In den letzten Jahrzehnten hat die Medizin zahlreiche Durchbrüche erzielt. Allerdings steht sie trotz dieser Erfolge noch immer vor vielen Herausforderungen. Ein Problem dabei ist die mangelnde Digitalisierung in der Branche. Jetzt haben sich Start-ups dem angenommen: Sie revolutionieren den Medizin-Sektor, indem sie die digitale Transformation initiieren und das Konzept der Telemedizin einführen.
Besonders die Corona-Pandemie hat allen gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung und Vernetzung der Krankenhäuser wirklich ist. Wir haben gesehen, dass es in Deutschland Defizite in diesem Bereich gibt. Deshalb hat das Bundeskabinett Anfang September zugestimmt, Krankenhäuser mit drei Milliarden Euro zu unterstützen, um die Digitalisierung zu fördern. Jedoch gilt als Bedingung, dass Bundesländer oder Krankenhäuser 30 Prozent der Gesamtkosten selber tragen müssen.
Das Potential der Digitalisierung der Medizin durch die Telemedizin ist groß. Einerseits benötigen Notaufnahmen eine Anpassung der technischen und informationstechnischen Ausstattung, andererseits ist auch die digitale Infrastruktur zur Förderung und Versorgung von Patient*innen, was die Ablauforganisation, Dokumentation und Kommunikation angeht, verbesserungsfähig. „Telemedizinische Weiterentwicklungen und die IT-Sicherheit vertragen kein längeres Warten“, erklärte Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, in einer Pressemitteilung der DKG Anfang September. Telemedizin und Robotik sind nicht nur wichtig in Krisenzeiten, sondern sollten auch im Normalbetrieb an Bedeutung gewinnen.
Zum Arzt via Videochat
Aufgrund der Angst vor der Corona-Pandemie haben die Telemedizin und insbesondere die Behandlung per Video-Chat rasch an Popularität und Akzeptanz gewonnen. Zudem wurde der für die KBV-Buchhaltung erforderliche Zertifizierungsprozess von der TÜV-IT erfolgreich abgeschlossen, sodass jede*r Patient*in nun unabhängig von der Versicherung von den Videobehandlungen profitieren kann. Mit Plattformen wie Kry und Teleclinic können Patient*innen nun mühelos für Terminvereinbarungen, Diagnose, Beratung, Rezept oder Krankschreibung mit Ärzt*innen in Kontakt treten. Diese Entwicklung hat viele Vorteile die von der Zugänglichkeit bis zu den Kosten reichen. Die Telemedizin ist so weit fortgeschritten, dass ein KI-basiertes Entscheidungssystem das Überwachen von Patient*innen mit Hilfe von Steuergeräten ermöglicht und diejenigen identifiziert, die Unterstützung benötigen. Damit die Telemedizin jedoch weiter voranschreiten kann, müssen erst noch Regelungen getroffen und Fragen zur Sicherheit, zur Datennutzung und zur Datenverarbeitung beantwortet werden. Trotz allem bleibt der Mangel an Instrumenten zum Schutz vor Cyberkriminalität das Haupthindernis der Telemedizin.
Durch den Anstieg der Telemedizin entstehen außerdem neue Geschäftsmodelle. Zu diesen neuen Geschäftsmodellen gehört Klara, eine rundum virtuelle Plattform, die Arztpraxen hilft, mit ihren Patient*innen in Kontakt zu bleiben. Neben erstattungsfähigen E-Besuchen und Echtzeit-Videokonsultationen mit bis zu vier Teilnehmer*innen automatisiert Klara außerdem die Kommunikation während der gesamten Genesungszeit und speichert Patient*inneninformationen auf einem zentralen und synchronisierten Server. Neben einer verbesserten Customer Journey können sich Kund*innen von Klara auf eine Steigerung der Kundenakquise um bis zu 85 Prozent freuen.
Videokurse für werdende Mütter
Kinderheldin ist eine weitere bemerkenswerte Berliner Plattform der Telemedizin. Denn diese ermöglicht es werdenden Müttern, mit erfahrenen Hebammen in Kontakt zu treten. Das bietet nicht nur Komfort für Schwangere, die bequem von zu Hause aus Hilfe erhalten, sondern gewährleistet auch persönliche Unterstützung an Wochenenden und sogar an Feiertagen. Darüber hinaus werden neben Videokursen auch Live-Kurse online angeboten. Auf diese Weise lernen Schwangere in kleinen Gruppen alles Wesentliche – von der Geburtsvorbereitung bis zur ersten Hilfe für Babys und Rückbildung des Beckenbodens.
Auch in Zahnarztpraxen werden digitale Lösungen immer wichtiger. Patient*innen können viel Zeit sparen, indem sie die Symptome vor dem Termin per Video-Chat erklären. Dadurch wird die Behandlung des Arztes wesentlich effizienter. Darüber hinaus können Nachuntersuchungen nach einer umfangreichen Behandlung durch die Telemedizin weiter unterstützt werden.
Telemedizin noch am Anfang
Obwohl die Telemedizin seit Beginn der Pandemie große Fortschritte gemacht hat, zeigte die Krisenzeit jedoch auch, dass noch einiges passieren muss. Die finanzielle Unterstützung des Bundeskabinetts sowie der erfolgreiche Zertifizierungsprozess der KBV-Buchhaltung sind erste Schritte in die richtige Richtung. Durch die Einführung von Vorschriften zur Datensicherheit wird die Telemedizin einen großen Schritt nach vorne machen, der hoffentlich die Entstehung weiterer, digitaler Geschäftsmodelle fördern wird.