Drucksache - 3128/V  

 
 
Betreff: Dauerhafte Einrichtung eines Tagestreffs für Wohnungslose am Alexanderplatz
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion der FDPFraktion der FDP
Verfasser:Hemmer, Dietzsch, Roet 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
Beratungsfolge:
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
27.05.2021 
49. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin beantwortet   

Sachverhalt
Anlagen:
1. GA FDP vom 18.05.2021
2. Mündliche Beantwortung vom 27.05.2021

Wir fragen das Bezirksamt:

 

  1. Welche Pläne gibt es seitens des Bezirksamtes einen Tagestreff – wie der temporäre im „Hofbräuhaus“ – dauerhaft für Wohnungslose in der Umgebung des Alexanderplatzes einzurichten?

 

BzStaR Herr Gothe antwortet: Sehr geehrter Herr Vorsteher, sehr geehrte Frau Dietzsch, sehr geehrte Herren Hemmer und Roet. In der Tat sprechen Sie einen wichtigen Punkt an. Wir sind tatsächlich schon seit längerer Zeit in der Analyse zur Deckung zu bringen, wo sind unsere Angebote für Obdachlose und wo sind die Obdachlosen. Wir haben dazu ein niederschwelliges Clearingverfahren, so haben wir das genannt, mit unserer aufsuchenden Sozialarbeit und dem Träger SIN e.V. durchgeführt, um festzustellen, auf welchen Plätzen in welchem Ausmaß Obdachlose Personen zahlenmäßig zu finden sind. Wir haben das auch geschafft durch unsere mittlerweile vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Obdachlosen und der aufsuchenden Sozialarbeit, das anonym nach alter Herkunft, Wohnsituation und Suchtverhalten zu differenzieren. Wir haben seit März tatsächlich eine Auswertung dazu vorliegen, die bestätigt, dass wir rund um den Alexanderplatz eine große Zahl von Obdachlosen und Wohnungslosen antreffen, aber dass das nicht zur Deckung zu bringen ist mir der Existenz der vorhandenen wohnungslosen Tagesstätten, die wir fördern. Das heißt, da wo unsere geförderten Orte sind, da sind nicht unbedingt die Obdachlosen. Deshalb haben wir auch schon Kontakt mit dem Träger GANGWAY e.V. aufgenommen, der den Alexanderplatz besonders gut kennt und überlegen jetzt wie wir das so in die Wege leiten, dass wir auch einen Tagestreff im Bereich des Alexanderplatzes dann mit unseren Kooperationspartnern ins Leben rufen können. Wir haben das noch nicht zum Abschluss gebracht, aber wir denken zum Beispiel daran, dass wir das Angebot der Caritas in der Großen Hamburger Straße ausbauen können. Die haben dort eine relativ große Immobilie, die auch in Nutzung ist, aber vielleicht kann man diesen Aspekt dort noch verstärken. Wir überlegen auch, ob vielleicht der Warme Otto mit der Stadtmission die Kooperation mit der Caritas in der Hamburger Straße unterstützen könnte. Wir überlegen auch, ob wir den Träger GEBEWO beauftragen zu überlegen, wo ein weiterer Tagestreff dort etabliert werden könnte.

  1. Gibt es Überlegungen oder Pläne, eine solche Tageseinrichtung bspw. in das neu entstehende Ensemble am Haus der Statistik zu integrieren?

 

BzStaR Herr Gothe antwortet: In der Tat ist es so, dass wir für soziale und kulturelle Nutzungen im Haus der Statistik viel Raum vorsehen wollen. Das ist fest verabredet. Wir haben im Rahmen der Pioniernutzung, die wir seit zwei Jahren dort etabliert haben auch eine ganze Menge ausprobieren können und tatsächlich war es so, dass in dem vorletzten Jahr, als es noch keine Coronapandemie gab, wir vor allem kulturelle und universitäre Pioniernutzer dort hatten und dann in der Zeit der Pandemie notgedrungen auf nicht so publikumsintensive Nutzungen umschwenken mussten. Wir hatten dann zum Beispiel mit der Stadtmission dort eine Kleiderkammer eingerichtet, wo auch genäht werden konnte. Es gab ein Basislager, kann man sagen, von wo aus eine ganze Reihe von Sozialarbeiter*innen dann in den Stadtraum ausschwärmen, durchaus auch in Richtung Kreuzberg und Friedrichshain, die sich dort sehr gut aufgehoben fühlen. Wir haben das Projekt JARA, was zuerst in der Nähe des Fernsehturms direkt war, auch dort angesiedelt, obwohl die Beratungsstelle dort eher versteckt liegt und einem nicht sofort auf den ersten Blick auffällt, ist JARA sehr zufrieden mit dem Standort und sagt, das ist ein guter Standort und wird auch gerne angenommen. Also es zeigt sich, dass das ein Ort sein könnte, wo sowas auch absolut angenommen werden würde, wenn man das da einrichtet und wir werden das sicherlich auch im Auge behalten, solche Nutzungen dann tatsächlich dort unterzubringen.

  1. Inwiefern werden die Bedarfe wohnungsloser Menschen am Alexanderplatz bisher bei der weiteren städtebaulichen und sozialen Planung des Bezirks Mitte berücksichtigt?

 

BzStaR Herr Gothe antwortet: Ja, das hatte ich bei der Beantwortung der ersten Frage bereits ausgeführt. Wir werden diese Erkenntnisse nutzen, um unter anderem mit dem Träger GANGWAY e.V., aber vielleicht auch mit dem Koordinator für den Alexanderplatz, der den Sozialraum dort auch stark im Blick hat und ein sehr tatkräftiger und umsichtiger Mensch ist und ein guter Mitarbeiter ist, werden wir gucken, wie wir uns dieser Idee dort etwas anzubieten auch nähern können. Vielen Dank.

Herr Kurt (Grüne): Vielen Dank Herr Gothe für Ihre Ausführungen. Erstens würde ich darum bitten, dass sie diese Auswertungen vom März den Fraktionen zur Verfügung stellen. Zum Zweiten, wir haben am Anfang der Wahlperiode genau wegen dieser Situation als Grüne einen Antrag eingebracht, der auch beschlossen wurde von der BVV, wo wir gesagt haben, auch im Hinblick auf die dramatische Situation, die wir damals auch im Bereich zwischen Hansaplatz und Zoologischer Garten hatten, dass wir gesagt hatten, ein Hauptproblem in Berlin ist, dass es zu wenig Einrichtungen, wie die Bahnhofsmission am Zoo gibt. Deshalb stauen sich dort Leute, weil das ist eines der wenigen Angebote für Menschen, die dort auf der Straße leben, die dort sich duschen können, die dort Beratung bekommen, die auch dort was essennnen. Wir hatten diesbezüglich damals das Bezirksamt aufgefordert, sich dafür einzusetzen, solche weiteren Standorte gegenüber dem Senat anzuregen, insbesondere am Alexanderplatz, weil wir gesagt haben, dass wir glauben, dass sich die Situation der Menschen verbessert, wenn man erstens nicht alle an einem Standort hat und zweitens am Alex auch ein großes Problem hat. Jetzt sind knapp vier Jahre vergangen. Es gibt die Forderung von GANGWAY e.V. nach dem Tagestreff. Ich glaube, dass die Problematik eines Tagestreffs immer ist, dass die Leute morgens um acht reindürfen und abends um fünf müssen sie halt raus. Mich würde in dem Kontext interessieren, ob Sie diese Idee, die wir damals in der BVV beschlossen haben, auch in diesem Kontext weiterverfolgen? 

BzStaR Herr Gothe antwortet: Ja, Herr Kurt, ich glaube, wir sind da in der Analyse und in den Schlussfolgerungen nach wie vor einer Meinung. Das bestätigt auch nochmal das, was Sie gesagt haben, dass es richtig war, in dieser Wintersaison diesen Tagestreff am Alexanderplatz zu etablieren. Der ist auch sehr gut angenommen worden. Die Analyse, die wir jetzt mit unserer aufsuchenden Sozialarbeit und SIN e.V. gemacht haben begründet auch nochmal, dass es richtig ist im Raum Alexanderplatz danach zu suchen und je zentraler das am Bahnhof Alexanderplatz dran ist desto besser, auch das teile ich auf jeden Fall. Das Haus der Statistik ist tatsächlich nicht so weit davon entfernt, insofern ist das von der Zielperspektive sicherlich ein guter Standort, dauert aber vielleicht noch zwei oder drei Jahre bis das umgesetzt werden kann. Insofern ist es eben gut, dass wir gucken, welche Möglichkeiten es noch in diesem Umfeld geben könnte. Auch der Standort von der Caritas in der Hamburger Straße ist auch nicht so weit vom Alexanderplatz entfernt. Zu den Unterlagen, die bekommen Sie natürlich gerne. Wir planen auch eine öffentliche Veranstaltung dazu, wo wir diese Erkenntnisse teilen wollen und zwar mit der Zielrichtung auf die vielen Kiezakteure, Stadtteilinitiativen, die alle dieses Thema Obdachlosigkeit kennen und sicherlich auch interessiert sind dort zu hören wo wir stehen und mit uns in den Dialog zu treten. Dazu sind Sie dann natürlich auch herzlich eingeladen. Danke.

 

 
 

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