Drucksache - 0016/XIX  

 
 
Betreff: Perspektiven der Seniorenarbeit
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Fraktion der CDUBezirksamt
Verfasser:Frau Dr. Klotz, SibyllSchöttler, Angelika
Drucksache-Art:AntragMitteilung zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
14.12.2011 
3. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Soziales und Senioren XIX. Wahlperiode Entscheidung
19.01.2012 
1. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales mit Änderungen im Ausschuss beschlossen (Beratungsfolge beendet)   
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
15.02.2012 
5. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen (Beratungsfolge beendet)   
Bezirksamt Entscheidung
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
21.03.2012 
7. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Soziales und Senioren XIX. Wahlperiode Entscheidung
10.05.2012 
5. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und Senioren      

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag
Austauschseite
Beschlussempfehlung
Mitteilung zur Kenntnisnahme

Das Bezirksamt wird ersucht,

„Das Bezirksamt wird ersucht,

einen Bericht über die Einrichtung eines neuen Fachbereichs Soziale Dienste zu erstellen.

Dabei soll insbesondere dargestellt werden,

 

 

a. In welchen Strukturen zukünftig die Seniorenarbeit stattfinden soll und welche Angebote für das Jahr 2012 geplant ( hierbei soll insbesondere die Perspektive der Seniorenfreizeitstätten dargestellt werden)

 

Mit der Eingliederung der Seniorenarbeit in das Sozialamt stellte sich im Kontext der bereits weit fortgeschrittenen Organisationsentwicklung (siehe Frage b) die Frage nach der Anbindung dieses Bereichs in den Gesamtprozess. Eine organisatorische Separierung der Seniorenarbeit wurde letztendlich verworfen, da die Art und Weise der Seniorenarbeit voll und ganz dem Zielfokus und der Intention des bisherigen Organisationsentwicklungsprozesses entspricht. Die Angebotsinhalte der Seniorenarbeit richten sich zum einen durch die Freizeitangebote gezielt an die Förderung der Aktivierung im Alter. Zum anderen entspricht die Angebotsstruktur in Form der Seniorenfreizeiteinrichtungen den Ansprüchen einer sozialräumlichen Angebotsausrichtung, die durch die lokale

 

 

 

 

Verankerung gezielt eine örtliche Versorgung älterer Menschen sichert. Gerade die Aktivierung und die sozialräumliche Ausrichtung gehören zu den künftigen intern übergreifenden Kardinalzielen des Sozialamtes. Aus diesem Grund ist uns der Erhalt der vorhandenen Seniorenfreizeitstätten ein großes Anliegen und wir haben auch bei der Haushaltsplanung 2012 Vorkehrungen getroffen, um die Seniorenfreizeitstätten Haus Am Mühlenberg und Huzur auch in Zukunft offen zu halten. Diese beiden Seniorenfreizeitstätten sind nämlich ohne ausreichende Personalausstattung an die Abt. Soz übergeben worden.

 

Die Angebotsinhalte und Angebotsstrukturen der Seniorenarbeit finden auch weiterhin auf zwei Ebenen statt. Hierzu gehören einerseits die örtlichen Seniorenfreizeiteinrichtungen, die den drei Regionen Schöneberg Nord/Süd, Friedenau/Tempelhof und Marienfelde/Mariendorf/Lichtenrade, sind den entsprechenden Regionalteams im Sozialdienst zugeordnet und der jeweiligen Regionalteamleitung unterstellt. Dies hat keine Auswirkungen auf die Angebotsstruktur der Freizeitstätten. Zum anderen richten sich diverse Angebote der Seniorenarbeit ohne lokalen Bezug an die Seniorinnen und Senioren des gesamten Bezirks Tempelhof Schöneberg. Eine entsprechende Koordination und Abwicklung dieses Teils der Seniorenarbeit findet daher bezogen auf Planung und Umsetzung unabhängig von einer Region statt.

 

Die Koordination der Seniorenarbeit insgesamt obliegt weiterhin der bisherigen Leiterin Frau Ströhl. Die Stelle bleibt eigenständig und ist als Stabsstelle der Fachbereichsleitung Soziale Dienste zugeordnet. Der lokale Bezug der Seniorenfreizeitstätten wird jedoch künftig stärker hervorzuheben zu sein.

 

Es bleiben daher auch die übergreifenden Angebote die gleichen wie bisher und es ist beabsichtigt, bestehende Maßnahmen und Initiativen zur Förderung und Unterstützung älterer und alter Menschen auch in Zukunft fortzusetzen. Um bei immer stärker werdenden Sparvorgaben und der Situation, dass frei werdende Stellen in der Verwaltung nicht immer neu besetzt werden können, auch weiterhin Angebote für Seniorinnen und Senioren vorhalten zu können, musste eine Entscheidung getroffen werden, welche Angebote bestehen bleiben können. Aus finanziellen und personellen Gründen wird es deshalb kein Familienfest mehr geben. Die Ausrichtung dieses Festes ist sehr arbeitsaufwändig und bindet in seiner Vorbereitung und Durchführung sehr viel Personalkapazitäten und ist obendrein mit hohen Kosten verbunden, die nur teilweise refinanziert werden. Es wird aber andere Angebote geben, z.B. Informationsveranstaltungen zum Thema seniorengerechtes Wohnen. Ob die Gesamtheit der Angebotspalette aufrechterhalten werden kann oder nicht, hängt in erster Linie nicht von der Umstrukturierung, sondern von der finanziellen Ausstattung der Abteilung, vom Nachfragebedarf und sich mittel- und langfristig verändernden Bedarfslagen ab.

 

Zur Perspektivfrage ist zu sagen, dass gerade im Rahmen der aktuellen Diskussion zum Thema „Demografischer Wandel“ der kommunalen Seniorenarbeit und den Seniorenfreizeitstätten eine zentrale Aufgabe im Gemeinwesen zukommen wird. Es ist mit einer Zunahme der Altersarmut zu rechnen. Die Zahlen der Leistungsempfänger des SGB XII werden sich erhöhen und mit großer Wahrscheinlichkeit Auswirkungen auf die (potentielle) Nutzerklientel der Seniorenfreizeitstätten haben.

 

Der steigende Versorgungsbedarf an diversen persönlichen Dienstleistungen des SGB XII wird vom Sozialamt als Träger alleine nicht zu schultern sein. Von daher sind in der Seniorenarbeit zum Beispiel wohnortnahe und generationsübergreifende Handlungsansätze zu prüfen, die ein soziales Miteinander fördern und stärken, das Alter zum integrativen Bestandteil unseres Bezirks werden lassen und das Sozialamt insgesamt entlasten. Hierzu gehören z.B. Ansätze und Ideen der Nachbarschaftsarbeit im Quartier und damit die Prüfung nach einer möglichen Integration der Seniorenfreizeitstätten in ihrer Standortfunktion in diese Konzepte.

Die Ausrichtung dient auch dazu, älteren und alten Menschen eine lange Nutzung der eigenen Wohnung und des vertrauten Wohnumfeldes zu ermöglichen. Der Ausbau einer gemeinwesenorientierten, vernetzten Seniorenarbeit wird in Zukunft ganz wesentlich an Bedeutung gewinnen. Aus sozialpolitischer Sicht muss gerade die Altersarmut im Mittelpunkt kommunaler Seniorenarbeit stehen. Auf diese Zielgruppe wird sich der Fokus der Seniorenarbeit in unserem Bezirk verstärkt richten müssen. Spricht man von Altersarmut, darf man weiterhin nicht vergessen, dass mit einer steigenden Anzahl einkommensschwacher älterer Migranten und Migrantinnen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg zu rechnen ist, die man in der Seniorenarbeit nicht aus den Augen verlieren darf. Zur allgemeinen Perspektiventwicklung einer integrativen kommunalen Seniorenarbeit zählt ebenfalls die Unterstützung und Beachtung der besonderen Lebenslage von Lesben von Schwulen, die zwar in den letzten Jahrzehnten weitgehend ihre soziale Akzeptanz durchsetzen konnten, aber im ggf. auch pflegebedürftigen Alter erneut der Gefahr sozialer Ausgrenzung unterworfen sind. Unter diesen Aspekten erscheint es nicht so wichtig, dass möglichst tolle Angebote von einer möglichst großen Zahl von Besucherinnen und Besuchern konsumiert werden. Viel wichtiger ist dagegen, dass die Menschen Kontakte knüpfen, gegenseitige Hilfe entwickeln und Selbsthilfe organisieren können.

Die Angebote für das Jahr 2012 sind in der beiliegenden Broschüre zu ersehen.

 

b. Ob es zutrifft, dass künftig auf eine dezentrale, sozialraumorientierte Arbeitsweise (Regionalteams) umgestellt wird und aus welchen Grund dies so geplant und notwendig ist.

 

Es trifft zu, dass sich das Sozialamt künftig auf eine dezentrale, sozialräumliche Arbeitsweise in Form der Einrichtung von Regionalteams umstellt. In Zukunft werden die Aufgaben der Seniorenarbeit ebenso wie andere Bereiche der sozialen Arbeit oder angrenzender Tätigkeiten in polivalenten und sozialräumlich ausgerichteten Teams innerhalb des Fachbereichs Soziale Dienste wahrgenommen werden. Zusätzlich wurden aus Gründen der Kostensteuerung und wegen rechtlicher Abgrenzungen im Fachbereich Soziale Dienste zwei Sonderteams eingerichtet, nämlich für den Bereich der Bedarfsfeststellung bei der Hilfe zur Pflege und für die Amtsbetreuungen der ehemaligen Betreuungsbehörde.

 

Das Sozialamt befindet sich bereits seit einiger Zeit in einem Organisationsentwicklungsprozess, der 2009 mit einer linearen internen Aufgabenkritik begonnen hatte und Ende 2010 um weitere Zielvorgaben in Form einer künftigen sozialräumlichen Ausrichtung, einer verstärkten Durchsetzung der aktivierenden Aspekte der Leistungen des SG XII und um fachbereichsübergreifende sowie konsensorientierte Fragestellungen ergänzt wurde. Nach einer intensiven Planungs- und Vorbereitungsphase von November 2010 bis Juni 2011 wurde in der zweiten Jahreshälfte die Umsetzungsplanung in Angriff genommen. Die Umsetzung selbst wurde im Januar 2012 eingeleitet.

 

Den Hintergrund des Vorhabens bilden die fortlaufend wachsenden Ausgaben- und Fallanstiege in den unterschiedlichen Sektoren des SGB XII bei gleichzeitigen Einsparvorgaben und reduzierten Personalbeständen im Sozialamt. Ziel ist es daher, die Funktionsfähigkeit des Sozialamtes in der Zukunft zu erhalten und gleichzeitig Grundlagen für eine ressortübergreifende und im Land Berlin favorisierte sozialräumlichen Ausrichtung bei der Aufgabenwahrnehmung kommunaler Aufgaben zu legen.

 

Der Organisationsentwicklungsprozess zielt unter anderem auch darauf, durch personelle Bündelungen ein höheres Maß an Flexibilität und Anpassungspotentiale an steigende Anforderungen und Arbeitsverdichtungen zu entwickeln. Neben der Stärkung planerischer Elemente soll die sozialräumliche Ausrichtung einzelner Sektionen des Sozialamtes die Vernetzung mit örtlichen Ressourcen im Bezirk fördern. Dieses Vorhaben soll zusätzlich durch die künftige Hervorhebung der aktivierenden Grundsätze des SGB XII gestützt werden.

 

Aktuell bezieht sich daher die Umstrukturierung im Wesentlichen auf unterschiedliche, bisher kleinteilig aufgestellte Sozialdienste und weitere geeignete Fachdienste, die nicht zu den Bereichen der wirtschaftlichen Hilfegewährung gehören. In den Prozess einbezogen sind daher Organisationsteile der Sozialen Wohnhilfe, der Betreuungsbehörde, des Sozialdienstes Reha und Pflege und der zuletzt hinzugekommenen Seniorenarbeit.

 

c. Ob es hierfür bereits Erfahrungen aus anderen Bundesländern oder Bezirken gibt und ob sich diese bewährt haben.

 

Die Ausrichtung einer sozialraumorientierte Aufgabenwahrnehmung durch den Träger der vielschichtigen Segmente des SGB XII steht erst am Anfang. Wir sind der erste Bezirk in Berlin, der ein solches Vorhaben beginnt.

 

Erfahrungen bezüglich einer gemeinwesen- bzw. sozialraumorientierten Seniorenarbeit sind beispielsweise in Nordrhein-Westfalen gesammelt, dargestellt und in Fachforen publiziert und diskutiert worden, so dass bei der eigenen Ideenentwicklung auf Handlungsansätze anderer Kommunen und Gemeinden zurückgegriffen werden kann (Themenschwerpunkte „Forum Seniorenarbeit NRW“).

 

d. Ob bisherige Angebote aufgrund dieser Strukturreform wegfallen und

bisherige Angebote werden aufgrund der Strukturreform nicht wegfallen.

 

e. Wie und mit wem die geplanten Veränderungen erörtert wurden:

 

Der gesamte Organisationsentwicklungsprozess wird und wurde auf verschiedenen Ebenen diskutiert und erörtert. In die Diskussion einbezogen sind und waren die Leitungskräfte im Sozialamt sowie die Leitungskräfte der künftigen Teams des Fachbereichs Soziale Dienste. Teilfragen der Umsetzung wurden in von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getragenen Arbeitsgruppen und Unterarbeitsgruppen erörtert. Der Prozess wird darüber hinaus laufend beraten und dokumentiert durch zwei Mitarbeiter von Steria mummert consult (SMC). Bezogen auf die Sozialraumorientierung ist das Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung (ISSAB) der Universität Duisburg-Essen eingebunden.

 

Mit der neu gewählten bezirklichen Seniorenvertretung gibt es Kontakte und ein Termin für eine ausführliche Information ist für den 26.4.2012 vereinbart worden.

 
 

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