Im vergangenen Oktober, zum Wintersemester 2016/17, haben 37 junge Studierende aus dem Nahen Osten ihre vierjährige Ausbildung an der Barenboim-Said Akademie in Berlin begonnen. Im Sommer 2016 wurde die Akademie als private Hochschule staatlich anerkannt, und mit rund 90 Studierenden wird sie 2018/19 voll ausgelastet sein. Ihr Bau hatte im Mai 2014 begonnen. Von den Gesamtbaukosten in Höhe von 35,1 Millionen Euro flossen 21,4 Millionen aus dem Etat der Staatsministerin für Kultur und Medien im Kanzleramt, Monika Grütters, in das Projekt; der Rest wurde von privaten Spendern aufgebracht.
Die Barenboim-Said Akademie und der Pierre Boulez Saal
von Katharina Foerster, Barenboim-Said Akademie
Bild: Volker Kreidler
Bild: Raum11/Jan Zappner
Die Betriebskosten werden ebenfalls aus dem Haushalt der Staatsministerin finanziert, während das Auswärtige Amt für die Stipendien der Studierenden aufkommt. Das Land Berlin überlässt der Barenboim-Said Akademie das denkmalgeschützte Gebäude im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrages für 99 Jahre. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung finanziert einen Lehrstuhl, der nach dem Mitbegründer des West-Eastern Divan Orchestra, Edward Said, benannt ist. Die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin hat mit einer halben Million Euro einige Finanzierungslücken geschlossen.
Bild: Peter Adamik
Herzstück und Glanzlicht der Akademie ist der vom amerikanischen Architekten Frank Gehry entworfene elliptische Pierre Boulez Saal, ein Kammermusiksaal mit variabler Bestuhlung und bis zu 680 Plätzen. Seine Architektur eröffnet eine außergewöhnliche Perspektive: Der Saal ist von zwei Ellipsen geprägt, deren Achsen so gegeneinander verschoben sind, dass der Rang im Raum zu schweben scheint. In dem denkmalgeschützten Gebäude, dem ehemaligen Kulissendepot der Staatsoper Unter den Linden, wurden rund 2.200 Kubikmeter Beton und 700 Tonnen Stahl verbaut. Neben dem Saal entstanden Probe- und Seminarräume, ein Auditorium, eine Bibliothek, Büros und Garderoben. Das Berliner Architekturbüro hg merz hat den Akademie-Flügel und das Foyer entworfen, die Ausführung haben die Architekten von rw+ übernommen. Die Projektsteuerung lag in den Händen von tp management.
Die Idee der Akademie reflektiert die Geschichte des West-Eastern Divan Orchestra. In diesem Ensemble, das im Jahr 1999 von Daniel Barenboim, dem Generalmusikdirektor der Staatsoper, und dem amerikanischpalästinensischen Literaturwissenschaftler Edward W. Said in Weimar gegründet wurde, musizieren junge Musiker aus Israel, Palästina und anderen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas. Dank zahlreicher Konzerte in aller Welt genießt das Orchester international einen hervorragenden Ruf als Botschafter interkultureller Verständigung.
Bild: Mike Wolff
Das Leitungsteam der Barenboim-Said Akademie setzt sich zusammen aus Daniel Barenboim als Präsident, Michael Naumann, dem ehemaligen Staatsminister für Kultur und Medien als Gründungsdirektor, Carsten Siebert als Gründungskanzler und dem in Oxford promovierten Musikwissenschaftler und Komponisten Mena Mark Hanna als Dekan. Die Leitung der geisteswissenschaftlichen Ausbildung liegt bei der an der Harvard University promovierten Rechtsphilosophin Roni Mann. Unterrichtssprache ist Englisch.
Der Pierre Boulez Saal ist dem humanistischen Grundgedanken von Bildung durch Musik verpflichtet, und in seinen anspruchsvollen Konzertprogrammen begegnen sich Tradition und Erneuerung, Vertrautes und Fremdes. Neben den großen Kammermusikwerken der Klassik und Romantik sind zentrale Werke des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Musik zu hören. Darüber hinaus werden Kompositionsaufträge vergeben und Uraufführungen realisiert. Führende internationale Solisten und Ensembles werden regelmäßig im Pierre Boulez Saal gastieren. Intendant des Saals ist Ole Bækhøj, der zuvor als Chief Executive des Mahler Chamber Orchestra und als Intendant des Dänischen Rundfunk-Symphonieorchesters wirkte. Der Pierre Boulez Saal ist auch das musikalische Zuhause des neugegründeten Boulez Ensemble, das mehrheitlich aus Mitgliedern der Staatskapelle Berlin und des West-Eastern Divan Orchestra das Eröffnungskonzert des Saals am 4. März 2017 bestritt.
Kontakt
Der Regierende Bürgermeister von Berlin
- Senatskanzlei -
Redaktion Zeitschrift aktuell
Susanne Zöchling