-Tech-Innovation eine Weiterentwicklung des Internet of Things dar. Zwar bedient man sich innerhalb des Internet of Behaviors der über IoT gesammelten Daten dank smarter Verknüpfungen, erweitert diese jedoch durch eine anschließende Auswertung, Nutzung und Verknüpfung weiterer Informationen. Diese Entschlüsselung dient dank Data Mining der Verbesserung bestimmter Produktstandards und der Optimierung des Kundenverständnisses sowie personalisierter Dienstleistungen.

Die Ansätze des innovativen IoB sind dabei vielfältig. Tracking, Gesichtserkennung oder ähnlich generierte Big Data von physischen und digitalen Verhaltensweisen sollen erfasst, analysiert, verstanden und anschließend monetarisiert werden. Man ist vor allem in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Entwicklung mit Hilfe dieser verarbeiteten Daten in der Lage, gewisse Verhaltensweisen evaluieren, verstehen und eventuell sogar voraussagen zu können, um entsprechende Werbestrategien anzupassen und neuwertige Produkte zu produzieren.

Best-Practices des Einsatzes von IoB in Unternehmen

Ein Beispiel für ein IoB-Programm bietet die Schadens- und Unfallversicherung in der Automobilindustrie. So können gesammelte Daten und Informationen von einem/einer Fahrer*in und seinem/ihrem Fahrverhalten Automobilhersteller künftig dabei unterstützen, ihre Sicherheitsstandards und technische Details – wie beispielsweise Motoren – eines Fahrzeugs zu verbessern. Doch es gibt weitaus mehr Einsatzmöglichkeiten. Künftig könnten dank des integrierten IoB bei Fitness-Apps auch Vorhersagen bezüglich des Gesundheitszustandes des/der User*in getroffen werden. Nach der Datenanalyse von Parametern wie Herzfrequenz, Blutdruck, Bewegungslevel, Kalorienverbrauch, etc. könnten Gesundheitsrisiken vorausgesagt und Nutzer*innen rechtzeitig gewarnt werden. Mit solch einer Warnmeldung würde ebenso eine Beeinflussung des Verhaltens stattfinden – zum Wohle des Menschen.

IoB unterstützt in Zeiten der Covid-19 Pandemie bei der Einhaltung der Hygieneregeln

Dass das IoB künftig auch bei der korrekten Einhaltung von Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus unterstützen kann, zeigt das vom Forschungsunternehmen Gartner gewählte Beispiel. Diverse Sensoren oder RFID-Chips können zur Überprüfung korrekter Handhygiene innerhalb von Unternehmen eingesetzt werden. Dieser Sensor übermittelt Informationen zur Art und Häufigkeit der angewendeten Handhygiene, sammelt und überprüft diese im Anschluss. Eine Gesichtserkennungssoftware könnte ebenso die korrekte Trageweise eines Mund- und Nasenschutzes sowie die Körpertemperatur überprüfen und Lautsprecher auf Verstöße der Hygieneregeln hinweisen.

Im Hinblick auf die Entwicklung des IoB sagt Gartner ebenso voraus, dass bis 2025 mehr als 50 Prozent der Bevölkerung von mindestens einer IoB-Anwendung staatlicher, kommerzieller oder privater Institutionen erfasst werden wird. Dieser Progress könnte auch Vorteile für Unternehmen bringen, die sich dieser Informationen bedienen. Probleme personaler, produkttechnischer und wirtschaftlicher Art können rechtzeitig erkannt, beseitigt und künftig auch vermieden werden. Dies ermöglicht folglich eine Optimierung auf sämtlichen Ebenen. Nicht zuletzt auch durch eine Verhaltensbeeinflussung, die erst durch eine umfangreiche Überwachung möglich wird.

IoB und Datensicherheit

Jedoch ergibt sich mit dieser Masse an gesammelten und verarbeiteten Daten auch das bekannte Risiko mangelnder Datensicherheit in ebensolchen Ländern, in denen der Datenschutz keine übergeordnete Rolle spielt. Wie kann verhindert werden, dass durch die Implementierung von IoB persönliche Daten missbräuchlich verwendet werden oder die Bevölkerung keine Einflussnahme mehr darauf hat, durch wen und auf welche Weise sämtliche Daten verwendet werden?

Laut Gartner sollen trotz der Nutzung und Weiterverarbeitung geheimer Daten globale Datenschutzgesetzte für ausreichend Schutz und Privatsphäre von Privatpersonen sorgen und diese vor dem erwähnten Datenmissbrauch bewahren. Dennoch bleibt ebenso die Überwachung des Datenschutzes eine Herausforderung, da sämtliche Prozesse, von der Datensammlung bis hin zur Weiterleitung sicher gestaltet werden müssen.

Fieber-Screening Lösung basierend auf IoB

Das deutsche Unternehmen Kentix beweist mit seiner datenschutzkonformen IoT-Lösung zur Temperaturmessung, dass das IoB auch innerhalb Deutschlands nicht mehr weit entfernt ist. Ein selbstlernendes SB-Gerät ermöglicht dank Sensoren ein kontaktloses Fieber-Screening und optimiert durch Deep-Learning-Algorithmen stetig seinen Messprozess. Die Speicherung und Auswertung dieser Daten erfolgt sekundenschnell und weitere Anwendungsbereiche wie die Kontrolle des Zugangsmechanismus aufgrund der Körpertemperatur können beliebig angebunden werden.

Potenziale und Risiken von IoB für Unternehmen

Aufgrund der Tatsache, dass sich das IoB der Verhaltenswissenschaft bedient, bietet es ein großes Potenzial für Unternehmen und einen klaren Wettbewerbsvorteil. Zielgruppen können dank der Verknüpfung erworbener Daten analysiert, verstanden und entsprechend bedient werden. Demzufolge wird die Interaktion zwischen Individuum und Unternehmen positiv beeinflusst. Auch in der aktuellen Corona-Pandemie zahlt sich eine IoB-Technologie aus, indem sie die Sicherheit am Arbeitsplatz erhöht und das Nutzer*innenverhalten überprüft. Jedoch betont Gartner auch massive ethische und soziale Auswirkungen, die eine so umfangreiche Überwachung und unbewusste Verhaltensmanipulation auf lange Sicht mit sich bringen wird.