Über mehrere Monate hinweg arbeiteten die Jugendlichen der Schreibwerkstatt der Bezirkszentralbibliothek „Mark Twain“ und ein bekannter Jugendbuchautor an einer gemeinsamen Geschichte mit dem Titel „Sonntagsfamilienausflug“. Das Ende hält viele überraschende Wendungen bereit, mit denen bestimmt niemand gerechnet hätte. Herr und Frau Holle, der schwedische König, Angela Merkel und seltsame Außerirdische spielen eine nicht unwesentliche Rolle.
Jochen Till über „Sonntagsfamilienausflug“:
Als mich Renate Zimmermann im Oktober 2010 fragte, ob ich Lust hätte, bei einem Schreibprojekt namens Storytausch mitzumachen, war ich für einen Moment skeptisch, ob ich der Richtige dafür sei. Das klang erst mal irgendwie pädagogisch, so als müssten die Teilnehmenden dabei etwas lernen und ich ihnen etwas beibringen, und das ist so gar nicht meins. Ich habe keine Ahnung, wie man anderen Menschen etwas über das Schreiben vermittelt, deshalb stehe ich auch nie für Schreibwerkstätten zur Verfügung. Ich schreibe einfach für mich allein im stillen Kämmerlein, das war schon immer so. Meiner Meinung nach lernt man am meisten über das Schreiben, indem man viel liest – das ist dann auch schon die einzige Schriftstellerweisheit, die ich teilen kann. Als Frau Zimmermann mir dann aber versicherte, dass ich keinerlei pädagogische Leistung erbringen, sondern nur Spaß haben muss, habe ich sofort zugestimmt. Denn mit Spaß kenne ich mich aus, der gehört für mich zum Schreiben
und Lesen definitiv dazu. Außerdem reizte es mich, zum ersten Mal in meinem Schriftstellerleben nicht alleine schreiben zu müssen/ dürfen /können – eine gänzlich neue Erfahrung, der ich mit großer Spannung entgegen sah. Und das Allerbeste: Ich musste mir keinen ersten Satz einfallen lassen, der ist nämlich meistens am schwierigsten. Den hat dann Benjamin geschrieben. Oder auch nicht. Denn sein erster Satz bestand eigentlich nur aus einem Wort. Sonntagsfamilienausflug. Dieser Fuchs! Damit war er nicht nur dem schwierigen ersten Satz aus dem Weg gegangen, sondern hatte gleichzeitig auch noch den Titel für unsere Geschichte kreiert. Hut ab.
Ich wüsste ja zu gern, wie sich Benjamin die Weiterführung seines Einstiegs vorgestellt hatte. Das hätte eine spannende Abenteuergeschichte werden können. Oder ein zutiefst dramatisches Familiendrama-Drama. Aber dann war ich ja dran mit Schreiben. Und mit mir kam der Quatsch in die Geschichte. Herrlicher, überbordender, höchst alberner, total abgedrehter Quatsch. Und das schönste war: Alle haben mitgemacht! Und sogar teilweise noch einen draufgesetzt! Das UFO war nicht meine Idee! Aber ich fand’s toll! Wie überhaupt die ganze Geschichte. Ich habe sie gerade noch einmal gelesen und mich schlapp gelacht. Ich kann nur hoffen, dass es den Lesern dieses Buches auch so gehen wird.
Vielen Dank Renate Zimmermann! Vielen Dank all den Mädchen und Jungs, die mitgeschrieben haben und die ich bei der Präsentation auch kennen lernen durfte! Danke für die unvergessliche Erfahrung und den famosen Quatsch, den ihr mir erlaubt habt, mit euch zusammen zu schreiben! Und ein besonderer Dank geht natürlich an unsere Frau Bundeskanzlerin – wer die Geschichte liest, weiß warum.