Drucksache - 0797/XXI  

Die BVV fasste auf ihrer Sitzung am 13.12.2023 folgenden Beschluss:

Der Ausschuss empfiehlt der BVV:
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Die Bezirksverordnetenversammlung ersucht das Bezirksamt zu prüfen, wie ein kritisch-historisches Konzept nach dem Vorbild der "Insel-Tour" auf der Roten Insel für das Fliegerviertel in Tempelhof erstellt werden kann. Neben der Stadtteilgeschichte soll dabei insbesondere ein Augenmerk auf die Geschichte der Straßennamen und deren Benennungsgeschichte gelegt werden. Ein Fokus kann zudem auf die Frage gelegt werden, warum zu unterschiedlichen Zeiten in der Geschichte des Fliegerviertels entsprechend benannt worden ist - und welche Maßstäbe heutigen Benennungen zugrunde liegen.
Der BVV ist bis zum 30. September 2024 zu berichten.

Das Bezirksamt teilt hierzu mit der Bitte um Kenntnisnahme mit:

Straßennamen sorgen berlinweit für spannende Diskussionen. Sie sind Zeugnis von politischer, sozialer und kultureller Einflussnahme im öffentlichen Raum: An der Benennung von Straßen und Plätzen lässt sich die Ehrung von Personen sowie die Erinnerung an Ereignisse und damit nicht selten Geschichtspolitik ablesen.

An Berlins Straßennamen werden nicht nur die wechselvolle Geschichte der Stadt mit ihren Ereignissen und politischen Umbrüchen, sondern auch der gesellschaftliche Wandel und die wechselnden Deutungshoheiten über Erinnerungskultur im öffentlichen Raum erkennbar. Einige Straßen in der Gartenstadt Neu Tempelhof erhielten auf Anweisung von Hermann Göring im Jahr 1936 Namen von Kampffliegern des Ersten Weltkriegs, weshalb das Viertel auch als „Fliegerviertel“ bekannt ist. Seit 1945 haben zahlreiche Initiativen die Kontinuität der NS-Benennung kritisiert und Umbenennungsversuche der relevanten Straßen angestoßen, bisher ohne Erfolg.

Die Museen Tempelhof-Schöneberg haben dieses interessante, stadtteilgeschichtliche Thema 2022 aufgegriffen und werden in Kooperation mit dem Aktiven Museum und den weiteren elf Berliner Bezirksmuseen im Frühjahr 2025 ein von der Lotto-Stiftung gefördertes Ausstellungsprojekt zum Thema „Berlins Straßennamen in Geschichte und Gegenwart“ realisieren. Das geplante Ausstellungsprojekt basiert auf einem detaillierten Konzept, das die Geschichte des „Fliegerviertels“ kritisch beleuchtet und die Entwicklung und Bedeutung der Straßennamen in den Vordergrund rückt. Durch interaktive und partizipative Elemente sollen die Anwohner aktiv in den Prozess eingebunden werden, um eine breite Auseinandersetzung und Diskussion zu fördern.

Für die Umsetzung eines neuen, weiteren Konzeptes nach dem Vorbild der Insel-Tour stehen dem Bezirksamt keine eigenen Mittel zur Verfügung. Auch eine mögliche Fördermöglichkeit konnte bisher nicht ausgemacht werden. Für die inhaltliche und gestalterische Realisation eines solchen Projektes würde eine Fördersumme von mindestens 100.000 € benötigt.

Es wird darum gebeten, die Drucksache 0797/XXI als erledigt anzusehen.